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Südamerikanische Riesentunnel wurden nicht von Menschen gegraben


Forscher am Eingang eines gewaltigen Baus in Brasilien.

Copyright: Heinrich Frank

Brasilia (Brasilien) – Ungewöhnlich große Tunnel und Höhlensysteme, deren Wände und Decken eigenartige Bearbeitungsspuren aufweisen und teilweise mehrere hundert Meter in festes Erd- und Felsreich führen, stellen Wissenschaftler vor ein Rätsel – lassen sich Ihre Merkmale doch durch keine bekannten geologischen Prozesse erklären. Jetzt haben brasilianische Wissenschaftler das Rätsel gelöst: Die Tunnel und Höhlen wurden einst von gewaltigen Säugetieren gegraben.

Anmerkung, 29.03.2017, 19:20h: Leider ließ die erste Fassung dieser Meldung einige Fragen zur Beschaffenheit des Untergrunds, in den die Höhlen und Gänge gegraben wurden, offen – und es entstand bei einigen Lesern der Eindruck, diese durchliefen solides Felsgestein. Die Vorstellung, dass sich Tiere lediglich mit ihren Krallen durch Fels graben konnten, stieß denn auch hier und da auf berechtigte Zweifel.  Tatsächlich handelt es sich um verfestigte Erdböden und verdichtete Sedimente, die nur hier und da auch Fels umgben.

Seit 2010 haben Wissenschaftler um Amilcar Adamy von Serviço Geológico do Brasil (CPRM) zahlreiche der mysteriösen Bauten in Südbrasilien und an der Grenze zu Bolivien untersucht, von denen lokale Bewohner meist nur in Form von Legenden berichtet hatten.

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Einige der bekannten Systeme winden sich von einigen Dutzend bis zu hunderten Metern durch Hügel und in den Erdboden. Die Gänge und Höhlen weisen meist Höhen von rund 2 Metern und sind annähern ebenso breit. Im Falle einer Anlage nahe Rondonia in der Amazonas-Region erreichen die Gänge eine Länge von mehr als 600 Metern. Hier, so haben die Forscher errechnet, wurden mehr als 4.000 Tonnen erdreich aus dem teils felsigen Boden gegraben.


Forscher erkunden das zweitgrößte der bislang bekannten Tunnelsysteme im Amazonas.

Copyright: Amilcar Adamy/CPRM

Die über mannshohen Gänge und Höhlen bestehen aus einem glatten Boden und nach oben zu abgerundeten Wänden, an denen sich merkwürdige Bearbeitungsspuren finden: „Das hat mich wirklich fasziniert“, berichtet Admay gegenüber dem „Discover-Magazine“. „Nicht nur, dass ich so etwas noch nie zuvor gesehen hatte – es sah auch ganz und gar nicht natürlich aus.“ Schon zuvor hatte der Geologie Professor Heinrich Frank von der Federal University of Rio Grande do Sul nahe Novo Hamburgo eine ähnliche Entdeckung gemacht und stand ebenfalls vor einem Rätsel, da auch er keine geologische Erklärung für den Bau finden konnte.

Tatsächlich hatte Frank aber schon damals eine Theorie, wie die Tunnel erklärt werden könnten. Er vermutete, dass es sich um Baue der heute ausgestorbenen Riesenfaultiere handeln könnte.


Das Skelett eines Riesenfaultieres im Größenvergleich zu einem Menschen.

Copyright: Gemeinfrei

Es waren vor allem die Bearbeitungsspuren an den Wänden der Tunnel und Höhlen, die die Wissenschaftler auf die Spur der Riesenfaultiere führten. In Fällen kleinerer Erdbaue könnten auch die heute noch vorkommenden Riesengürteltiere als Erbauer in Frage kommen.

Zeichnerische Rekonstruktion eines Riesenfaultieres (Illu.).
Copyright: Gemeinfrei

 

Riesenfaultiere zählen zu den Vertretern der amerikanischen Megafauna und gelten erst seit Ende des Pleistozäns als ausgestorben. Die massigen Tiere erreichten ein Gewicht von mehren Tonnen und lebten deshalb im Gegensatz zu ihren heute noch lebenden Artgenossen nicht in Bäumen sondern auf dem Boden. Die letzten Riesenfaultiere verschwanden am Ende des Pleistozäns etwa gleichzeitig mit einem Klimawandel und dem erstmaligen Erscheinen des die Tiere jagenden Menschen in Nordamerika.

Das genaue Alter der Bauten können die Wissenschaftler indes nur schätzen. Sicher ist aber, dass die letzten Höhlengänge der Riesenfaultiere natürlich nicht nach deren Aussterben gegraben worden sein können. „Vor diesem Hintergrund stammen diese Bauten von vor rund 8.000-10.000 Jahren.“

Warum einige Bauten jedoch die eigentlich selbst für die riesenhaften Tiere notwendige Größe deutlich überschreiten, wissen die Forscher bislang noch nicht: „Die Ausdehnungen machen weder zum Schutz vor Raubtieren, noch klimatisch wirklich Sinn.“ Sicher sei jedoch, dass gerade die großen Systeme nicht von einzelnen Tieren, sondern wahrscheinlich über Generationen hinweg gegraben und ausgeweitet wurden.

Vor ein ebenfalls noch unbeantwortetes Rätsel werden die Forscher auch durch die geografische Verteilung der bislang bekannten Bauten gestellt. Schon in Uruguay sind keine Exemplare mehr bekannt, obwohl ihre „Konstrukteure“ bis nach Nordamerika verbreitet waren.

– Einen umfassenden Bericht mit zahlreichen weiteren Abbildungen (im engl. Original) finden Sie HIER

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
GreWi-Interview: Höhlenkundler Dr. Heinrich Kusch über die Ergebnisse seiner Erforschung der unterirdischen Erdgänge und Erdställe im Alpenraum 17. September 2015

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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