2.300 Jahre älter: Älteste Pfeilspitzen auf den amerikanischen Kontinenten entdeckt
Corvallis (USA) – An der archäologischen Grabungsstätte im US-Bundesstaat Idaho Cooper’s Ferry haben US-Archäologen Steinprojektilspitzen entdeckt, die auf ein Alter von 15.700 Jahre datiert wurden. Damit sind die Funde rund 3.000 Jahre älter als ähnliche Funde, die der sogenannten Clovis-Kultur zugeschrieben werden und 2.300 Jahre älter als die bislang ältesten Funde und Cooper’s Ferry. Somit handelt es sich um die ältesten Exemplare solcher Projektile auf dem amerikanischen Festland.
Wie das Team um Prof. Loren Davis von der Oregon State University aktuell im Fachjournal “Science Advances” (DOI: 10.1126/sciadv.ade1248) berichten, handelt es sich insgesamt um 13 vollständige oder fragmentarische Spitzen von 1,3 bis 5,8 Zentimeter, die anhand von C-14-Datierungen des Fundhintergrundes auf ein Alter von rund 15.700 Jahren bestimmt werden konnten.
„Aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich um Funde, die wichtige Lücken in den bisherigen archäologischen Aufzeichnungen der frühesten Menschen auf den amerikanischen Kontinenten füllen“, so Loren Davis. „Es ist eine Sache zu behaupten, dass es bereits vor 16.000 Jahren Menschen auf den amerikanischen gab, es ist aber etwas anderes, Artefakte untersuchen zu können, die diese Menschen hinterlassen haben.” Damit sind die Funde auch deutlich älter als Artefakte der sogenannten Clovis-Kultur, die vielen immer noch als erste menschliche Kultur in Nordamerika gilt.
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Tatsächlich haben Davis und Kollegen an Cooper’s Ferry entlang des Salmon River in der Nähe der indigenen Nez-Perce-Stammessiedlung Nipéhe bereits Stein- und Knochenfragmente gefunden, die die Anwesenheit von Menschen bereits vor 16.000 Jahren in Amerika belegt. Laut den Forschenden liefern die nun gefundenen Projektilspitzen neue Einsichten darüber, wie ausdrücklich komplex diese ersten Amerikaner bereits waren und das sie bereits damals komplexe Gedanken und Technologien besaßen, um diese Artefakte herzustellen und nutzen zu können.“
Zugleich sind die Funde aber nicht nur aufgrund ihres Alters interessant, sondern auch aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit vergleichbaren Projektilsfunden nahe Hokkaido in Japan mit einem Alter von 16 bis 20.000 Jahren. „Diese auffallende Ähnlichkeit unterstreicht die Hypothese, dass es sehr frühe genetische und kulturelle Verbindungen zwischen den Menschen der Eiszeit im nordöstlichen Asien und Nordamerika gibt. (…) Die frühesten Menschen in Nordamerika besaßen bereits ein kulturelles Wissen, das sie nutzen, um zu überleben und zu gedeihen. Einiges von diesem Wissen können wir an der Art und Weise ablesen, wie diese Menschen ihre Steinwerkzeuge, etwa die nun gefundenen Projektilspitzen von Cooper‘s Ferry. (…) Indem wir sie mit den Funden gleichen Alters oder älter von anderen Orten vergleichen, können wir die räumliche Ausdehnung sozialer Netzwerke ableiten, innerhalb derer das dafür notwendige technologische Wissen ausgetauscht wurde.“
Die schlanken und an einem Ende geschärften Spitzen selbst wurden vermutlich an der Spitze von Wurfpfeilen und nicht als Speer- oder Pfeilsitzen angebracht, waren aber trotz ihrer geringen Größe vermutlich tödliche Waffen, so Davis. „Bislang gingen Forscher davon aus, dass es zum Erlegen großer Beute auch großer Projektilspitzen bedurfte. Kleiner Spitzen auf Wurfpfeilen konnten aber viel tiefer in den Körper eindringen und hier schwere innere Wunden verursachen. Mittlerweile wissen wir, dass mit diesen kleinen Spitzen alle damals bekannten Tiere jagen konnte.“
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Recherchequelle: Oregon State University, Science
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