42.000 Jahre alte Würmer aus sibirischem Permafrost wiederbelebt
Mikroskopansicht des Kopfendes des wiederbelebten Plectus-Fadenwurms.
Copyright: Shatilovich et al. / Doklady Biological Sciences, 2018
Moskau (Russland) – In bis zu 42.000 Jahre alten Bodenproben aus dem sibirischen Permafrost haben Wissenschaftler Nematoden entdeckt und durch Auftauen der Proben wieder zum Leben erweckt. Damit stellen die Fadenwürmer einen neuen Rekord über jene Zeitdauer auf, über die höhere Organismen im Kryoschlaf überdauern können.
Wie die Biologen um A. V. Shatilovich von der Russischem Akademie der Wissenschaften in Moskau aktuell im Springer-Fachjournal „Doklady Biological Sciences“ (DOI: 10.1134/S0012496618030079) berichten, begannen die Würmer sich innerhalb weniger Wochen bei 20 Grad Celsius in den Moskauer Labors zu bewegen und Nahrung zu sich zu nehmen. Die Fadenwürmer entdeckten die Forscher in einigen von mehr als 300 unterschiedlich alten Permafrostböden von verschiedenen Orten in der nordöstlichen russischen Arktis.
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Während die wiederbelebten Fadenwürmer vom Typ „Panagrolaimus“ aus 30 Metern Tiefe stammen und auf ein Alter von 32.000 Jahren datiert wurden, wurden die Würmer vom Typ Plectus mit einem Alter von 42.000 Jahren in nur 3,5 Metern Tiefe entdeckt.
Neben einer C14-Altersdatierung stützen die Wissenschaftler ihre Altersbestimmung auf den Umstand, dass heutzutage die jahreszeitlich bedingten Tauprozesse nicht tiefer als 80 Zentimeter wirken und bislang keine Hinweise auf Auftauenden Permafrost von mehr als 1,5 Metern vor rund 9.000 Jahren bekannt sind. „Wir sind uns also ziemlich sicher, dass diese Würmer tatsächlich aus einem sehr, sehr langen Schlaf erwacht sind.“
Gesamtansicht des wiederbelebten Plectus.
Copyright: Shatilovich et al. / Doklady Biological Sciences, 2018
Damit sind die nun beschriebenen Nematoden, die Rekordhalter im Reich der höheren Lebewesen, wenn es um die längste Dauer eines „Winterschlafs“ geht. Zuvor hatten im Sommer 2000, Forscher bereits Bakterien aus 250 Millionen Jahre alten Salzkristallen wieder zum Leben erweckt. Allerdings könne man deren Überlebensstrategien nicht mit jenen höherer Organismen vergleichen, kommentieren die Wissenschaftler.
Während die Forscher hoffen, aus der Entdeckung neue Erkenntnisse für die Kryotechnologie ziehen zu können, bei der es um die Kältepreservation lebenden Gewebes oder ganzer Organismen geht, verweisen andere Forscher schon länger auf die mit dem Auftauen der arktischen Permafrostböden einhergehenden Risiken, wenn sich in den Böden nicht nur vergleichsweise harmlose Fadenwürmer, sondern auch urzeitliche Krankheitserreger erhalten haben und nun freigesetzt werden könnten.
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