Äther-Verbindungen könnten auf Ölplaneten wie DNA wirken
Künstlerische Darstellung eines mit öligen Substanzen anstelle von Wasser bedeckten Planeten oder Mondes (Illu.).
Copyright: Steven Hobbs
Alachua (USA) – Auf der Suche nach außerirdischem Leben halten Wissenschaftler derzeit noch hauptsächlich Ausschau nach Planeten, auf denen es auch Wasser und damit die Grundlage des irdischen Lebens gibt. US-Forscher haben nun jedoch nun das Ergebnis einer Studie vorgestellt, nach der auf Planeten und Monden mit eher öligen Oberflächengewässern – ähnlich dem Saturnmond Titan – Äther-Verbindungen die Funktion der irdischen DNA übernehmen und die Bausteine des Lebens binden könnten. Titan selbst wäre für die vorgeschlagenen Prozesse jedoch wahrscheinlich zu kalt.
Während auf der Erde Flüsse, Seen, Meere sowie der restliche atmosphärische Flüssigkeitskreislauf von Wasser gespeist wird, sind es auf dem größten Saturnmond Titan die Kohlenwasserstoffverbindungen Methan und Ethan, die sich sowohl in „Gewässern“ auf der Oberfläche sammeln und fließen, als auch in Form von Regen und Schnee vom Titan-Himmel niedergehen. Auf vergleichbar öligen Planeten könnten unsere Moleküle nie ihre für das Leben grundlegenden chemischen Aufgaben erfüllen. Sollte es auf diesen Welten also auch Leben geben, so müssten andere Moleküle, deren Funktion übernehmen.
In ihrer aktuell im Fachjournal „Astrobiology“ (DOI: 10.1089/ast.2014.1212) veröffentlichten und vom Astrobiology-Programm der NASA unterstützten Studie zeigen Steven Benner von der privaten Forschungsorganisation „Foundation for Applied Molecular Evolution“ nun, dass auf entsprechenden Öl-Planeten und Äther-Verbindungen die Rolle der irdischen DNA und RNA übernehmen könnten. Allerdings müssten diese Welten deutlich wärmer sein als der Saturnmond.
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„Genetische Moleküle, wie wir sie vorschlagen, bräuchten sozusagen ‚warme Titane‘, um diese Funktion erfüllen zu können“, erläutert Benner. „Es handelt sich sozusagen um die großen Molekülgeschwister des Methans auf Titan, beispielsweise Propan und Oktan, mit dem wir unsere Fahrzeuge betreiben.“
Zwar wurden bislang noch keine solchen Ölplaneten in ausreichender Nähe zu ihren wärmenden Zentralgestirnen entdeckt, doch zeige alleine die Existenz einer vergleichbaren (wenn auch wahrscheinlich zu kalten Welt) in unserem eigenen Sonnensystem, dass die Chance solcher Ölplaneten in anderen Systemen durchaus gegeben ist.
Oktan gefriert erst bei -56,8 Grad Celsius und verdampft bei 125 Grad. Im Gegensatz zu Wasser sind die schweren Kohlenwasserstoffe also über einen deutlich größeren Temperaturraum noch flüssig und könnten so selbst unter großen Minustemperaturen und über den Siedepunkt von Wasser hinaus die für das Leben notwendigen chemischen Reaktionen ermöglichen. Damit ist auch die sogenannte „habitable Zone“ (jene Abstandsregion, innerhalb derer er seinen Stern umkreisen muss, damit eine entsprechend lebensfördernde Lösung – im Falle der Erde also Wasser – in flüssiger Form vorkommen kann) für solche potentiell lebensfreundlichen Ölplaneten wesentlich breiter als die für Wasserplaneten wie unsere Erde.
Derzeit untersuchen die Forscher neben Kohlenwasserstoffen auch das lebensförderliche Potential zahlreicher anderer exotischen Verbindungen. „So gesehen besitzt nahezu jeder Stern eine ‚habitable Zone‘ für irgendeine Form von flüssigen Lösungen“, zeigt sich Benner abschließen zuversichtlich.
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