Archäologen untersuchen Gemeinsamkeiten zwischen dem Ringheiligtum von Pömmelte und den Steinkreisen von Stonehenge und Avebury

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Im Innern der rekonstruierten Kreisgrabenanlage vom Pömmelte. Copyright: FrankBothe (via WikimediaCommons), CC-BY SA 4.0

Im Innern der rekonstruierten Kreisgrabenanlage vom Pömmelte.
Copyright: FrankBothe (via WikimediaCommons), CC-BY SA 4.0

Pömmelte (Deutschland) – Neue Entdeckungen am Ringheiligtum von Pömmelte sollen dazu beitragen, auch die berühmten Steinkreis- bzw. Henge-Monumente Englands und die Himmelsscheibe von Nebra besser zu verstehen. Fortan werden die Archäologen auch von Kollegen aus England unterstützt.

Während das seit 2005 freigelegte Ringheiligtum bei Pömmelte im Salzlandkreis mittlerweile touristisch erschlossen ist, dauern die die archäologischen Ausgrabungen im Umfeld der Anlage weiterhin an. Seit Mitte Juli werden die Ausgrabung durch sechs Studierende der Universität Southampton, deren akademischer Lehrer, Professor Joshua Pollard, Avebury und Stonehenge erforscht, verstärkt. Gemeinsam mit Studierenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg werden die Studenten in allen Bereichen der archäologischen Feldarbeit ausgebildet.

Wie die Pressemitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt berichtet, werden derzeit die Flächen um das sog. Rondell untersucht. „Bereits im vergangenen Jahr konnten der mittlerweile größten frühbronzezeitlichen Siedlung der Aunjetitzer Kultur in Deutschland (ca. 2300–1600 v. Chr.) zahlreiche weitere Langhäuser hinzugefügt werden. Jetzt wird auch eine frühere Siedlungsphase klar fassbar, die der älteren Glockenbecher Kultur am Ende der Steinzeit (ca. 2500–2050 v. Chr.) zugeordnet werden kann. Eine kleine Sensation, bedenkt man, dass in Mitteldeutschland bislang erst wenige vergleichbare Hausgrundrisse aufgedeckt wurden.“

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Auf eben jene Glockenbecher-Leute geht denn auch die Anlage des Ringheiligtums selbst zurück. „Auch zeitgleiche Bestattungen konnten dokumentiert werden. Die Verstorbenen wurden teils aufwändig in Holzkammern oder Baumsärgen bestattet.“

Blick auf die Steine des Hengeheiligtums von Avebury in Wiltshire. Copyright: A. Müller für grenzwissenschaft-aktuell.de

Blick auf die Steine des Hengeheiligtums von Avebury in Wiltshire.
Copyright: A. Müller für grenzwissenschaft-aktuell.de

Den britischen Grabungsteilnehmern sind die Hinterlassenschaften der Glockenbecher (engl. Bell Beaker) wohl bekannt, da ihr Institut maßgeblich an der Erforschung der Rituallandschaft um die Heiligtümer von Stonehenge und Avebury in Südengland beteiligt ist und auch Stonehenge durch die Glockenbecher-Leute erbaut wurde, die ihr Wissen über die Metallverarbeitung über ganz Europa verbreitet hatten und so den Grundstein für die Kommunikationsnetzwerke der folgenden Bronzezeit legten.

Ein heutiger Blick auf den Steinkreis von Stonehenge. Copyright: Andreas Müller, für grenzwissenschaft-aktuell.de

Ein heutiger Blick auf den Steinkreis von Stonehenge. Copyright: A. Müller, für grenzwissenschaft-aktuell.de

Auch ältere, schnurkeramische Bestattungen (ca. 2800–2050 v. Chr.), konnten in diesem Jahr aufgedeckt werden: „Dies ist insofern von Bedeutung, als dass das rechteckige, deutlich kleinere Vorläufer-Heiligtum in eben jene Epoche datiert. Eine mögliche Parallele dazu im Inneren der Anlage von Avebury wurde erst im April dieses Jahres durch Joshua Pollard und weitere Kollegen publiziert.“

Derzeit legen die Studierenden die Reste mehrerer Grabhügel frei. Die Hügel selbst sind längst durch Erosion abgetragen und durch den Pflug eingeebnet worden. Erhalten haben sich lediglich mehrphasige Kreisgräben, die einst die Begrenzung der Hügel markiert hatten.

Eine Datierung der monumentalen Begräbnisstätten werde erst möglich sein, wenn die zentralen Grabkammern freigelegt sind, erläutern die Forscher. „Form und Umfang verweisen jedoch in die Schnurkeramische Kultur; Reiternomaden, die am Beginn des 3. Jt. v. Chr. aus der pontischen Steppe nach Europa gelangten, wo die Sitte Grabhügel anzulegen fest etabliert war.“

Die „Himmelscheibe von Nebra“. Copyright: Dbachmann (via WikimediaCommons), CC-BY SA 3.0

Die „Himmelscheibe von Nebra“.
Copyright: Dbachmann (via WikimediaCommons), CC-BY SA 3.0

Das Areal in und um das Ringheiligtum in Pömmelte biete damit einen einzigartigen Einblick in das kulturelle Gefüge des 3. Jahrtausends v. Chr. „Diese Epoche prägten Migration und Innovation maßgeblich. Eben jene Glockenbecher und Schnurkeramiker verliehen uns heutigen Europäern einen Großteil unseres Gensatzes.“

Die Befunde und Funde aus Pömmelte ermöglichen aber auch, das soziale und religiöse Umfeld der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur, für das die Himmelsscheibe von Nebra das eindrücklichste Beispiel bietet, besser zu verstehen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen in Pömmelte sind denn auch Teil des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Projektes „Kontextualisiertes Erleben der Himmelsscheibe von Nebra“. Die Arbeiten werden in Kooperation mit den beiden Universitäten, dem Salzlandkreis, der Kloster Bergeschen Stiftung durchgeführt.

Das Ringheiligtum ist neben der unweit gelegenen Kreisgrabenanlage von Schönebeck Teil einer Rituallandschaft an der Elbe und spielt für das Verständnis der kulturgeschichtlichen Grundlagen am Ende der Jungsteinzeit und für den Beginn der sozialen Komplexität in der frühen Bronzezeit eine zentrale Rolle.

Die Grabungsarbeiten laufen noch bis Ende September, das Ende des Siedlungs- und Gräberareal wird auch dann nicht erreicht sein. Eine Fortsetzung ist für den kommenden Sommer geplant.

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