Symbolbild: Mensch und Pferd.
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Brighton (England) – Zum ersten Mal ist es Forschern gelungen zu zeigen, dass auch domestizierte Pferde anhand der Mimik zwischen den Emotionen von Menschen unterscheiden können. Zuvor konnte diese Fähigkeit im Tierreich lediglich bei Primaten und Hunden nachgewiesen werden (…GreWi berichtete).
Wie die Verhaltensforscher um Professor Karen McComb und Amy Smith von der Mammal Vocal Communication and Cognition Research Group an der University of Sussex aktuell im Fachjournal „Biology Letters“ (DOI: 10.1098/rsbl.2015.0907) berichten, haben sie untersucht, wie 28 unterschiedliche Pferde auf Fotos von Menschen mit positiven und negativen Gesichtsausdrücken reagieren.
Besonders deutlich waren die Reaktion der Tieren angesichts verärgerter bis bösartiger Gesichter. Wurden diese den Pferden gezeigt, so betrachteten sie diese vornehmlich mit dem linken Auge – ein Verhalten, das bei verschiedenen Tierarten mit der Wahrnehmung negativer Reize assoziiert wird. Zuvor konnte ein ähnliches Verhalten bereits bei Hunden belegt werden. Zudem zeigte sich ein schnellerer, stressbedingter Anstieg der Herzschlagrate. Letzterer Effekt wurde in dieser Weise noch nie zuvor bei der Interaktion zwischen Mensch und Tier beobachtet.
Anhand ihrer Beobachtungen schlussfolgern die Wissenschaftler, dass auch Pferde ein funktionales Verständnis für die Bedeutung menschlicher Gesichtsausdrücke besitzen.
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„Das interessante an unseren Ergebnissen ist zudem, dass wir zeigen können, dass auch Pferde die Fähigkeit besitzen, Emotionen über die Artengrenze hinweg zu erkennen und voneinander zu unterscheiden“, so Smith. „Es war zwar schon lange bekannt, dass Pferde eine sozial-komplexe Art sind, aber es ist das erste Mal, dass gezeigt werden kann, dass sie auch zwischen positiven und negativen menschlichen Gesichtsausdrücken unterscheiden können.“
Ein Pferd im Emotionstest
Copyright: A. Smith
Es sei zudem interessant zu bemerken, dass die Reaktionen der Pferde angesichts der negativen Gesichter deutlich stärker waren als wenn den Tieren positive Gesichtsausdrücke gezeigt wurden. „Dies könnte dadurch erklärt werden, dass es für die Tiere wichtig ist, potentielle Gefahren in ihrer Umgebung möglichst früh zu erkennen. Das Erkennen verärgerter menschlicher Gesichter könnte somit eine Art Warnsystem sein, das es den Pferden ermöglicht, negatives menschliches Verhalten, wie etwa einen groben Umgang, vorauszusehen.“
Für die Fähigkeit der Tiere gibt es laut McComb verschiedene mögliche Erklärungsansätze: „Pferde könnten diese Fähigkeit während ihrer Co-Evolution mit dem Menschen entwickelt haben, um angemessen auf die menschliche Mimik zu reagieren. Alternativ könnten auch einzelne Pferde gelernt haben, die Gesichtsausdrücke von Menschen emotional zu deuten. Das faszinierende an der neuen Erkenntnis ist, dass die Tiere die Emotionen über die Artengrenze hinweg akkurat erkennen und deuten können und das trotz der doch starken Unterschiede in der Gesichtsmorphologie von Pferden und Menschen.“ Allerdings konnte schon zuvor gezeigt werden, dass trotz dieser Unterschiede gerade Pferde und Menschen zahlreiche emotionale Gesichtsausdrücke miteinander teilen.
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