500 Jahre vor Kolumbus: Archäologen finden zweite Wikinger-Siedlung in Nordamerika

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Satellitenaufnahme einer möglichen zweiten Wikinger-Siedlung auf Neufundland.

Copyright: DigitalGlobe/GoogleEarth

Point Rosee (Kanada) – Anhand von Satellitenaufnahmen haben US-Archäologen auf Neufundland wahrscheinlich die Überreste einer weiteren Wikinger-Siedlung ausfindig gemacht. Sollte sich die bisherigen Einschätzung des Fundorts bestätigen, wäre dies der zweite Beweis für die Ankunft der Nordmannen in Amerika schon rund 500 Jahre vor Christoph Kolumbus und könnte die bisherigen Vorstellungen dieser Besiedlungsgeschichte Nordamerikas durch die Wikinger verändern.

Wie das Team um Sarah Parcak von der von der University of Alabama für National Geographic auf „PBS Nova“ berichtet, entdeckten sie erste Hinweise auf die einstige Siedlung im Südwesten der Insel auf Satellitenaufnahmen, anhand derer sie die Küste Neufundland nach künstlich wirkenden Bodenmustern abgesucht hatten. Schon zuvor hatte Parack durch ihre Entdeckung unbekannter Pyramiden in Ägypten anhand von Satellitenbildern sich die Bezeichnung „Weltraum-Archäologin“ erworben (…GreWi berichtete).

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Konkret gehen die Archäologen davon aus, dass sie Hinweise auch Eisenverhüttung durch Wikinger nahe dem Ort Point Rosee entdeckt haben. Schon die ersten Funde, die vermutlichen Reste eines Eisen-Schmelzofen und einer Torfmauer, haben die Archäologen mittels der C14-Metheode in die Jahre 800-1300 n. Chr. – und damit in die Zeit der Wikinger – datiert. In weiteren Grabungen vor Ort soll nun auch nach Artefakten gegraben werden, die dann die Theorie der Forscher erhärten sollen.

Der bislang einzige Beweis für die Entdeckung und Besiedlung Neufundlands durch die Wikinger befindet sich deutlich weiter nördlich bei L’Anse aux Meadows. Die Siedlung bestand aus elf Häusern sowie einer Schmiede, in der das den Ureinwohner unbekannte Raseneisen verarbeitet wurde. Zudem wurden die Gebäude im Stil der sogenannten Grassodenhäuser errichtet (s. Abb.).

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Eines der rekonstruierten Wikingerhäuser von L’Anse aux Meadows.

Copyright: Dylan Kereluk (CC BY-SA 2.0)

Historiker vermuten, dass es sich um eine Siedlung der Expedition des Wikingers Leif Eriksson handeln und dann dessen Schilderungen von Vinland (Weinland) entsprechen könnte. L’Anse aux Meadows war jedoch wahrscheinlich nur wenige Jahre bewohnt. Auf diesen Umstand verweisen sowohl die Isländersagas, die von Kämpfen mit den Eingeborenen berichten, als auch der archäologische Befund, laut dem hier maximal nur einige Kilogramm an Eisen erschmiedet wurden. Auch der Umstand, dass bei den Ausgrabungen kaum Wertgegenstände und keine Waffen gefunden wurden, spricht für die Archäologen und Historiker für einen geordneten Rückzug und eine Aufgabe der Siedlung.

Der Umstand einer zweiten normannischen Siedlung auf Neufundland könnte nun die bisherige Vorstellung von einer einmaligen und nur kurzfristigen Entdeckung und Landnutzung Nordamerikas durch die Wikinger in Frage stellen.

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