AARO veröffentlicht Erklärung für UFO-Sichtung auf der Eglin Air Force Base
Washington (USA) – Die Beobachtung und Detektion eines zunächst unidentifizierten Flugobjekts durch einen auf der Eglin Air Force Base in Kalifornien stationierten Piloten und Detektion durch das dortige Radar sorgte seit Bekanntwerden 2023 ebenso für Interesse wie Spekulationen. Jetzt hat die US-UFO-Untersuchungsbehörde AARO einen ausführlichen Bericht veröffentlicht, der den Vorfall nun als Leuchtballon erklärt.
Zum ersten Mal berichtete der republikanische Abgeordnete Matt Gaetz im Juli 2023 während der UAP-Anhörung vor dem US-Kongress nicht nur von dieser Sichtung, sondern auch, dass er selbst auf der Eglin-Luftwaffenbasis die Aufnahmen gesehen und mit dem Piloten gesprochen habe. Anderen Abgeordneten, die über geringere Zugangs- und Informationsberechtigungen als der in einem Verteidigungsausschuss tätige Gaetz hatten, wurden sowohl der Zugang zu den Aufnahmen wie auch zu den Zeugen verwehrt (…GreWi berichtete).
Hintergrund
Laut den bislang bekannten Informationen ereignete sich der Vorfall, als die Sensorsysteme einer Maschine, die sich im Anflug auf die US-Luftwaffenbasis Eglin im US-Bundesstaat Florida befand, einhergehend mit der Sichtung eines unbekannten und bis heute unidentifizierten Flugobjekts über dem Golf von Mexiko ausfielen. Nach eigenen Aussagen wurde der republikanische Abgeordnete für Florida, Mat Gaetz, über den Vorfall informiert.
Seine Fragezeit während der UFO-Anhörung vom 26. Juli 2023 (…GreWi berichtete) nutzte Mat Gaetz (s. Abb. l.) hauptsächlich dafür, zu berichten, wie er auf der Eglin Air Force Base in Florida Beweise für einen dortigen dramatischen UAP-Vorfall vorgelegt bekam:
„Zunächst bekamen wir weder Zugang zu allen beteiligten Crewmitgliedern noch zu den Fotoaufnahmen und Radardaten. Nach einer längeren Diskussion darüber, welche Autoritäten in den USA gelten, bekamen wir die Aufnahme zu sehen und konnten mit jenem Mitglied der Besatzung sprechen, von dem das Foto aufgenommen wurde.
Diese Aufnahme zeigte etwas, das ich selbst meiner Funktion als ehemaliges Mitglied des Armed Forces Commitee und eines Ausschusses, der neue technologisch-militärische Entwicklungen überwacht, keiner menschlichen Entwicklung zuschreiben kann – weder einer Entwicklung der USA noch von einem unserer Gegner.
Als wir mit dem Besatzungsmitglied sprachen und wir das Foto gezeigt bekamen, fragte ich, warum es keine Videoaufnahmen der Begegnung gab und warum das [vorwärtsgerichtete Aufnahme-]FLIR-System nicht lief. Die Antwort war die, dass sich die Crew auf einem Testeinsatz über den Golf von Mexiko befand und man bei solchen Einsätzen eigentlich davon ausgehe, dass der Luftraum geräumt und sauber ist. Da sollte also eigentlich nichts sein. Dennoch sahen sie zunächst eine Formation aus vier in einer Rautenformation fliegenden Objekten, die so auch mit Radar detektiert wurden, eine Radaraufzeichnung, die ich selbst alleine einsehen konnte. Einer der Piloten flog demnach auf diese Formation zu, um diese zu untersuchen und sah etwas, dass ich lediglich als eine große fliegende Kugel jenseits aller menschlicher Möglichkeiten beschrieben kann. Als er sich dem Objekt näherte, versagte das Bordradar und das FLIR-System, sodass er das vorhandene Foto manuell aufnehmen musste. (…)
Einige der beteiligten Testpiloten sagten zu mir, dass der beste Umgang mit einer UAP-Begegnung jener sei, diese schnell zu vergessen und mit niemandem darüber zu sprechen. Schließlich bringe jede Form darüber zu sprechen, sei es nun öffentlich oder in kleinem Kreis spürbare negative Konsequenzen mit sich. Dies ist eine Kultur, die wir überwinden müssen.“
Später bestätigte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums nicht nur Gaetz‘ Aussagen, sondern auch dessen Unterrichtung über den Vorfall als auch den Umstand, dass die Eglin Air Force Base einen entsprechenden Bericht an die US-UFO/UAP-Untersuchungsbehörde AARO verfasst und übermittelt habe (…GreWi berichtete).
