Ammoniak auf Pluto nachgewiesen

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New Horizons-Aufnahmen des Zwergplaneten Pluto. Copyright: NASA/APL/SwRI

New Horizons-Aufnahmen des Zwergplaneten Pluto.
Copyright: NASA/APL/SwRI

Mountain View (USA) – In den Daten des Vorbeifluges der NASA-Sonde “New Horizons” am Pluto im Juli 2015 haben Wissenschaftler Anzeichen für Ammoniak auf der Oberfläche des Zwergplaneten entdeckt. Die Entdeckung könnte weitreichende Konsequenzen für die Frage nach geologischer aber auch biologischer Aktivität auf Pluto haben.

Wie das Team um Dale P. Cruikshank vom Ames Research Center der NASA Cristina Dalle Ore vom SETI Institute aktuell im Fachjournal „Science Advances“ (DOI: 10.1089/ast.2018.1927) berichtet, habe die Entdeckung von Ammoniak auf der Oberfläche des ehemals neunten Planeten im Sonnensystem mehrere potentiell bedeutende Konsequenzen sowohl für unser Bild von Pluto als bis heute geologisch aktivem Himmelskörper als auch für potentielles Leben auf dem Zwergplaneten bzw. im Innern des unter seiner eisigen Oberfläche wahrscheinlich verborgenen flüssigen Wasserozeans.

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Zum einen wirke Ammoniak wie ein Frostschutzmittel und verhindere selbst bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, dass Wasser gefriert. Erneut lege dieser Umstand die Vorstellung von einem unter der dicken und eisigen Kruste des Pluto verborgenen flüssigen Ozean nahe, für dessen Existenz Forscher gerade in der nördlichen Region Sputnik Planitia immer mehr Hinweise sehen (…GreWi berichtete). Allerdings sei noch nicht klar, ob sich Ammoniak auf dem gesamten Planeten oder nur lokal begrenzt findet.

Blick auf Oberflächenstrukturen in Sputnik Planitia und deren Ammoniak-Signaturen. Copyright/Quelle: Dale P. Cruikshank et. all

Blick auf Oberflächenstrukturen in Sputnik Planitia und deren Ammoniak-Signaturen.
Copyright/Quelle: Dale P. Cruikshank et. all

Hinweise auf Ammoniak und Wassereis in der Nähe von Rissen und Spalten in der gefrorenen Oberfläche und von Kratern stützt hinzu die Vorstellung von Eis-Schlammvulkanen. Derartiger “Kryovulkanismus” transportiert eisschlammiges Wasser aus dem Untergrundozean durch besagte Öffnungen an die Oberfläche, wo es sich – ähnlich einem Feuervulkan auf der Erde – an der Oberfläche ablagert,.

Die Kurzlebigkeit von Ammoniak unter Einfluss von UV-Licht und sonstiger kosmischer Strahlung wäre zudem ein deutlicher Hinweis darauf, dass besagte kryovulkanische Aktivität nicht nur in ferner Vergangenheit stattfand, sondern Kryovulkane auch vermutlich in geologisch jüngster Zeit (von heute bis vor wenigen Millionen Jahren) aktiv waren bzw. sind.

Blick in einen Kryovulkan auf Pluto. Copyright: NASA/JHUAPL/SwRI

Blick in einen Kryovulkan auf Pluto.
Copyright: NASA/JHUAPL/SwRI

Nicht zuletzt steht Ammoniak, biochemisch betrachtet, in einem direkten Zusammenhang mit der Bildung komplexer organischer Moleküle von besonderer prä-biotischer Bedeutung, darunter Aminosäuren, Nukleobasen usw.

In nächsten Schritten wollen die Forscher nun versuchen, das Vorkommen von Ammoniak auf Pluto lokal noch genauer einzugrenzen, zu bestimmen und weitere Orte zu identifizieren, an denen Wasser und Ammoniak aus dem Untergrund an die Oberfläche gelangt. An solchen Orten könnte dann auch eine zukünftige Mission die Zusammensetzung des vermuteten Untergrundozeans anhand von Oberflächenbeprobungen analysieren, ohne in den verborgenen Ozean selbst vordringen zu müssen.

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