Die Archäologen um Chris Fisher bei den Ausgrabungen in der jetzt als „Stadt des Jaguar“ bezeichneten einstigen Siedlung im Urwald von Honduras.
Copyright: Dave Yoder, National Geographic
Tegucigalpa (Honduras) – Archäologen haben die ersten Ergebnisse der Grabungen in einer bis 2012 im tropischen Regenwald von Honduras verborgenen Ruinenstadt präsentiert. Während die Forscher lange Zeit hofften, dass es sich dabei um die sagenumwobene verschollene „Ciudad Blanca“ handeln könnte, fehlen offenbar die eine solche Vermutung bestätigenden Funde. Im offiziellen Bericht ist von der „Weißen Stadt“ keine Rede mehr. Das nimmt den Funden in der jetzt als „Stadt des Jaguar“ bezeichneten Siedlung jedoch nichts von ihrer archäologischen Bedeutung.
Wie das Team um den Archäologen Chris Fisher von der Colorado State University gegenüber dem die Grabungen finanzierenden „National Geographic“ (NG) berichtet, wurden in der „Stadt des Jaguar“ mehr als 200 Skulpturen entdeckt (…GreWi berichtete), entfernt und wissenschaftlich in einer Forschungsstation in Catacamas bearbeitet und dokumentiert.
„Es ist wie eine Art Schrein“, berichtet Fisher. „Über vergleichbare Funde wurden in der Region zwar schon früher berichtet, aber hier ist es nun das erste Mal, dass ein solcher Hort auch professionell ausgegraben und behandelt wird.“
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Wie die Forscher berichten, wurden die Objekte offenbar sorgfältig zusammengetragen und um ein sog. Schlüsselobjekt, eine beeindruckende Statue eines Geiers mit ausgebreiteten Schwingen, platziert (s. Abb.l.). Bei den Objekten handelt es sich um dekorierte Steingefäße, deren Ränder mit Dekor aus weiteren „Geiern, Schlangen und einer merkwürdigen menschenähnlichen Figur mit einem dreieckigen Kopf, hohlen Augen, einem offenen Mund und einem verwelkt wirkenden Körper (s.Abb.m).“ Fischer, so berichtet NG, vermutet, dass es sich hierbei um eine „Todesfigur“ handelt, vielleicht der verbundene Körper eines Ahnen, der für die Beerdigung vorbereitet wurde.
Um den zentralen Geier (l.) wurden zahlreiche weitere Artefakte aus Stein, darunter u.a. dekorierte Steingefäße (m.) und verzierte Metates (r.) platziert.
Copyright: Copyright: Dave Yoder, National Geographic
Rund um die zentrale Gruppe von Objekten fanden die Archäologen zahlreiche steinerne und überdimensionierte sogenannte „Metates“. Hierbei handelt es sich eigentlich um Reibemühlen für Mais. In der „Stadt des Jaguars“ dienten diese übergroßen Metates aber wahrscheinlich als Throne da sie zudem reich mit Tierfiguren und geometrischen Formen verziert wurden. Zu dieser Gruppe von Metates gehört auch die bereits zuvor beschriebene Figur des „Wer-Jaguars“ (s.Abb.r.; …GreWi berichtete). Von dieser glauben die Wissenschaftler, dass sie einen Schamanen in einem Zustand zwischen Tier und Mensch zeigt. Die Artefakte datieren die Forscher in die mesoamerikanische post-klassische Periode zwischen 1000 und 1520.
Anhand offenbar absichtlich zerstörter Artefakte spekulieren die Archäologen darüber, dass es sich bei dem Hort um die Überreste der rituellen Schließung der Stadt handeln könnte, bevor diese – aus noch unbekannten Gründen aufgegeben und verlassen wurde. „Hier könnten die einstigen Bewohner ihre heiligen und wertvollsten Objekte versammelt haben, um so den Göttern einer letzte Opfergabe darzubringen, bevor sie die Stadt verließen. Das Zerbrechen könnte einen Weg dargestellt haben, die Götter und Geister zu befreien.“
– Den vollständigen NG-Bericht mit zahlreichen weiteren Fotos der Funde finden Sie HIER
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