Grafische Darstellung einer gewaltigen künstlichen Struktur um einen fernen Stern (Illu.).
Copyright: grewi.de
State College (USA) – Gemeinsam mit Kollegen hat der Astronom Jason T. Wright von der Penn State University die verbliebenen Erklärungsmöglichkeiten für die mysteriösen Abdunklungsereignisse um bis zu 20 Prozent im Licht des Sterns KIC 8462852 zusammengestellt und überprüft. Wright selbst war es, der als erster das bislang einzigartige Lichtmuster des Sterns mit jenen Merkmalen verglich, wie sie angesichts gewaltiger künstlicher Strukturen um einen Stern zu erwarten wären – und hatte damit die Diskussion um eine mögliche außerirdische Megastruktur ausgelöst (…GreWi berichtete).
In einem Artikel im Fachjournal „Astrophysical Journal Letters“ (DOI: 10.3847/2041-8205/829/1/L3) hat Wright gemeinsam mit Steinn Sigurdsson den Stand der aus den bisherigen Beobachtungen ableitbaren verblieben Erklärungsmöglichkeiten zusammengefasst.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den tägichen GreWi-Newsletter bestellen +
In einer Zusammenfassung für die Unterstützer der Crowdfundingkampagne zur Finanzierung detaillierter Beobachtungen des Sterns (…GreWi berichtete) erläutert Wright diese Schlussfolgrungen wie folgt:
Kurz gesagt: Wir wissen immer noch nicht, was da vor sich geht.
Aber wir haben einige Ideen dazu, was es sein könnte. Allerdings sind alle diese Ideen noch immer spekulativ und weit hergeholt. Die besten dieser Ideen sind folgende:
– Irgendetwas im interstellaren Medium (also die Materie zwischen den Sternen und ihrer Systeme innerhalb einer Gaalxie) ist uns im Weg, etwa eine kleine molekulare Wolke (eine sog. Globule), eine lokale Gruppe oder Filamente (Nebel) aus ungewöhnlich dichtem Staub und neutralem Gas.
– Es könnte sich um eine sehr große Materialscheibe handeln, die zwischen uns und Stern vorbeizieht. Diese müsste aber selbst etwas massereiches und dunkles umkreisen, etwa ein Schwarzes Loch. Das Sternenlicht hätte in diesem Fall immer dann an Helligkeit eingebüßt, wenn dichtere Teile dieser Scheibe vorbeigezogen sind.
– Auch Kometen und ähnliche Gebilde, die KIC 8462852 vielleicht umkreisen, könnten für die Helligkeitsabnahmen verantwortlich sein. Aber ich denke nicht, dass diese für die aufgezeigte langfristige Helligkeitsabnahme verantwortlich sein können, die Bradley Schaefer, Monet und Simon nachweisen konnten (…GreWi berichtete).
Einige weitere Ideen mit ungewisser Wahrscheinlichkeit sind folgende:
– Das Licht wird von einer Materiewolke im äußeren Sonnensystem blockiert.
– Der Stern selbst könnte viel zu hell sein und zu seiner normalen Helligkeit zurückkehren. Das könnte dann zwar die langfristige Helligkeitsabnahme, weniger aber die spontanen Abfälle erklären.
Zwei bislang einzigartige, nicht-periodisch wiederkehrende Abdunklungen im Lichtmuster des Sterns „KIC 8462852“.
Copyright/Quelle: Boyajian et al.
– Megastrukturen einer intelligenten Zivilisation um den Stern. Allerdings können wir bestimmte Konfigurationen solcher Bauten bereits ausschließen, etwa einen kugelförmigen (Dyson-)Schwarm.
Des weiteren haben wir auch einige andere Ideen diskutiert, die allerdings nicht zutreffen können, darunter nahe Begleiter des Sterns (wie etwa ein Schwarzes Loch), Akkretionsmaterie, eine nahe Scheibe, instrumentelle Effekte des Weltraumteleskops Kepler und Sternenpulsierungen.
Zudem liegen uns mit den ersten Vermessungsdaten der europäischen Gaia-Mission nun noch genauere Angaben zur Entfernung des Sterns vor. Tatsächlich bestätigen diese mit 1.100 bis 1.500 Lichtjahren in etwa den bisherigen Wert von 1.500 Lichtjahren Distanz.
Sollte der Stern also (wie obig bereits erwähnt) tatsächlich zu hell sein und zu seiner normalen Helligkeit zurückkehren, würden wir erwarten, dass er weiter entfernt wäre, als bislang gedacht – 1.600 Lichtjahre und mehr. Bislang handelt es sich aber erst um die ersten Messungen mit Gaia. Diese könnten noch um 130 oder mehr Lichtjahre daneben liegen. Es ist also derzeit noch zu früh, um irgendetwas auszuschließen. Spätere Gaia-Messungen werden wesentlich präziser sein.“
– Jason T. Wrights eigener Blog zum Stand der Beobachtungen, Analysen und Schlussfolgerungen zu dem auch als “ Tabby’s Star“ bezeichneten Stern KIC 8462852 finden Sie HIER
© grenzwissenschaft-aktuell.de