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Studie zeigt: Ameisen pflegen verwundete Artgenossen


Eine Matabele-Ameise versorgt die Wunden einer Artgenossin, der im Kampf mit Termitensoldaten Beine abgebissen wurden.

Copyright: Erik T. Frank

Würzburg (Deutschland) – Beim Studium von afrikanischen Matabele-Ameisen haben Biologen ein im Tierreich vermutlich einzigartiges Verhalten beobachtet: Die Ameisen kümmern sich intensiv – und erfolgreich – um die Wunden, die ihre Artgenossen bei Kämpfen davongetragen haben.

Wie Dr. Erik T. Frank, Marten Wehrhahn und Karl Eduard Linsenmair von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) aktuell im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B“ (DOI: 10.1098/rspb.2017.2457) berichten, versorgen die Matabele-Ameisen (Megaponera analis) die offenen Wunden ihrer Artgenossen – und sind dabei zudem ziemlich erfolgreich: „Ohne die Behandlung sterben 80 Prozent der Verletzten. Nach der ‚wundärztlichen‘ Versorgung sind es nur noch zehn Prozent.“

Bislang seien keine anderen Insekten bekannt, die bei ihren Artgenossen die Wunden pflegen. Die Würzburger Biologen gehen sogar davon aus, dass dieses Verhalten in der nun beobachteten und beschriebenen Form im gesamten Tierreich noch nicht beobachtet wurde.

Hintergrund: Medizin im Tierreich
Schon 2011 beschrieb der Biologe Benjamin Hart von der University of California die vielfachen Parallelen zwischen menschlicher und tierischer Medizin und stellte fest, dass es „für jedes der vier Grundprinzipien der menschlichen Medizin Beispiele im Tierreich“ gibt. Als Beispiele nennt Hart den Verzehr antimikrobiell wirkender Heilpflanzen oder das Verwenden antiparasitär wirkender Pflanzen beim Nestbau. Die Pflege kranker Artgenossen könne beispielsweise bei Affen und Elefanten beobachtet werden. Während zwar nur der Mensch verschiedene medizinische Strategien zu einem fortgeschrittenen System kombiniert habe, gehe dieses System jedoch auf Strategien zurück, die Teil eines „instinktiven Erbes“ seien, „das wir mit dem Rest des Tierreichs teilen“, so Hart in seinem damaligen Artikel im Fachjournal „Philosophical Transactions of the Royal Society B“ (DOI: 10.1098/rstb.2011.0092).

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Im Alltag der Matabele-Ameisen sei das Verletzungsrisiko sehr hoch, berichten die Biologen in der Pressemitteilung der Universität: „Die südlich der Sahara weit verbreiteten Tiere gehen zwei bis vier Mal am Tag auf Raubzüge. In Kolonnen aus 200 bis 600 Tieren ziehen sie los, überfallen Termiten an ihren Futterstellen, töten dort viele Arbeiter und schleppen sie zurück ins Nest, wo sie die Opfer letztendlich fressen.

Die Soldaten der Termiten mit ihren gut gepanzerten Köpfen und kräftigen Kieferzangen nehmen diese Überfälle aber nicht kampflos hin. Wenn sie zur Schlacht antreten, gibt es bei den Ameisen Tote und Verwundete – oft werden ihnen zum Beispiel die Beine teilweise abgebissen. Sind die Ameisen derart verletzt, sondern sie einen Signalstoff ab. Und der bringt ihre Artgenossen dazu, die Verwundeten zurück ins Nest zu tragen.“ Schon 2017 hatte Frank letzteres Verhalten in einem Fachartikel erstmals beschrieben.

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In weiteren Untersuchungen haben die Forscher nun auch die damit einhergehende Frage geklärt, was mit den so geretteten Verletzten Artgenossen passiert, sobald sie ins Nest zurückgebracht wurden?

„Sie werden dort behandelt: Die Ameisen ‚lecken‘ intensiv und oft minutenlang die offenen Wunden ihrer Kampfgenossen. Wir vermuten, dass sie auf diese Weise die Wunde säubern und mit dem Speichel eventuell sogar antimikrobielle Substanzen auftragen, um die Gefahr von Infektionen mit Pilzen oder Bakterien zu verringern“, erklärt Frank.

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Neben der Verletztenpflege beobachteten die Forscher aber auch, dass schwerverletzten Ameisen, denen etwa fünf ihrer sechs Beine abgebissen wurden, auf dem Schlachtfeld nicht geholfen wird: „Die Entscheidung, wer gerettet wird und wer nicht, treffen dabei allerdings nicht die Helfer, sondern die Verletzten selbst. Leichtverletzte Ameisen verhalten sich ruhig und ziehen sogar noch ihre verbliebenen Beine an, um den Abtransport zu erleichtern. Anders sieht es bei Schwerverletzten aus: Sie gebärden sich sehr wild und schlagen regelrecht um sich. Sie kooperieren einfach nicht mit den Helfern und werden dann zurückgelassen“, beschriebt Frank. „Die aussichtslosen Fälle sorgen also selbst dafür, dass keine wertvolle Energie in ihre Rettung investiert wird.“

Sind Matabele-Ameisen nur leichtverletzt, bewegen sie sich viel langsamer als normal, sobald potenzielle Helfer in der Nähe sind. „Mit diesem Verhalten erhöhen sie vermutlich die Chance, von der zum Nest zurückeilenden Kolonne bemerkt und mitgenommen zu werden. Eventuell können die Ameisen den ‚Rettet-mich-Signalstoff‘ einer Verwundeten leichter lokalisieren, wenn diese ruhig bleibt.“

Anhand der erstaunlichen Beobachtungen eröffnen sich für die Forscher völlig neue Fragen, die Frank zukünftig an der Universität Lausanne weiterverfolgen will: „Wie erkennen die Ameisen, wo genau ein Artgenosse verwundet wurde? Wie wissen sie, wann sie mit der Wundversorgung aufhören können? Erfolgt die Behandlung rein prophylaktisch oder – falls es zu einer Infektion kommen sollte – auch therapeutisch?“

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Andreas Müller
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