Astronomen beobachten aktuell erneute Abschwächung im Sternenlicht von KIC 8462852
Die Lichtkurve von KIC 8462852 vom 1. bis 19. Mai 2017
Copyright/Quelle: Tabetha Boyajian
Zum ersten Mal seit der erstmaligen Beobachtung der Abdunklungsereignisse im Lichtmuster des rund 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernten Sterns KIC 8462852 mit dem NASA-Weltraumteleskop „Kepler“ (…GreWi berichtete), haben Astronomen erneut eine signifikante Verdunkelung des Sternenlichts beobachtet. Für die Abdimmungsereignisse gibt es bislang noch kein eindeutige Erklärung. Neben exotischen bis hin zu bislang unbekannten astrophysikalischen Phänomenen, spekulieren einige Beobachter auch darüber, dass die Abschwächung des Sternenlichts von einer gewaltigen künstlichen Struktur um den Stern verursacht werden könnte.
Nach ersten Hinweisen auf Veränderungen im Licht des Sterns am 15. Mai 2017 wurde eine erste, wenn auch mit etwa bis zu 3 Prozent bislang noch deutlich schwächere Abdimmung als der bisherige Höchstwert von rund 22 Prozent im Licht des Sterns am Morgen des 19. Mai registriert (s. Abb.o.).
Für die heute bevorstehende Nacht (19./20. Mai 2017) haben sich bereits zahlreiche Astronomen weltweit freiwillig zur Beobachtung und spektralen Analyse des Sternenlichts von KIC 8462852 gemeldet.
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Von diesen Spektren erhoffen sich Astronomen dann konkrete Informationen darüber, was genau für die ungewöhnlichen Abdunklungen im Licht des Sterns verantwortlich ist. So ist es aufgrund der relativ großen Helligkeit des Sterns beispielsweise zunächst einmal möglich, anhand des Spektralmusters zu erkennen, ob es sich um Gase, eine dem Stern nahe große Kometengruppe, Staub und Trümmer oder aber um feste, massive Objekte handelt, die das „Sonnenlicht“ des Sterns blockieren und damit aus unserer Sicht abschwächen.
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Künstliche Mega-Struktur um fernen Stern?
Die wichtigsten GreWi-Meldungen rund um KIC 8462852
An den Beobachtungen beteiligen sich laut dem Astronom Prof. Jason Wright, der als erster eine mögliche künstliche Struktur als eine von vielen potentiellen Erklärungen für das bislang einzigartige Lichtmuster des Sterns zur Diskussion stellte – sich seither von dieser exotischen Hypothese aber immer wieder distanziert (…GreWi berichtete 1, 2), Astronomen vom Netzwerk der „American Association of Variable Star Observers“ (AAVSO) sowie vermutlich auch das Keck Observatory auf Hawaii, das Automated Planet Finder Telescope (APF) am Lick Observatory sowie das SWIFT-Weltraumteleskop beteiligt.
Erste brauchbare Spektren erwarten die Wright und der Direktor des Berkeley SETI Research Centers, Dr. Andrew Siemion, schon morgen. Erste Auswertungen könnten bereits Anfang kommender Woche vorliegen.
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Zugleich wird der Stern derzeit von der „Breakthrough Initiative„, der Siemion ebenfalls vorsteht, mittels Radioteleskopen ins Visier genommen, um so mögliche künstliche Signale, die mit den Beobachtungen einhergehen könnten, direkt und sozusagen live zu verfolgen. (Anm. GreWi: KIC 8462852 ist rund 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt, wodurch alles, was wir heute beobachten sich in Wirklichkeit entsprechend der Lichtgeschwindigkeit oder der von Radiowellen verzögert in der Vergangenheit stattgefunden hat.)
Derzeit, so erläuterten Wright und Siemion in einem Live-Chat (s. Video), könne noch niemand sagen, wie lange der derzeitige erstmals direkt beobachtete Vorgang andauern wird. Zum einen könne es sich um einen kurzen einmaligen Abfall im Licht des Sterns handeln, oder aber diese Lichtabschwächung könnte sogar noch zunehmen oder ein Teil einer ganzen Gruppe von Ereignissen sein, wie sie das Weltraumteleskop „Kepler“ einst teilweise über einen Zeitraum von fast einem Monat hinweg immer wieder registrieren konnte.
Hintergrund: Was verdunkelt KIC 8462852
Derzeit diskutieren die meisten Astronomen vier potentielle Erklärungsmodelle:
- – Zum einen könnte es sich um eine Gruppe ungewöhnlich großer Kometen handeln, die den Stern auf einer stark elliptischen Umlaufbahn umkreisen und ihn in entsprechenden Abständen sehr nahe kommen. In einem solchen Fall sollten sich diese Körper in den jetzt erhofften Spektren, vor allem im Infrarot-Spektrum als aufgrund der Nähe zum Stern sehr heiße Objekte abzeichnen und auch die Signaturen von für Kometen typischer Gase, darunter etwa Eis, finden.
– Zum anderen könnt es sich um Gas- und Staubwolken handeln, die irgendwo zwischen uns und KIC 8462852 im Raum befinden. In einem solchen Fall würde man jedoch vermuten, dass diese auch das Licht zahlreicher anderer Sterne in gleicher Weise „flackern“ ließen. Dies ist jedoch nicht der Fall und das Lichtmuster des Sterns bislang einzigartig. Aber in diesem Fall sollten die Signaturen bestimmter kosmischer Gase und Staub in den Spektren abzeichnen.
- – Als dritte Option könnten es bislang unbekannte Vorgänge und Phänomene in bzw. auf dem Stern selbst sein, dann aber sollte eine (bislang nicht beobachtete) Veränderung der Spektralklasse des Stern zu beobachten sein.
– Zuletzt diskutieren Astronomen auch dichte und große sonstige Objekte, die den Stern umkreisen. Sollten diese künstlicher Natur und damit dann wahrscheinlich das Werk einer hochentwickelten außerirdischen Zivilisation sein, sollten sich auch hier Hinweise auf nicht-natürliche Materialien in den Spektren ablesen lassen.
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…GreWi wird natürlich weiterhin berichten!
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