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Älter als Lucy: Sterkfontain-Vormenschen eine Million Jahre älter als bislang gedacht

Der Schädel von „Mrs. Ples“ aus der Sterkfontain-Höhle in Südafrika, hier im Transvaal Museums, Pretoria. Copyright: José Braga; Didier Descouens (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0
Der Schädel von „Mrs. Ples“ aus der Sterkfontain-Höhle in Südafrika, hier im Transvaal Museums, Pretoria.
Copyright: José Braga; Didier Descouens (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0

Witwatersrand (Südafrika) – Neue Datierungen der Australopithecus-Fossilienfunde aus der Sterkfontain-Höhle nahe Johannisburg sind eine Million Jahre älter als bislang angenommen. Damit verschiebt sich auch das Bild vom Stammbaum und der Wiege des Menschen ein weiteres Mal, denn mit rund 3,4 Millionen Jahren sind die Sterkfontain-Vormenschen in etwa genauso alt oder sogar älter als vergleichbare Funde in Ostafrika.

Zu den bekanntesten Fossilienfunden der Vormenschen-Gattung Australopithecus bzw. Australopithecus africanus in den Sterkfontain-Höhlen nahe Krugersdorp nördlich von Johannisburg gehören der Schädel von „Mrs. Ples“ (s. Abb.) und das nahezu vollständige Skelett mit dem Beinamen „Little Foot“.

Da aufgrund von Einstürzen die Fundschichten in der Hauptfundkammer (Member-4) vermischt wurden, war bislang eine genaue Datierung der Funde nur schwer bis grob ungenau möglich. Anhand von Tierknochen waren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bislang mit einer möglichen Zeitspanne von 1 bis 4 Millionen konfrontiert, während eine Uran-Blei-Datierung der Kalkablagerungen und Tropfsteine in der Höhle für ein Alter der Funde von nur 2 bis 2,65 Millionen Jahren sprach. Entsprechend gingen viele Forschende bislang davon aus, dass die Australopithecinen von Sterkfontain sehr viel später lebten als jene in Ostafrika, zu denen auch die etwa 3,2 Millionen Jahre alte „Lucy“ gehört, deren Skelett auch als das der „Urmutter der Menschheit“ bekannt wurde. Auch würde die bisherige Datierung der Sterkfontain-Funde bedeuten, dass es im südlichen Afrika zeitgleich die primitiveren Australopithecinen auch erste Frühmenschen der Gattung Homo gegeben hätte. Besagte Fragestellungen führten und führen immer wieder nicht zuletzt auch zu wissenschaftlichen Kontroversen darüber, ob sich nun Ost- oder Südafrika als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet darf.

Besucher in den beeindruckenden Höhlen von Sterkfontain. Copyright: A. Müller, grenzwissenschaft-aktuell.de
Besucher in den beeindruckenden Höhlen von Sterkfontain.
Copyright: A. Müller, grenzwissenschaft-aktuell.de

Wie das Team um Dominic Stratford von der University of the Witwatersrand und Darryl Granger von der Purdue University nun aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS, DOI: 10.1073/pnas.2123516119) berichtet, haben sie die Funde und die Inhalte der Member-4-Kammer nun einer neuen Datierung unterzogen und analysierten hierfür Steinanhaftungen an den Fossilien auf deren Gehalt an seltenen Isotope Aluminium-26 und Beryllium-10. Diese Nuklide bilden sich im gesteinsbildenden Quarzmineral, solange wie dieses an der Oberfläche ungeschützt energiereicher kosmischer Strahlung ausgesetzt ist. Sobald diese dann in der Höhle von dieser Strahlung abgeschirmt wurden, setzte der radioaktive Zerfall ein, wodurch die Isoptope zur Datierung genutzt werden können.

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Das Ergebnis der Neudatierung: Die Kammer und die darin gefundenen Inhalte und Fossilien sind rund 3,41 Millionen Jahre alt – also eine gute Million Jahre älter als bisher angenommen.

Entsprechend waren die Sterkfontain-Vormenschen auch keine Nachzügler ihrer Art, sondern sogar frühe Vertreter der Australopithecinen und lebten sogar deutlich früher als „Lucy“, die zu der ostafrikanischen Vormenschenart Australopithecus afarensis zählt. Damit waren die Homininen aus Sterkfontain Zeitgenossen der anderen frühen Australopithecus-Arten

Entsprechend bewerten die Autoren nun auch die Rolle Südafrikas in der Menschheitsgeschichte neu: „Bislang hielt man die Sterkfontain-Vormenschen für zu jung, um die direkten Vorfahren von Paranthropus und ersten Vertretern der Gattung Homo aus Südafrika gewesen zu sein“, so Stratford. Aus diesem Grund dachte man auch, dass sich Homo und Paranthropus in Ostafrika entwickelt haben müssen und dass diese Frühmenschen dann erst später nach Südafrika gelangt seien. „Jetzt aber wird klar, dass diese Gattungen fast eine Million Jahre Zeit hatten, um sich vor Ort aus den südafrikanischen Australopithecus-Arten zu entwickeln.“ Es ist nun zu erwarten, dass die Neudatierung die Debatte über die Frage nach der Verortung der „Wiege der Menschheit“ innerhalb des afrikanischen Kontinents erneut entfachen wird.




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Recherchequelle: University of the Witwatersrand

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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