Studie erforscht Auswirkungen von Nahtoderfahrungen auf Lebensumstände

Lesezeit: ca. 3 Minuten

00860
Detail aus „Der Flug zum Himmel“ (Hieronymus Bosch, etwa 1500).

Copyright: gemeinfrei

Palmerston North (Neuseeland) – In einer aktuellen Studie widmet sich eine neuseeländische Psychologin den Auswirkungen von Nahtoderfahrungen auf die Lebensumstände jener Menschen, die ein derart tiefgreifendes Erlebnis an der Schwelle zwischen Leben und Tod gemacht haben.

Wie Kate Steadman von der Massey University erläutert, sucht sie für Ihre Untersuchung 100 Menschen in Neuseeland, die über ihre Nahtoderfahrungen berichten können und wollen. Die Studie will besonders die Frage ergründen, warum ein derartiges Erlebnis das Leben der Zeugen nachwirkend grundlegend verändert.

„Derartige tiefgreifende Veränderungen der Lebensumstände bei Personen, die eine Nahtoderfahrung gemacht haben, sind zwar schon vielfach dokumentiert, aber nur wenig ist bislang über die Hintergründe dieser Auswirkungen bekannt“, so die Doktorandin.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den tägichen GreWi-Newsletter bestellen +

Bei Nahtoderfahrungen handele es sich etwa um „Situationen, in denen Menschen beispielsweise zeitweise klinisch tot waren oder dem Tode nahe waren und dennoch während dieser Zeit etwas Ergreifendes wahrgenommen haben“, so Steadman. „Das kann das Gefühl sein, den eigenen Körper verlassen zu haben (eine sog. außerkörperliche Wahrnehmung = Out of Body Experience, OBE) oder das Treffen mit bereits Verstorbenen Freunden, Verwandten oder spirituellen Wesenheiten wie etwa Engeln; eine andere Wahrnehmung von Zeit und Raum oder Vorstellungen von Reisen in andere Dimensionen. Meist sind diese Erlebnisse mit positiven Emotionen, Liebe und Freunde oder eine Kombination daraus verbunden.“ Das Erinnern dieser Erfahrungen, Wahrnehmungen und Erlebnisse führe später dann in den meisten Fällen dazu, dass besagte Personen ihr Leben grundlegend zum Positiven verändern und auch Ängste vor dem Sterben und dem Tod verlieren. „Andere Veränderungen der persönlichen Lebensumstände beinhalten ein Ablassen von materialistischen Wünschen, ein reduzierter Egoismus und gesteigerte Freundlichkeit, Liebe und Mitgefühl anderen gegenüber. „Solche Veränderungen beeinflussen dann oft nicht nur das Leben dieser Menschen selbst, sondern auch deren soziales Umfeld.“

Durch die stets zunehmende Verbesserung technologisch-medizinischer Möglichkeiten, etwa bei der Wiederbelebung von Patienten sei die Anzahl jener Menschen, die später von Nahtoderlebnissen berichten in den vergangenen Jahren um knapp 25 Prozent angestiegen. „Alleine in Neuseeland behaupten zwischen vier und neun Prozent der Bevölkerung bereits eine Nahtoderfahrung erlebt zu haben“, so die Forscherin.

Steadman hofft, mit ihrer Studie zu einem erweiterten Verständnis dieser Vorgänge beitragen zu können, um so u.a. auch Psychologen neue Werkzeuge im Umgang mit Patienten an die Hand geben zu können. Zudem könnte das Ergebnis der Untersuchung zu einem besseren Verständnis darüber führen, was den Menschen einen Sinn in ihrem Leben vermittelt und finden lässt. Auf diese Weise könnte auch Menschen geholfen werden, denen es schwer fällt, einen solchen positiven Lebenssinn, Motivation und Selbstvertrauen zu finden.

Zum Thema

Auch erhofft sich die Psychologin einen Informationswert im Umgang mit Nahtoderfahrungen beitragen zu können, da diese Erlebnisse gerade im medizinisch-klinischen Bereich meist als das Ergebnis rein biochemischer Prozesse im Hirn – etwa aufgrund eines Sauerstoffmangels während des klinisches Todes – abgetan werden. „Viele Menschen scheuen sich noch immer davon, über diese tiefgreifenden Erlebnisse zu sprechen, da sie zum einen Probleme damit haben, das Erlebte in Worte zu fassen und zum anderen sich davor fürchten, missverstanden und diskreditiert zu werden.“

Es sei darüber hinaus wichtig, zwischen Menschen mit einer Nahtoderfahrung und jenen zu unterscheiden, die dem Tod zwar nahe waren, aber sich an ein solches Erlebnis nicht erinnern können: „Obwohl auch diese Menschen bedeutende Veränderungen in ihrem Leben nach der Todesnähe durchmachen, so zeigt sich schon jetzt, dass diese meist nicht so tiefgreifend sind, wie bei Patienten mit einer Nahtoderfahrung. Es scheint diesen Erfahrungen also etwas inne zu liegen, dass über die grundlegende Erfahrung des physischen Todes hinausgeht und dass lang anhaltende und die Lebensumstände dramatisch verändernde Effekte hervorruft.“

WEIERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Studie zu Nahtoderlebnissen legt ein den klinischen Tod überdauerndes Bewusstsein nahe 8. Oktober 2014
Studie zeigt: Nahtoderlebnisse gleich sich mehrheitlich 2. Juli 2014
Wiederentdeckt: Medizinischer Bericht beschreibt Nahtoderfahrung schon im 18. Jahrhundert 3. Juli 2014
„Der Junge, der aus dem Himmel zurückkehrte“ – Berühmter Nahtod-Zeuge bezeichnet eigene Aussagen als Schwindel 27. Januar 2015

© grenzwissenschaft-aktuell.de