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Blauer Himmel, komplexe Moleküle und Wassereis auf Pluto

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Die erste Farbaufnahme der dunstigen  Pluto-Atmosphäre im Gegenlicht der Sonne offenbart einen blauen Himmel über dem Zwergplaneten.

Copyright: NASA/JHUAPL/SwRI

Boulder (USA) – Am vergangenen Dienstag schon hatte der Chefwissenschaftler der NASA-Mission „New Horizons“, Dr. Alan Stern auf einem Vortrag in Alberta für den heutigen Donnerstag eine erstaunliche Entdeckung auf Pluto angekündigt, schwieg sich jedoch bis auf Weiteres darüber aus, um was genau es sich dabei handelt (…Grenzwissenschaft-Aktuell.de berichtete als einziges deutschsprachiges Nachrichtenportal vorab). Was zeitweise sogar als mögliche Falschmeldung diskutiert wurde, hat sich heute durch die Bekanntgabe der neusten Entdeckungen der Sonde auf Pluto bestätigt: Der Himmel über Pluto erstrahlt blau und auf seiner Oberfläche gibt es freiliegende Wassereisflächen, die offenbar mit komplexen Molekülen interagieren.

„Wer hätte einen blauen Himmel auf einem Körper des Kuipergürtels erwartet?“ zeigt sich Alan Stern vom Southwest Research Institute (SwRI) nun auch offiziell von den heute veröffentlichten Aufnahmen begeistert.

Während die Dunst- und Staubpartikel in der Plutoatmosphäre wahrscheinlich grau und rötlich sind, lässt die dennoch intensiv blaue Farbe der Atmosphäre des Pluto Rückschlüsse über die Größe und Zusammensetzung der darin enthaltenen Dunstpartikel zu. „Ein blauer Himmel ist meist das Ergebnis der Sonnenlichtbrechung durch sehr kleine Partikel“, erläutert Carly Howett, ebenfalls vom SwRI und führt weiter aus: „Auf der Erde, handelt es sich dabei um kleinste Stickstoffpartikel. Auf Pluto scheinen diese Partikel jedoch größer, aber dennoch recht klein zu sein. Es handelt sich wohl um rußartige Partikel, sogenannte Tholine“

Anm.GreWi: In frühere Experimente konnten Forscher interessanterweise zeigen, dass sich Tholine, die längere Zeit flüssigem Wasser ausgesetzt waren, zu biologisch wichtigen Molekülen wie Aminosäuren und Nukleotidenbasen, die die RNA bilden, entwickeln können.

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Die Forscher glauben, dass sich die Tholinpartikel in der oberen Atmosphäre bilden, wo das ultraviolette Sonnenlicht Stickstoff- und Methanmoleküle aufbricht, ionisiert und es diesen Molekülen dadurch erlaubt, miteinander zu reagieren und so weitere komplexe, negativ- und positiv geladene Makromoleküle zu bilden. Ein derartiger Prozess wurde bereits in der oberen Atmosphäre des größten Saturnmondes Titan beobachtet.

Die so entstandenen komplexeren Moleküle verbinden sich dann zusehends und wachsen derart an, bis sie zu kleinen Partikeln werden an denen flüchtige Gase kondensieren und ihre Oberfläche mit Eis überziehen, und dann durch die Atmosphäre hinab auf die Oberfläche fallen, wo sie wiederum zur rötlichen Färbung des Pluto beitragen.

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Neuste Aufnahmen des Zwergplaneten Pluto und seines größten Mondes Charon
Copyright: NASA/JHUAPL/SwRI

Eine zweite bedeutende Entdeckung der Sonde liegt in zahlreichen kleineren Oberflächenregionen auf Pluto, an denen Wassereis offen freiliegt. „In der Regel ist Wassereis auf Pluto an der Oberfläche großflächig von anderen flüchtigeren Eisformen bedeckt. Warum genau an diesen Stellen das Wassereis aber offen liegt, ist bislang noch ein Rätsel, das wir genauer verstehen wollen“, erläutert Jason Cook, ebenfalls vom SwRI.

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Multispektralaufnahmen der Plutooberflächen offenbaren Regionen mit freiliegendem Wassereises (blau), die die NASA-Wissenschaftler vor ein Rätsel stellen.

Copyright: NASA/JHUAPL/SwRI

Interessanterweise decken sich jene Orte auf Pluto, an denen das Wassereis frei liegt mit jenen, die eine hell-rötliche Färbung aufweisen: „Wir sind erstaunt darüber, warum dieses Wassereis so rot ist“, erklärt Silvia Protopapa von der University of Maryland. „Was es mit der Verbindung zwischen der rötlichen Färbung – die vermutlich durch die aus der Atmosphäre herabregnenden Tholine verursacht wird – und dem freiliegenden Wassereis auf sich hat, stellt uns bislang noch vor ein Rätsel.“

Eine mögliche Verbindung zu den Experimenten, bei denen Tholine in längerem Kontakt mit Wasser einige der „Bausteine des Lebens“ bildeten, ziehen die NASA-Wissenschaftler (zumindest in der aktuellen Pressemitteilung der US-Raumfahrtbehörde) nicht in Betracht.

Anm.GreWi: Warum Alan Stern selbst gestern noch via Twitter verkünden ließ, dass Berichte über bedeutende Entdeckungen auf Pluto – die am heutigen Donnerstag veröffentlicht werden sollen – falsch seien, bleibt wohl sein ganz eigenes kleines (oder großes) Pluto-Geheimnis…?

©  grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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