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Archäologen finden Beweise für künstliche Schädeldeformation im Kroatien des 5. und 6. Jahrhunderts

CT-Scans zweier unterschiedlich künstlich herbeigeführt deformierter Schädel aus einer Grabgrube von von Hermanov Vinograd in Kroatien. Copyright/Quelle: M. Kavka / Pinhasi, Novak et al., 2019
CT-Scans zweier unterschiedlich künstlich herbeigeführt deformierter Schädel aus einer Grabgrube von von Hermanov Vinograd in Kroatien.
Copyright/Quelle: M. Kavka / Pinhasi, Novak et al., 2019

Wien (Österreich) – In einer Grabgrube aus der Zeit zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert haben Archäologen die bislang frühesten Beweise dafür gefunden, dass auch im heutigen östlichen Kroatien die Menschen auf künstlich herbeigeführte Weise darum bemüht waren, ihre Schädelform zu verändern.

Wie das Team um Daniel Fernandes und Ron Pinhasi von der Universität Wien, Kendra Sirak von der Harvard Medical School und Mario Novak vom Institute for Anthropological Research in Zagreb aktuell im Fachjournal „PLoS One“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0216366) berichten, stießen sie bereits 2013 bei Ausgrabungen an der archäologischen Stätte Hermanov Vinograd in Osijek auf eine Grabgrube mit drei menschlichen Skeletten, die sie in die Zeit von 415 bis 650, also in die Periode der Völkerwanderung, datieren.

Blick auf unterschiedliche Fundschichten in der Grabgrube von Hermanov Vinograd. Copyright/Quelle: D. Los / Pinhasi, Novak et al., 2019
Blick auf unterschiedliche Fundschichten in der Grabgrube von Hermanov Vinograd.
Copyright/Quelle: D. Los / Pinhasi, Novak et al., 2019

Zwei dieser Skelette zeigen eine deutliche, künstlich herbeigeführte Veränderung der Kopfform auf: Während in einem Fall der Schädel künstlich zu einem sogenannten Langschädel in die Länge gedrückt wurde, weist der andere die rundlich in die Höhe gestauchte Form eines sogenannten Turmschädels auf. Somit handelt es sich bei diesen beiden Schädeln um die bislang ältesten Beispiele für derartig mechanisch herbeigeführte Schädeldeformationen in Kroatien. Der Schädel des dritten Skeletts zeigt keine Merkmale einer mechanischen Veränderung auf.

Hintergrund
Als künstlich herbeigeführte Schädeldeformation (Schädeldeformierung, Schädelverformung) bezeichnet man sowohl die reversible als auch die irreversible Verformung des Schädels. Entsprechende Eingriffe mussten, um keinen allzu großen gesundheitlichen Schaden hervorzurufen, in der frühen Kindheit, meist durch Bandagieren, herbeigeführt werden. Obwohl die Praxis weltweit verbreitet war (und teilweise, wenn auch in milderen Formen, heute noch ist) war sie während der Völkerwanderungszeit auch zwischen Mitteleuropa und Zentralasien verbreitet. Sie wurde von den Hunnen westwärts getragen und dort von germanischen Völkern übernommen.

CT-Scan-Rekonstruktion des Langschädels aus der Grabgrube von Hermanov Vinograd. Copyright/Quelle: M. Kavka / Pinhasi, Novak et al., 2019
CT-Scan-Rekonstruktion des Langschädels aus der Grabgrube von Hermanov Vinograd.
Copyright/Quelle: M. Kavka / Pinhasi, Novak et al., 2019

Auch anhand der aktuellen Funde gehen die Forscher davon aus, dass die künstlich veränderte Schädelform Ausdruck von gesellschaftlichem Status und Gruppenzugehörigkeit – oder zumindest dem Wunsch danach – war.

CT-Scans des Turmschädels. Copyright/Quelle: M. Kavka / Pinhasi, Novak et al., 2019
CT-Scans des Turmschädels.
Copyright/Quelle: M. Kavka / Pinhasi, Novak et al., 2019

Eine genetische, isotopische und Skelett-Analyse der beiden Körper zeigt, dass es sich in beiden Fällen um junge Männer im Alter von 12 und 16 Jahren gehandelt hatte, die offenbar an Mangelernährung litten: „Es fanden sich jedoch keine eindeutigen Hinweise auf einen unterschiedlichen sozialen Status der beiden Individuen.

Eine genetische Analyse offenbarte jedoch, dass alle drei Männer unterschiedlicher Abstammung waren. Während das Skelett ohne Merkmale einer Schädeldeformation westeurasischer Herkunft ist, stammen die Vorfahren des Mannes mit dem Turmschädel aus dem Nahen Osten, jenes des Mannes mit dem Langschädel ist ostasiatischer Abstammung. Letzterer stellt das bislang erste Individuum überhaupt dar, das aus der Zeit der Völkerwanderung stammt, in Europa gefunden wurde und zugleich aber hauptsächlich ostasiatische Wurzeln hatte.“

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Die Autoren der Studie vermuten, dass die Schädeldeformationen der beiden jungen Männer, diese als Mitglieder unterschiedlicher kultureller Gruppen auszeichnen sollten, die jedoch während der Völkerwanderungsperiode in engem Austausch mit- und untereinander standen. Bislang sei jedoch nicht ganz eindeutig, ob die beiden deformierten Individuen mit den Hunnen, Ostgothen oder einer anderen Population verbunden waren. Auch sei noch unklar, ob die Anwendung der künstlich herbeigeführten Schädeldeformation ein damals hier eine weit verbreitete Praktik war oder eher ein seltenes Merkmal einzelner Individuen war.

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Andreas Müller
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(Kornkreisforscher)

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