Anfang März dieses Jahres hatte die US Air Force dann als Antwort auf eine Anfrage unter Berufung auf das US-Informationsfreiheitsgesetz (FOIA) erste Detailinformationen sowie eine vom Piloten erstellte Skizze des Objekts (s. Abb. l.) veröffentlicht (…GreWi berichtete).
Der nun von der US-UFO-Untersuchungsbehörde „All-domain Anomaly Resolution Office“ (AARO) verfasste Bericht wurde von dieser auf der Webseite der Behörde in jener Kategorie veröffentlicht, in der das AARO die von ihm gelösten, also konventionell erklärten Fälle (Case Resolution) veröffentlicht.
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Kurz zusammengefasst stuft AARO den Vorfall derart ein, dass es sich „wahrscheinlich“ um einen „kommerziellen Beleuchtungsballon“ gehandelt habe. Neben Hintergrundinformationen beinhaltet der AARO-Bericht auch ein elektro-optische (EO) und eine Infrarot(IR)-Aufnahme des Objekts sowie als anschaulichen Vergleich ein Foto jener Art von Leuchtballon, die das AARO als Erklärung für sich Sichtung des Piloten darlegt (s. Abb.). Alltägliche Leuchtballons dieser Art sind sowohl im Fotobedarf, als Beleuchtung von Nachtbaustellen wie auch von Veranstaltungen bekannt und allgemein kommerziell erhältlich. Meist sind sie auf Masten oder hängend montiert, können aber auch, an einem Kabel befestigt, fliegend zum Einsatz kommen.
Während sich die veröffentlichten Aufnahmen durchaus mit dem präsentierten Ballon decken, dürften dir Differenzen zwischen dieser Erklärung und den Schilderungen des Piloten vermutlich noch zu einigen Diskussionen und weiteren Kontroversen führen: So gesteht selbst der AARO-Bericht ein, dass man schlichtweg keine Daten vorliegen habe, die einige der vom Piloten beschriebenen Eigenschaften des Objekts – etwa ein vermeintlich vorhandener Antrieb – bestätigen könnten. Zur Beobachtung des Piloten, dass es bei Annäherung an das Objekt zu Fehlfunktionen des Bordradars gekommen sei, erklärt AARO, dass diese Fehlfunktion zwar bestätigt werden konnte, dass man aber keinen Zusammenhang mit dem Objekt belegen könne und ähnliche Ausfälle schon zuvor an der Maschine beobachtet wurden. Die Tatsache, dass der Pilot ursprünglich weitere Objekte visuell gesichtet haben will, von denen später aber nur eines auf dem Radar angezeigt und fotografiert werden konnte, führt das AARO zu dem Schluss, die Existenz der anderen Objekte infrage zu stellen.
Ausführlich erläutert das AARO seine Erklärung der Sichtung wie folgt:
AARO stützt diese Bewertung auf eine gründliche Überprüfung der gesammelten Daten, offizielle Pilotenberichte zur Beschreibung und zum Verhalten des Objekts, Laboruntersuchungen eines kommerziellen Beleuchtungsballons, der ähnliche physikalische Eigenschaften wie das in dem Pilotenbericht beschriebene Objekt aufweist, eine Rekonstruktion der Fluggeometrie sowie den Sonnenwinkel zum Zeitpunkt der Beobachtung
Keine anomalen Flugeigenschaften, Verhaltensweisen oder Fähigkeiten wurden bestätigt. AARO schätzt ein, dass der Ausfall des Radars aufgrund eines ausgelösten Sicherungsautomaten zufällig war und wahrscheinlich auf ein bereits bestehendes, unentdecktes technisches Problem mit dem System zurückzuführen ist
Die physische Beschreibung des UAP entsprach im Allgemeinen einem schwebenden Lighter-Than-Air-(LTA)Objekt, das vom Wind getragen wird; seine Richtung und die berichtete geringe Geschwindigkeit stimmen mit der Windrichtung und -geschwindigkeit zum Zeitpunkt und der Höhe der Beobachtung überein.
