Sonnenfinsternis offenbart verstärkte Nachtsichtigkeit bei Menschen

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Die Große Sonnenfinsternis über Amerika 2017 mit beeindruckender Sonnenkorona in HDR.

Copyright: Sebastian Voltmer / www.weltraum.com

Columbus (USA) – Immer wieder berichten Menschen, dass sie während einer totalen Sonnenfinsternis Objekte merklich deutlicher erkennen konnten als während gewöhnlicher dunkler Nächte. Für dieses ungewöhnliche Phänomen der menschlichen Fähigkeit zur verbesserten Nachtsicht glauben US-Forscher nun eine Erklärung gefunden zu haben.

Wie das Team um Stuart Mangel Ohio State University College of Medicine aktuell im Fachjournal „Current Biology“ (DOI: ccc) berichtet, bestimmt das Vorhandensein eines bestimmten Proteins in der menschlichen Retina, der sogenannte GABA-Rezeptor darüber, ob ein Mensch die Fähigkeit zur verstärkten Nachtsicht besitzt, oder nicht.

GABA ist die Abkürzung für die „Gamma-aminobutyric acid“ und damit den Neurotransmitter γ-Aminobuttersäure, die für die Kommunikation zwischen Hirnzellen verantwortlich ist. Der GABA-Rezeptor findet sich besonders an sonnenreichen Tagen vermehrt in der Retina und verstärkt hier unsere Fähigkeit Details und Ränder von Objekten besser zu erkennen. Während der Nacht nimmt er wieder ab.

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Während dieser Prozess für gewöhnlich nach und nach und für uns Menschen meist unmerklich und einhergehend mit dem langsamen Wechsel zwischen Helligkeit und Dunkelheit abläuft, erzeugt die Sonnenfinsternis diesen Ablauf innerhalb von wenigen Minuten. Aus diesem Grund ist bei Einsetzen der vollständigen Verdunkelung der Sonne der GABA-Rezeptor noch in der Retina vorhanden und ermöglicht so für eine kurze Zeit eine deutlich schärfere Nachtsicht.

In ihren Untersuchungen an Kaninchen haben die Forscher zudem festgestellt, dass der Neurotransmitter Dopamin – der bei Licht ansteigt und in der Dunkelheit abnimmt – reguliert, ob der GABA-Rezeptor wirkt oder nicht.

„Schon seit Jahrzehnten ist bekannt, dass es innerhalb der Retina einen Mechanismus gibt, der uns dabei behilflich ist, kleinere Objekte an hellen Tagen deutlicher zu sehen und der bei Dunkelheit abnimmt“, kommentiert Mangel das Ergebnis der Untersuchungen. „Wie dieser Mechanismus jedoch geregelt wird, war bislang unbekannt.“

„An hellen Tagen sind die Dopaminwerte hoch und geben so das Signal, die Detailsichtigkeit zu verstärken. In mondlosen Nächten sind die Dopaminwerte hingegen niedrig und das GABA-Signal damit entsprechend schwach, was unsere Nachtsichtigkeit stark einschränkt.“

Die nächste partielle Sonnenfinsternis über Nordeuropa ist am 11. August 2018 zu beobachten. Die nächste vollständige Sonnenfinsternisse über Europa ereignen sich am 8. April 2024 (nordwestl. Europa) und am 12. August 2026.

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