Alberta (Kanada) – Vor knapp 20 Jahren sorgten Fossilienfunde auf der indonesischen Insel Flores für eine wissenschaftliche Sensation – bewiesen sie doch die einstige Existenz einer bis dahin unbekannten kleinwüchsigen Menschenart auf der Insel, des populär auch als „Hobbit“ bezeichneten Homo floresiensis. Der anerkannte Anthropologe Gregory Forth kommt anhand eigener Feldstudien auf Flores zu der Schlussfolgerung, dass auch heute noch Flores-Menschen auf der Insel leben.
Die Ergebnisse seiner Forschungen hat Gregory Forth, selbst ehemals Professor für Anthropologie an der University of Alberta, nun in seinem im Mai erscheinenden Buch „Between Ape and Human“ zusammengetragen.
Bereits 20 Jahre vor der Entdeckung der Fossilien des Homo floresiensis hatte Forth seine ethnografischen Feldstudien begonnen und schon damals von den indigenen Bewohnern der Insel Geschichten über menschenartige Wesen gehört, von denen einige sogar – wenn auch sehr selten – von den Ureinwohnern gesichtet worden sein sollen. Interessanterweise passte die Beschreibung dieser von den Lio als „Affenmenschen“ bezeichneten Wesen auf die Eigenschaften des Flores-Menschen.
„Aufgrund meines akademischen Hintergrundes als Anthropologe und Ethnobiologe werden meine Schlussfolgerungen vielleicht einige Leser und Leserinnen überraschen“, gesteht der Wissenschaftler in einem Essay zu seinem Buch auf The-Scientist.com ein. „Meine Schlussfolgerungen könnten noch ungewöhnlicher klingen, als die damalige Entdeckung des Homo floresiensis selbst. (…) Im Gegensatz zu anderen Büchern über die menschliche Evolution bezieht sich mein Buch nicht auf Fossilienfunde, sondern auf eine lokale Menschenpopulation, die als Lio bekannt ist und darauf, was diese Menschen über ein (wie sie es beschreiben) Tier berichten, dass zwar auf erstaunliche Weise einem Menschen gleicht, aber nicht menschlich ist. (…) Zu diesen Berichten zählen auch 30 direkte Augenzeugenberichte zu Sichtungen dieser Wesen, mit deren Zeugen ich selbst direkt habe sprechen können.
Nach allem Für und Wider erklärt der Wissenschaftler, dass die beste Erklärung für die Situation auf Flores jene sei, die von einer bis in jüngste Zeit überlebenden Menschenart ausgeht, bei der es sich aber nicht um moderne Menschen (Homo sapiens) handelt.
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In seinem Buch widmet sich Gregory Forth aber auch grundsätzlichen Fragen, darunter jener, wie Naturwissenschaftler Wissen über lebendige Dinge konstruieren. „Eine dieser Fragen ist der relative Wert verschiedener Informationsquellen über Lebewesen – darunter auch noch unbekannte und noch nicht wissenschaftlich beschriebenen Tierarten. Es geht besonders auch um jene Informationen, die wir von traditionell sog. ungebildeten und technologisch nur sehr einfach entwickelten Gemeinschaften wie den Lio beziehen – einem Volk, das vor 50 Jahren von Anthropologen wohl noch als ‚primitiv‘ bezeichnet worden wäre.“
Die Lio selbst, so Forth weiter, unterscheiden die Wesen ihrer Umwelt klar in natürliche und übernatürliche bzw. spirituelle Formen. Der von ihnen beschriebene kleine Affenmensch wird anhand seiner Merkmale ganz klar als Teil der natürlich Welt betrachtet und beschrieben. Er soll zwar menschenähnlich sein, aber doch noch eher einem Tier gleichen. „Einige der beschriebenen Eigenschaften könnten zwar auch auf eine wissenschaftlich noch unbekannte Menschenaffenpopulation hindeuten, doch die Aussagen der Lio widersprechen dieser Hypothese ebenso wie unser Wissen über die Biogeografie des östlichen Indonesiens.“
Zwar verleite uns unser Instinkt sicher gerne dazu, Geschichten über Affenmenschen auf Flores in die Welt der Fantasie, Legende und Folklore zu verbannen, „doch wenn man das, was die Lio berichten, ernst nimmt, sehe ich dafür wirklich keinen Grund“, so der Forscher abschließend. „Was die Lio über diese Wesen erzählen – gestützt von weiteren Indizien und Beweisen – stimmt voll und ganz mit der Vorstellung einer weiteren, bis in jüngste Zeit oder sogar bis heute überlebenden Menschenart überein. Paläontologen und andere Wissenschaftler täten gut daran, solches indigene Wissen in ihre laufenden Untersuchungen der menschlichen Evolution mit einzubeziehen – auf Indonesien und anderswo. Aus Gründen, die ich in meinem Buch ausführe, sucht derzeit kein Feld-Zoologe konkret nach lebenden Exemplaren der Flores-Menschen oder einer vielleicht mit ihnen verwandten Art. Das bedeutet aber nicht, dass diese Arten nicht noch gefunden werden können.“
– Eine weitere Leseprobe aus Gregory Forths Buch „Between Ape and Human“, das im Mai 2022 im englischsprachigen Original bei Pegasus Books erscheint finden Sie HIER.
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Recherchequelle: TheScientist
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