Die Beobachtung von „verschwommener Luft“ [um das Objekt] könnte auf eine visuelle Fehlwahrnehmung aufgrund von Umweltbedingungen zurückzuführen sein und möglicherweise durch eine unter dem LTA-Objekt hängende Leine oder durch bewegungsinduzierte Bildunschärfe verursacht worden sein.
Obwohl der Pilot das Objekt im sichtbaren Spektrum als gleichmäßig grau beschrieb (es erscheint aus dem Betrachtungswinkel im EO-Bild gleichmäßig schwarz), zeigt das vergrößerte Infrarotbild, dass das Objekt im Infrarotspektrum eine starke kontrastierende Signatur aufwies. Dieser Kontrast deutet auf einen Temperatur-/Emissionsunterschied oder einen Reflektivitätsunterschied zwischen seinen beiden Hemisphären hin. AARO identifizierte einen kommerziellen Beleuchtungsballon, der dem Objekt im vergrößerten Infrarotbild nahekommt. Diese Ballons sind oft groß und in vielen Formen erhältlich, einschließlich Ellipsen, Kugeln und Zylindern und werden für die Außenbeleuchtung bei besonderen Veranstaltungen, Baustellen und Filmsets verwendet. Obwohl diese Ballons in einfarbigen Ausführungen erhältlich sind, haben einige Modelle unterschiedliche schwarze und weiße Hemisphären. Die obere schwarze Hemisphäre ist mit reflektierendem Material ausgekleidet, um das Licht nach unten durch die weiße Hemisphäre zu lenken. AARO führte umfangreiche Tests mit einem dieser Ballons durch und stellte fest, dass er einige Aspekte des Pilotenberichts reproduzieren konnte
Die Hemisphären des Ballons haben Nähte, die an die gerippten Stoffbahnen eines Regenschirms erinnern können, was ein Beobachter als „Verkleidung“ wahrnehmen könnte.
Diese Ballons sind öffentlich erhältlich zu vermieten oder zu kaufen. Obwohl die Ballons mit Wechselstrom (AC) über ein Kabel betrieben werden, konnte AARO während der Tests feststellen, dass sie auf Gleichstrom oder Batteriestrom umgerüstet werden können.
Abgesehen von diesen kommerziellen Beleuchtungsballons korreliert die Beschreibung des Objekts mit jedem großen Ballon, der aus zwei verschiedenen Materialien oder demselben Material in unterschiedlichen Farben hergestellt sein könnte, mit deutlichen Infrarot-reflektierenden oder -emittierenden Eigenschaften. Es ist auch plausibel, dass der Sonnenwinkel zum Zeitpunkt des Ereignisses, wenn er mit dem Blickwinkel des EO/IR-Sensors verknüpft wird, die untere Hälfte des Ballons – aus der Perspektive des Piloten – beleuchtet hat, während die obere dunkel, schattig und kalt erscheinen würde.
Aufgrund des Sonnenwinkels und der Höhe des Objekts würde auch ein meteorologischer oder Mylar-Ballon ähnlich auf einem EO/IR-Bild erscheinen. Die hochreflektierende Oberfläche eines Mylar-Ballons im Infrarot würde den wahrgenommenen Beleuchtungseffekt verstärken.
AARO legte den Fall zur Überprüfung Abteilungen der Intelligence Community (IC) und einem Partner für Wissenschaft und Technologie (S&T) vor; diese beiden Partner gelangten unabhängig zu hohen Vertrauensbewertungen, dass das Objekt keine anomalen Merkmale oder Verhaltensweisen aufwies und daher ein gewöhnliches Objekt war. Beide Partner kamen unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Art Ballon handelte.“
– Den vollständigen AARO-Bericht zur Sichtung auf der Eglin Air Force Base können Sie HIER herunterladen
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Air Force bestätigt UFO-Vorfall auf der Eglin Air Force Base und Meldung an die US-UFO-Behörde AARO 21. September 2023
Recherchequellen: AARO, eigene Recherchen www.grenzwissenschaft-aktuell.de
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