Was geschah mit Englands „besten UFO-Fotos“?
Künstlerische Rekonstruktion eines der „Calvine-Fotos“ auf der Grundlage von Nick Pope Beschreibungen (Illu).
Copyright: Channel5.com
London (England) – „Das britische Verteidigungsministerium (MoD) hat die besten UFO-Fotobeweise unterschlagen“, behauptet der ehemalige Leiter des offiziellen UFO-Büros des MoD, Nick Pope und hat die Aufnahmen nun gemeinsam mit dem britischen Privatsender „Channel 5“ rekonstruiert. Journalisten haben derweil einen Suchaufruf nach den einstigen Fotografen gestartet.
Die Sichtung zweier Wanderer, die im August 1990 in den schottischen Highlands unterwegs waren und nahe Calvine, nördlich von Pitlochry, ein diamantförmiges unidentifiziertes Flugobjekt gesehen und fotografiert hatten, das wiederum von Abfangjägern umkreist wurde, gehört vielleicht zu den wichtigsten und zugleich aber am wenigsten bekannten UFO-Sichtungsfällen Großbritanniens.
Wie Pope gegenüber „Channel 5“ berichtet, hatte er selbst die Originalaufnahmen nicht nur gesehen, sondern sogar eine Vergrößerung eines der Bilder in seinem öffentlichen Büro an der Wand hängen. „Das war das beste UFO-Foto, das ich in meiner Zeit im UFO-Büro des MoD überstellt bekommen hatte.“
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Die heute nicht mehr namentlich bekannten Wanderer hatten einst erklärt, das UFO etwa 10 Minuten lang beobachtet zu haben. Während dieser Zeit sei das Objekt auch mehrmals von Militärmaschinen um- und überflogen worden. Während der Sichtung sollen insgesamt sechs Farbaufnahmen des Objekts, teilweise mit mindestens einem der Flugzeuge gemacht worden sein, bevor das UFO mit großer Geschwindigkeit in der Ferne verschwunden sei. Die Wanderer hätten die Fotonegative dann der Zeitung „Scottish Daily Record“ übergeben, von wo sie wiederum zunächst dem MoD weitergeleitet worden seien. Den geplanter Zeitungsbericht oder Veröffentlichung der besagten Aufnahmen gab es – warum auch immer – nie.
Nick Pope
Copyright: nickpope.net
„Geheimdienstmitarbeiter haben diese Bilder zur Analyse an das Joint Air Reconnaissance and Intelligence Centre (JARIC) übergeben, das für Bildanalysen des britischen Militärs zuständig ist“, wird Pope vom „Daily Express“ zitiert. „Dort kam man zu dem Schluss, dass die Fotos echt seien und ein festes Objekt zeigen, von dem aber niemand auch nur die leiseste Ahnung hatte, was es sein könnte.“
Später, 2009, dann wurde im Rahmen der Veröffentlichung der einst geheimen UFO-Akten des MoD auch der Bericht zur Calvine-Sichtung veröffentlicht (…GreWi berichtete) – allerdings ohne die Fotos zu zeigen. Lediglich eine Kopie von später angefertigten zeichnerischen Rekonstruktionen eines der Fotos liegen dem veröffentlichten Bericht bei.
Zu den Fotos erklärte das MoD, dass man die Flugzeuge darauf als Harrier-Jets identifizieren konnte, dass man eine Untersuchung des UFOs jedoch nicht weiter vorangetrieben habe, da sich keine konkrete Bedrohung ableiten ließ.
Stattdessen begann eine Vertuschung der Fotos laut Pope auch erst später: „Nachdem das Foto lange Zeit bei mir im Büro hing, kam eines Tages mein Divisionsvorsteher zu mir und entfernte das Foto. Ich habe keine Ahnung, was dann damit gemacht wurde. (…) Später hieß es auf Anfrage nur, dass das Foto verschwunden sei.“ Zuvor sei man intern zu der Überzeugung gelangt, dass es sich um eine geheime US-Drohne gehandelt habe, „obwohl die US-Behörden bestätigt hatten, dass man nichts Vergleichbares über britischem Hoheitsgebiet getestet habe.
Eine Anfrage des „Express“ beim „Scottish Daily Record“ bezüglich der Fotos blieb bislang unbeantwortet. „Ich kann nur vermuten, dass die Zeitung vom MoD davon ‚überzeugt‘ wurde, die Story nicht zu bringen. Entweder mit einer sog. D-Notice (Anm.GreWi: Bei einer D-Notice/DA-Notice also einer „Defence Advisory Notice“ handelt es sich um eine offizielle Anforderung britischer Behörden an Medien-Herausgeber, spezifische Informationen im Interesse der nationalen Sicherheit weder zu senden noch sonst in irgendeiner Form herauszugeben.) oder mit anderen Mitteln. Auf jeden Fall wurde die Geschichte fallen gelassen und auch von den Wanderern hörte man seither nichts mehr.“
Im Juli 1996 stellte der britische Parlamentsabgeordnete des Don Valley, MP Martin Redmond dann eine parlamentarische Anfrage zu dem Verbleib der Bilder. Diese wurde vom MoD wie folgt beantwortet: „Eine Anzahl von Negativen, die mit der Sichtung in Verbindung stehen, wurden vom Mitarbeitern für Luftabwehrfragen untersucht. Nachdem man zu dem Schluss gekommen war, dass die Bilder nichts von Bedeutung für die Landesverteidigung beinhalten, wurden die Negative auch nicht weiter aufbewahrt und es ist uns auch nicht bekannt ob davon jemals Abzüge erstellt wurden.“
Gegenüber dem „Examiner“ berichtet Pope nun jedoch von offiziellen Anfragen in den Jahren 1991/92, in denen um detaillierte Zeichnungen des unidentifizierten Objekts auf den Bildern gebeten wurde. Tatsächlich wurden diese Zeichnungen mit der 2009 veröffentlichten Akte auch veröffentlicht (s.Abb.l.).
„Der Calvine-Vorfall wurde offenbar als derart bedeutend angesehen, dass das MoD dazu eigens ein Memo für den Fall anfertigen ließ, dass es zu Medienanfragen bezüglich der Sichtung komme. „In diesem Memo stand: ‚Derartige Vorfälle sind normalerweise nicht von Interesse für die Minister und auch das MoD beantwortet derartige Anfragen für gewöhnlich mit dem bekannten Verweisen auf das nur eingeschränkt existierende Interesse der Behörde am UFO-Phänomen“, so Pope. „Das MoD hat auch erklärt, dass keine Aufzeichnungen über den Einsatz von Harriern zur fraglichen Zeit in der Gegend vorliegen und Anweisung erteilt, den Medien sollte gesagt werden, dass ‚man bezüglich des großen, diamantförmigen Objekts zu keinen Schlussfolgerungen gelangt sei‘ „, so Pope abschließend.
Zum Sendetermin der Channel-5-Doku „Conspiracy: Alien Cover Up“ am vergangenen 17. Juli, hat der „Express“ einen Aufruf an die ursprünglichen Zeugen und Fotografen veröffentlicht, sich doch bitte bei der Zeitung zu melden.
– Eine Zusammenfassung zum Calvine-Fall von Nick Pope finden Sie HIER
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