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Urzeit-Bigfoot war unflexibel – Riesenaffe starb vor 100.000 Jahren wegen mangelnder Anpassung aus

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Schematischer Größenvergleich des Gigantopithecus und einem modernen Menschen.

Copyright: H. Bocherens

Tübingen (Deutschland) – Während einige Kryptozoologen hinter Berichten von Bigfoot, Yeti & Co überlebende Populationen des Riesenaffen Gigantopithecus vermuten, gilt der bis zu drei Meter große Primat den meisten Biologen als schon seit spätestens 100.000 Jahren ausgestorben. Jetzt haben Evolutionsbiologen untersucht, warum die vermutlich größten Affen der Erdgeschichte ausgestorben sind. Ob Urzeit-Bigfoot oder nicht – die Erkenntnisse der Wissenschaftler sind auch für die Diskussion um Bigfoot und Artgenossen interessant.

Wie die Wissenschaftler des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) in Tübingen und des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt aktuell im Fachjournal „Quaternary International“ (DOI: 10.1016/j.quaint.2015.11.059) berichten, starb der Gigantopithecus wahrscheinlich aufgrund seiner mangelnden Anpassungsfähigkeit aus, da – das zeigen Analysen an fossilem Zahnschmelz – die Primaten auf einen bewaldeten Lebensraum beschränkt waren.

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Wie sich der zwischen 1,8 bis 3 Meter große und 200 bis 500 Kilogramm schwere Riesenaffe ernährte, darüber gab es bislang verschiedene Theorien: Während die einen von einer rein vegetarischen Lebensweise ausgingen, hielten andere den Affen für einen Fleischfresser und noch andere sogar eine ausschließlich aus Bambus bestehende Nahrung für wahrscheinlich. „Leider gibt es von Gigantopithecus nur wenige Fossilfunde – es sind nur einige große Zähne und wenige Unterkieferknochen bekannt. Das macht es schwierig Rückschlüsse zu ziehen“, erklärt Prof. Dr. Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) an der Universität Tübingen. „Wir konnten nun aber etwas Licht in das Dunkel der Geschichte dieses Primaten bringen.“

Gemeinsam mit seinen Frankfurter Kollegen vom Senckenberg Forschungsinstitut Prof. Dr. Friedmann Schrenk und PD Dr. Ottmar Kullmer sowie weiteren internationalen Wissenschaftlern hat Bocherens den Zahnschmelz der fossilen Riesenaffen untersucht, um Rückschlüsse auf deren Ernährung zu ziehen und mögliche Faktoren für ihr Aussterben zu definieren. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die großen Primaten nur im Wald aufhielten und ihre Nahrung aus diesem Lebensraum bezogen“, erläutert Bocherens und ergänzt: „Gigantopithecus war ein reiner Vegetarier, aber nicht auf Bambus spezialisiert.“

Für ihre Studie haben die Forscher stabile Kohlenstoffisotope im Zahnschmelz der Riesenaffen untersucht, denn diese können auch nach mehreren Millionen Jahren Auskunft über die Nahrungsgewohnheiten geben. „Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Lebensraum des Riesenaffen – obwohl er vermutlich zu schwer war, um auf Bäume zu klettern – auf Waldgebiete beschränkte“, erläutert die HEP-Pressemitteilung und führt weiter aus: „Dies war sowohl in China als auch in Thailand der Fall, wo neben Waldlandschaften auch offene Savannen zur Verfügung gestanden hätten.“

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Backenzahn (Typusexemplar) von Giganthopithecus blacki in der Hand von Prof. Dr. Friedemann Schrenk.

Copyright: Senckenberg

„Um die Evolutionsgeschichte von Primaten nachvollziehen zu können, ist es wichtig, einen Blick auf deren Speiseplan zu werfen“, erklärt Bocherens und fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse helfen auch die Gründe für das Aussterben des Riesenaffen besser zu verstehen.“

Bocherens und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Größe von Gigantopithecus verbunden mit seiner Beschränkung auf einen Lebensraum den Affen zum Verhängnis wurde: „Verwandte des Riesenaffen wie der heutige Orang-Utan haben trotz einer Spezialisierung auf einen Lebensraum überlebt. Die Orang-Utans haben aber einen langsamen Stoffwechsel und können mit wenig Nahrung auskommen. Gigantopithecus war aufgrund seiner Größe vermutlich auf eine große Menge Nahrung angewiesen. Als die bewaldeten Gebiete sich in der Zeit des Pleistozäns immer mehr zu Savannen-Landschaften entwickelten, war das Nahrungsangebot für den Riesenaffen wohl einfach zu gering“, schließt der Tübinger Wissenschaftler.

+ + + GreWi-Kommentar
Ob es sich bei heutigen Berichten von Bigfoot, Sasquatch, dem Yeti und dessen chinesischen Varianten wie dem sog. Yeren (Sangui) um Nachkommen des Gigantopithecus handelt oder nicht, klärt natürlich auch diese Studie nicht. Will sie aber auch nicht.

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Archivbild: Frühmenschen beobachten eine Gruppe Riesenaffen (Gigantopithecus).

Quelle: d.umn.edu

Dennoch liefern die Schlussfolgerungen auch interessante Aspekte in genau dieser Sache. Nicht zuletzt behaupten einige Kritiker der Existenz der angeblich lediglich nur noch nicht wissenschaftlich beschriebenen Großprimaten, dass solchen Populationen die Lebens- und Nahrungsgrundlage fehlen würde, da derart große Primaten wahrscheinlich keine reinen Vegetarier sein könnten. Zumindest zur Klärung dieses Aspekts der Bigfoot-Diskussion trägt die Studie also bei.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Gigantopithecus: Riesen-Menschenaffen lebten gemeinsam mit frühen Menschen 23. Februar 2011

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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