Blick auf den das Älvdalen durchquerenden Fluss Daläven mit einem Beispiels des Dalrunen-Alphabets.
Foto: fotoakuten.se / Runen: gemeinfrei
Göteborg (Schweden) – Während der Gebrauch der nordischen Runenschrift schon seit dem Mittelalter als ausgestorben gilt, hat ein schwedischer Sprachwissenschaftler nun Belege dafür gefunden, dass Menschen in einem abgelegenen Teil Westschwedens Runen noch bis vor gerade einmal 100 Jahren aktiv verwendet haben. In der Region sprechen einige Menschen noch heute die urtümlich-nordische Sprache Älvdalisch.
Bis zur Christianisierung waren die Runen die in Skandinavien vorherrschende Schriftform, wurden aber seit dem 9. Jahrhundert mehr und mehr durch das lateinische Alphabet ersetzt. Ihr aktiver Gebrauch galt seit dem Mittelalter, allerspätestens aber seit dem 17. Jahrhundert als ausgestorben.
In der Region Älvdalen hat der schwedische Sprachwissenschaftler Henrik Rosenkvist von der Göteborgs Universitet kürzlich jedoch einen Brief ausfindig gemacht, der noch teilweise in regionalen Runenschrift, den sog. Dalrunen, verfasst wurde und aus dem Jahr 1906 stammt.
„Diese Runen aus Älvdalen sind wahrscheinlich die jüngsten geschriebenen Beispiele dieser Schrift“, zitiert „ScienceNordic.com“ den Linguisten. „Während Runen anderswo seit dem Mittelalter ausgestorben sind, ist ein derart junger Gebrauch wirklich einzigartig.“
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Älvdalen selbst liegt tief in den westschwedischen Wäldern und Bergen verborgen und kann nur mit Booten über den Fluss Daläven erreicht werden – eine Strecke, von rund 100 Kilometern. In dieser Abgelegenheit sehen Forscher den Grund dafür, dass sich sowohl das Älvdalisch als auch die Verwendung der Runenschrift bis in unsere Tage erhalten hat, während sich im sonstigen Teil Schweden und Skandinaviens seit dem Mittelalter durch das lateinische Alphabet, Germanische Sprachen und das modern Reichsschwedisch durchgesetzt haben. Neben der Abgeschiedenheit der Menschen in Älvdalen sehen die Forscher eine weitere Erklärung in dem Umstand, dass es in Schweden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts keinen Schulzwang gab. „Die Menschen haben ihre Kinder damals einfach nicht in die Schulen geschickt und ihnen weiterhin die Runenschrift gelehrt. Als dann die Schulpflicht eingeführt wurde, ersetzten die modernen Sprachen nach und nach die Runenschrift.“
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