Darm-Mikroben beeinflussen unsere Reaktionen auf Angst
Symbolbild: E. coli-Bakterienkolonie.
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Cork (Irland) – Galt Angst bislang als hauptsächlich vom Gehirn kontrollierte und gesteuerte Emotion und von Verarbeitungsprozessen zwischen den beiden Amygdalae abhängig, die in unserem Gehirn für die Furchkonditionierung zuständig sind, zeigt eine neue Studie zeigt nun jedoch, dass Angstwahrnehmung auch von Darmbakterien beeinflusst wird.
Wie das Team um A. E. Hoban vom irdischen University College Cork aktuell im Fachjournal „Nature: Molecular Psychiatry“ (DOI: 10.1038/mp.2017.100) berichtet, werden Lebewesen zunächst ohne Darmflora geboren. Diese Entwickelt sich erst dadurch mit der Zeit, dass wir unserer bakterienreichen Umwelt ausgesetzt sind.
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In Ihren Experimenten haben die Forscher nun Mäuse in gänzlich mikrobenfreien Umgebungen aufgezogen und festgestellt, dass diese Tiere stark reduzierte Angstreaktionen gegenüber Situationen aufweisen, die die Mäuse normalerweise fliehen lassen. Auch die Erinnerung an die Erlebnisse schienen bei den Versuchstieren deutlich schwächer und kurzlediger auszufallen als in der normalen Kontrollgruppe. Interessanterweise entwickelten die Tiere – nachdem sie später wieder einer normalen Umwelt ausgesetzt wurden – wieder die bekannten, normalen Angstreaktionen.
Bei einer Analyse der molekularen Biochemie der Amygdalae der keimfreien und mutigen Mäuse, zeigte sich, dass Gene, die normalerweise ruhen, in den versuchstieren plötzlich abnorm aktiv waren und die gesamte Hirnregion eine gesteigerte neuronalen Aktivität aufwies. Es sei wohl dieser „hyperaktive Zustand“, der es den Mäusen sozusagen gar nicht mehr ermögliche, Angst auf höherer Ebene zu verarbeiten.
Wie und warum Darmbakterien einen Einfluss auf die Amygdala haben, wissen die Forscher indes selbst noch nicht. Allerdings gehen sie aufgrund der biologischen wie neurologischen Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Maus (beide besitzen sog. Mikrobiome – also körpereigenen Mikroorganismen, ein Verdauungssystem und Amygdalae) davon aus, dass sich die Beobachtungen auch auf den Menschen übertragen lassen.
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