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Irdisches Leben könnte 300 Millionen Jahre älter sein als bislang gedacht

01451Elektronenmikroskopaufnahmen belegen Kohlenstoffeinschlüsse im Innern eines 4,1 Milliarden Jahre alten Zirkonkristalls.
Copyright: Bell, Harrison et al, University of California, Los Angeles

Los Angeles (USA) – US-Wissenschaftler haben in Australien Fossilien eines vermeintlichen Organismus gefunden, der mit einem Alter von 4,1 Milliarden Jahren rund 300 Millionen Jahre älter wäre, als der Zeitpunkt, der bislang für die Entstehung erster irdischer Lebensformen vermutet wurde. Damit wäre das Leben auf unserem Planeten schon vergleichsweise kurz nach seiner Entstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren entstanden. Die Entdeckung hat zugleich auch Konsequenzen für unsere Vorstellungen vom Bild der serh frühen Erde als lebensfeindlicher Höllenplanet und auch für die Wahrscheinlichkeit außerirdischen Lebens.

Wie die Forscher um Elizabeth A. Bell und Mark Harrison von der University of California at Los Angeles aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.1517557112) berichten, handelt es sich bei dem Fund um Graphitfragmente, die in 4,1 Milliarden Jahre alten Zirkonkristallen eingeschlossen und nahe Jack Hills in Westaustralien entdeckt wurden. Das Alter der Kristalle selbst konnten die Forscher recht genau anhand ihres Isotopenverhältnisses von Uranium und Blei ermitteln. Der darin eingeschlossene Kohlenstoff sei sogar noch etwas älter.

Atome im Innern des Graphits, also einer kristallinen Form von Kohlenstoff, weisen „deutliche Merkmale einer biologischen Herkunft“ auf, da er ein ganz bestimmtes Verhältnis der Kohlenstoffisotope C12 und C13 aufweisen, wie die in der Regel die Anwesenheit photosynthetischen Lebens belegen. Der unversehrte Zustand der Kristalle schließe trotz der extrem langen vergangene Zeit eine spätere Kontamination aus, so Harrison.

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Sollte sich die Interpretation des Fundes durch die Wissenschaftler bestätigen, so würde dies bedeuten, dass die irdische Biosphäre bereits 300 Millionen Jahre früher als bislang bekannt entstand. Damit hätte Leben auch schon vor dem sogenannten Großen Asteroidenbombardement des Inneren Sonnensystem auf der Erde existiert, bei dem vor rund 3,9 Milliarden Jahren unter anderem die großen Krater des Mondes geschlagen wurden und alles bisherige Leben auf der Erde ausgelöscht worden wäre. „Das Leben hätte demnach also sehr schnell wieder ganz von vorne beginnen müssen“, kommentiert Patrick Boehnke ein Mitautor der Studie. „Offenbar braucht es nur die richtigen Zutaten (auf einem Planeten) und schon entsteht Leben im Handumdrehen“, fügt Harris hinzu.

Zugleich wären dann auch die Vorstellungen einiger Wissenschaftler von der sehr jungen Erde als noch höllischer und kochender Planet völlig falsch: „Unser Planet glich damals  wahrscheinlich unserer heutigen Erde sehr viel mehr als wir uns das bislang vorgestellt haben.

Zwar existieren auch nicht-biologische Prozesse, die die vorgefundene Kohlenstoffform entstehen lassen, darunter vornehmlich Meteoriteneinschläge, doch läge der benötigte Anteil an außerirdischem Kohlenstoff so hoch, dass Meteoriten als Quelle wieder eher unwahrscheinlich seien: „Aus diesem Grund erscheint derzeit eine biogene Herkunft als die wahrscheinlichste Erklärung“, so Harris abschließend.

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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