Symbolbild Tod (Fortuny La senyoreta Del Castillo en el seu llit de mort; Marià Fortuny, 1871)
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Seattle (USA) – Wann sind wir wirklich tot, nachdem wir gestorben sind? Diese auf den ersten Blick vielleicht absurd klingende Frage bekommt durch neue Erkenntnisse von Genetikern eine unerwartete Bedeutung: Entdeckten die Wissenschaftler doch, dass bestimmte Gene nicht nur den Todeszeitpunkt viele Stunden aktiv überdauern, sondern sogar erst Tage später erneut aktiv werden.
UPDATE 26. Januar 2017: Die hier auf GreWi bereits im Juni 2016 vorgestellte Studie wurde jetzt auch in einem Fachjournal publiziert. Den Link zum in „Open Biology“ veröffentlichen Artikel finden Sie HIER
Wie das Team um Peter Noble von der University of Washington vorab auf „bioRxiv“ berichtet, ging man zuvor noch davon aus, dass allgemein auch Gene schon kurz nach dem Todeszeitpunkt ihre Aktivität einstellen. Stattdessen entdeckten die Forscher mit ihrer neuen Methode zur Messung der Genaktivität nun, dass Hunderte von Genen während der ersten 24 bis 48 Stunden nach dem Tod ihre Aktivität sogar nochmals erhöhen, um erst danach endgültig zu verstummen. Bei den neben Nagetieren untersuchten Zebrafischen hielt die Aktivität der Gene sogar noch bis zu vier Tage an.
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„Viele dieser postmortem-aktiven Gene sind beispielsweise in Notfällen von Vorteil, wenn sie etwa Funktionen wie Entzündungen antreiben, das Immunsystem aktivieren oder Stress entgegenwirken“, berichten die Forscher.
„Die Aktivitäten anderer Gene waren hingen für uns eine Überraschung“, erläutert Noble. „So zeigte sich, dass einige Gene erst nach dem Tod aktiviert wurden. Zu diesen Genen gehören vor allem Gene, die normal dabei helfen, den Embryo zu formen, die aber nach der Geburt nicht mehr benötigt werden.“
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Eine mögliche Erklärung für dieses postmortale Wiedererwachen dieser Gene sehen die Wissenschaftler im Zustand einiger Zellen in kürzlich verstorbenen Körpern, die denen in Embryonen gleichen. Einige Gene werden also wahrscheinlich deshalb wieder aktiviert, weil andere Gene, die diese Aktivität normalerweise (wie im Fall der embryonalen Entwicklung) unterdrücken sollen, abschalten.
Das Forscherteam hat zudem einige postmortale Gene identifiziert, die Krebs beschleunigen. Diese Beobachtung könnte erklären, warum einige Patienten, die Organe von kürzlich Verstorbenen erhalten haben, ein höheres Krebsrisiko aufweisen.
Die Ergebnisse könnten dabei helfen, zu erklären, was im Innern der Organe passiert, wenn ein Mensch stirbt und somit für Transplantationen von Organen von Bedeutung sein – etwa wenn es darum geht, die Qualität von Spenderorganen einzuschätzen.
In einem ebenfalls via „bioRxiv“ veröffentlichten Begleitartikel erläutern Noble und Kollegen, wie sie mit ihrer neuen Methode zur Messung der Genaktivität auch eine neue Methode zur akkuraten Bestimmung des exakten Todeszeitpunkts gefunden haben wollen. Während die bisherige Methoden oft ungenau, weil indirekt sind und sich oft auf Faktoren beruft, die nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem verstorbenen Körper stehen, liefert die neue Methode anhand genauer Beobachtungen nun konkrete biologisch-genetische Bezüge zu den letzten Lebensaktivitäten.
Zugleich liefert die Entdeckung der Forscher sicherlich auch neuen Zündstoff in der Diskussion um die Frage, ab wann ein Mensch wirklich tot ist.
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