Archäologen wollen Alter des Riesen von Cerne Abbas bestimmen
Cerne Abbas (Großbritannien) – Der „Riese von Cerne Abbas“ gehört wohl zu den berühmtesten Kreidefelsfiguren in der südenglischen Landschaft. Gemeinsam mit dem „Weißen Pferd von Uffington“ steht er wie kaum eine andere Geoglyphe heute als Symbol für die Vorgeschichte Britanniens. Während das “White Horse of Uffington” allerdings bereits auf ein Alter von rund 3.000 Jahren datiert werden konnte, ist das des Riesen bislang ungewiss und ein prähistorischer Ursprung alles andere als gesichert. Eine neue Altersbestimmung soll nun Klarheit bringen.
Bereits im vergangenen Jahr wurde das 55 Meter großen charismatische Scharrbilde in der Nähe des Dorfes Cerne Abbas in der britischen Grafschaft Dorset erneuert, die zugewachsenen, einst aus der Grasnarbe entfernten Linien erneuert und der draunterliegende Kreidefels wieder freigelegt und teilweise aufgefüllt.
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Während dieser Arbeiten entnahmen auch Wissenschaftler um Professor Phillip Toms von der University of Gloucestershire Proben des ursprünglich freigelegten Felsengrundes, um mit Hilfe der Methode der sogenannten Optisch Stimulierten Lumineszenz (OSL) das Alter des Scharrbildes genauer zu bestimmen. Mit der OSL-Methode kann ermittelt werden, wann Mineralkörner im Boden zum letzten Mal dem Sonnenlicht ausgesetzt waren.
Zuvor schon hatten in den 1990er Jahren Archäologen die gleiche Methode angewandt, um die nicht minder bekannte Kreidefelsfigur des „Weißen Pferdes von Uffington“ in Oxfordshire auf ein Alter von nahezu 3.000 Jahren zu datieren.
Während das Alter des „Weißen Pferdes“ damit ungefähr bekannt ist, ranken sich um den Ursprung des Riesen von Cerne Abbas zahlreiche Sagen, Mythen und Spekulationen. Wo manche ein heidnisches Fruchtbarkeitssymbol sehen, glauben andere eine Darstellung des griechisch-römischen Helden Herkules zu erkennen. Wiederum andere vermuten darin hingegen eine Karikatur Oliver Cromwells aus dem 17. Jahrhundert. Nicht zuletzt wegen seines markanten Phallus gilt der Riese in der lokalen Folklore jedoch allgemein als Fruchtbarkeitssymbol – ganz gleich welchen Alters. Erstmals schriftlich erwähnt, wurde das Hügelbild allerdings erst 1694.
Erste Ergebnisse erwarten die Archäologen im Juli präsentieren zu können. Gegenüber „ITV News“ erklärte Martin Papworth, Archäologe der britischen Denkmalpflege-Stiftung „National Trust“, dass die Methode allerdings keine exakte Datierung ermögliche. Vielmehr werde das Ergebnis das Alter des Riesen grob einordnen, auf diese Weise aber ganz sicherlich ein neues Licht auf die verschiedenen Entstehungsmythen werfen.
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Hinzu untersuchen Umwelt-Archäologen um Mike Allen, im Boden überdauerte Reste von Schneckenschalen, anhand derer die Wissenschaftler die damalige Landschaft rekonstruieren wollen. „Das kann uns das sagen, ob der Riese schon damals auf einem grasbewachsenen Hügel gezeichnet wurde, oder ob die Menschen Büsche und Sträucher entfernen mussten, um das Bild in die Landschaft zu legen.
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Quellen: National Trust, ITV News
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