Künstlerische Darstellung der Vorstellung eines Transits einer Kometenfamilie vor dem fernen Stern “ KIC 8462852″ NASA/JPL-Caltech (Illu.).
Copyright: NASA/JPL-Caltech
Ames (USA) – Seit im vor wenigen Wochen Astronomen von einem ebenso einzigartigen wie ungewöhnlichen Muster im Licht des 1400 Lichtjahre entfernten Sterns „KIC 8462852“ berichtet haben, reißen die Spekulationen darüber, was genau die Abschwächung des Sternenlichts verursacht, nicht ab. Während einige Astronomen sogar schon eine gewaltige künstliche Struktur für möglich halten und in dem Lichtmuster einen Hinweis auf eine Super-Zivilisation um KIC 8462852 sehen, vermuten andere dahinter hingegen eine noch unbekannte aber schussendlich dennoch natürliche Erklärung (…GreWi berichtete, s. Links). Neue Beobachtungen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop „Spitzer“ grenzen nun die Auswahl der natürlichen Erklärungsmöglichkeiten nochmals ein.
Wie das Team um Massimo Marengo von der Iowa State University im Fachjournal „Astrophysical Journal Letters“ berichten wird, teile sich das Lager der Vertreter einer natürlichen, astrophysikalischen Erklärung in jene, die die Lichtabschwächung mit einen Kometenschwarm erklärten und andere, die Fragmente von Planeten und Asteroiden für die bis zu 22-prozentige Verdunkelung verantwortlich machen.
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Schon zuvor hatten die Entdecker des merkwürdigen Lichtmusters um Tabetha Boyajian von der Yale University in den Daten des NASA-Infrarot-Weltraumteleskops „WISE“ (Wide-Field Infrared Survey Explorer) nach Wärmesignaturen gesucht, die von Staub und Felsteilchen verursacht worden wären, sollte es sich um planetare Fragmente und Asteroidentrümmer handeln, die etwa durch gewaltige Kollisionen dieser Himmelskörper im System um KIC 8462852 verursacht wurden – ohne Erfolg.
Allerdings stammten die WISE-Daten schon von 2010 – die Messungen der bizarren das Sternenlicht von KIC 8462852 verdunkelnden Transitereignisse von 2011 und 2013. Somit wäre es zumindest theoretisch möglich, dass sich eine solche Kollision erst nach den WISE-Beobachtungen von 2010 ereignet hätte und ihre Folgen dem Weltraumteleskop dadurch entgangen wären.
Zwei bislang einzigartige, periodisch wiederkehrende Abdunklungen im Lichtmuster des Sterns „KIC 8462852“.
Copyright/Quelle: Boyajian et al.
Auf der Suche nach Infrarotlicht, dass also nach einem potentiell angenommenen Kollisionsereignis ausgesandt wurde, hat das Team um Marengo nun in den Daten des Weltraumteleskop „Spitzer“ gesucht, das ebenfalls im Infrarotspektrum beobachtet und den Stern (KIC 8462852) zuletzt noch 2015 ins Visier genommen hatte.
„Genau wie WISE hat aber auch Spitzer keine Hinweise auf warmen Staub um den Stern gefunden“, erläutert auch der Chefwissenschaftler der Spitzer/Kepler-Beobachtungen, Michael Werner vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA.
Dadurch sprechen auch die Spitzer-Daten gegen die Vorstellung, die Verdunkelung von KIC 8462852 könnte von felsigen Trümmern verursacht worden sein. Zugleich stützt das Ergebnis aber die Theorie, wonach eine Familie von Kometen den Stern auf einer sehr langgezogenen, exzentrischen Bahn elliptisch umkreisen könnte: „Den Kopf dieser Gruppe würde in diesem Fall ein sehr großer Komet bilden, der das Sternenlicht 2011 blockierte und damals erstmals vom Planetensucher-Teleskop „Kepler“ als potentieller Transit registriert wurden. 2013 wäre, diesem Szenario folgend, der Rest der Gruppe in Form unterschiedlich großer Kometen und Fragmente vor dem Stern vorbeigezogen.
Zur Zeit, als der Stern dann 2015 von Spitzer beobachtet wurde, wäre diese Kometenfamilie wieder deutlich weiter von dem Stern entfernt gewesen, hätte ihren langgezogenen Weg um KIC 8462852 fortgesetzt und dabei dann auch keine Infrarotsignatur hinterlassen.
Somit sind auch zukünftig weitere Beobachtungen des Stern notwendig, um das Rätsel um das bizarre Lichtmuster von KIC 8462852 endgültig zu lösen. Während auch die Autoren der aktuellen Studie also eine natürliche Erklärung bevorzugen, schließen die neuen Spitzer-Daten auch eine künstliche Riesenstruktur noch immer nicht aus.
„Zwar mögen wir noch nicht wissen, was da um diesen Stern vor sich geht“, kommentiert Marengo abschließend. „Aber genau das ist es ja, was ihn so interessant macht.“
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