Studie: Auch Tauben können Englisch lernen
Taube im Englisch-Test.
Copyright: Damian Scarf / University of Otago
Bochum (Deutschland) – Tauben können englische Wörter von sog. Nicht-Wörtern unterscheiden. Zu dieser Erkenntnis kommen neuseeländische und deutsche Forscher in einer aktuellen Studie, die zudem zeigt, dass die Tiere nicht einfach nur auswendig lernen, sondern offenbar orthografische Regeln beherrschen.
Wie die Forscher um Dr. Damian Scarf von der Universität Otago und Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.1607870113) berichten, treffen die Vögel die Unterscheidung anhand der Buchstabenkombinationen und wenden dabei die gleichen Regeln an wie wir Menschen.
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„Diese enorme kognitive Leistung der Tauben offenbart, dass es kein Privileg von Primaten – oder gar nur des Menschen – ist, orthografische Regeln zu beherrschen“, sagt Güntürkün. „Selbst Tiere mit kleinen Gehirnen können diese Leistung vollbringen.“
In ihren Experimenten zeigten die Forscher den Tauben auf einem Monitor englische Wörter aus vier Buchstaben, zum Beispiel „DONE“, und gleich lange sog. Nicht-Wörter, etwa „DNOE“ (s. Abb.). Sie trainierten die Tiere mittels Futterbelohnung, auf das Wort zu picken, wenn es sich um einen existierenden Begriff handelte. Bei Nicht-Wörtern mussten sie auf ein Symbol neben dem Wort picken.
Nachdem die vier Tauben zwischen 26 und 58 Wörter erlernt hatten, die sie von 8.000 Nicht-Wörtern unterscheiden konnten, kam dann der eigentliche Test: „Um zu prüfen, ob die Tauben die Wörter einfach nur auswendig gelernt hatten oder ob sie sich orthografische Regeln angeeignet hatten, zeigten die Forscher den Vögeln neue Wörter und Nicht-Wörter“, erläutert die Pressemitteilung der Universität Bochum. „Tatsächlich schnitten die Tauben in dem Test besser ab, als durch reinen Zufall zu erwarten wäre.“
Anhand einer detaillierten Analyse können die Forscher zeigen, dass die Vögel zwei Regeln anwandten: „Erstens hatten sie die statistische Wahrscheinlichkeit gelernt, mit der bestimmte Zweierkombinationen von Buchstaben im Englischen auftauchen. Das Wort DONE hat drei solcher Bigramme: DO, ON und NE. Diese Kombinationen kommen im Englischen häufiger vor als die Bigramme des Nicht-Wortes DNOE.
Zweitens konnten die Tauben die sogenannte Lewenstein-Distanz ziemlich präzise schätzen. Die Lewenstein-Distanz zwischen zwei Zeichenketten bezeichnet die kleinstmögliche Anzahl von Einfüge-, Lösch- und Ersetz-Operationen, die man durchführen muss, um eine Zeichenfolge in eine andere umzuwandeln. (…) Auch Menschen nutzen unbewusst diese beiden Regeln für die Orthografie.“
Obwohl also Tauben und Menschen extrem unterschiedliche Gehirne haben, lernen sie trotzdem auf äußerst ähnliche Art und Weise orthografische Regeln“, erklärt Güntürkün und führt abschließend weiter aus: „Diese Erkenntnisse zeigen, dass sich bei Vögeln und Säugetieren im Laufe einer 300 Millionen Jahre währenden parallelen Evolution sehr ähnliche kognitive Leistungen herausgebildet haben – unabhängig von Hirnstrukturen.“
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