Anti-Polkappe: Neuste Aufnahmen des Pluto-Mondes Charon zeigen eine rätselhafte dunkle Region am Pol des Pluto-Mondes
Copyright: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute
Washington (USA) – Am 14./15. Juli 2015 wird die NASA-Sonde „New Horizons“ das Pluto-System in 9.500 Kilometern Abstand passieren, doch schon jetzt liefert die Teleskopkamera an Bord der Sonde unerwartete Oberflächenmerkmale auf dem einstigen neunten Planeten unseres Sonnensystems und auf Charon, de, größten seiner insgesamt fünf Monde. Vor ein besonderes Rätsel stellt die Wissenschaftler ein gewaltiger dunkler Fleck auf Charon – genau dort, wo man normalerweise allenfalls eine Polkappe erwarten würde.
Anhand von Aufnahmen, die vom 29. Mai bis zum 19. Juni mit der Teleskopkamera „LORRI“ (Long Range Reconnaissance Imager) gemacht wurden, erscheinen Pluto und Charon, die sich nicht umeinander sondern um ein gemeinsames Schwerkraftzentrum drehen und deshalb auch als „Doppelplanet“ bezeichnet werden, nun schon doppelt so groß als auf früheren Aufnahmen durch die Sonde.
Wie sich schon jetzt zeigt, ist jene Hemisphäre des Pluto, die die Sonde bei ihrer dichtesten Annäherung direkt passieren wird, tatsächlich auch die geologisch offenbar vielfältigste.
Derzeit aber am rätselhaftesten ist den NASA-Wissenschaftlern eine gewaltiger dunkle Region auf Charon, genau an jener Stelle, an der normalerweise eine (meist helle) Polkappe zu erwarten wäre. Um was es sich bei dieser „Anti-Polkappe“ genau handelt, geht aus dem Aufnahmen bislang aber noch nicht hervor (s.Abb.o.u.l.)
„Das Pluto-System ist einfach atemberaubend“, kommentiert der Leiter der New-Horizons-Mission, Alan Stern vom Southwest Research Institute (SRI) die neusten Fotos. „Unser Wissenschaftsteam ist schon jetzt von dem, was wir hier sehen begeistert. Jedes Terrain, das wir auf Pluto sehen, stellt ein wissenschaftliches Wunderland dar. Und Charon – unglaublich – ich denke, dass niemand damit gerechnet hat, dass wir hier ein derartiges Rätsel wie das dunkle Gelände an seinem Pol finden würden.“
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Die Entdeckung heller und dunkler Regionen sowohl auf Pluto wie auch auf Charon deute auf eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaften auf dem Doppelplanet hin, so die Forscher. So könne es sich bei der hellen Grenze, die schon jetzt auf Pluto sichtbar wird, um Material handeln, dass hier durch die Verdunstung einer Polkappe abgelagert wird, die derzeit im Sommer des Zwergplaneten liege, erläutert Jeff Moore, of NASA Ames Research Center.
Die neusten Aufnahmen des Pluto.
Copyright: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute
Zugleich gibt das New-Horizons-Team aber auch zu bedenken, dass die derzeitigen Bilder das Ergebnis eines Bildbearbeitungsprozesses – der sogenannten Deconvolution – sind, mit dem die Rohdaten der Bilder der Sonde scharfgezeichnet und kontrastverstärkt werden. Da es durch dieses Verfahren aber auch zu digitalen Bildartefakten kommen kann, müssen die neuen Bilder fortwährend auch mit neueren Daten verglichen werden, damit sichergestellt werden kann, dass es sich bei potentiellen Oberflächenmerkmalen des Zwergplaneten nicht in Wirklichkeit um Strukturen handelt, die alleine durch den Bearbeitungsprozess entstanden sind.
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