Archaische Menschenart vermischte sich vor 700.000 Jahren mit Vorfahren von Neandertalern und Denisova-Menschen
Salt Lake City (USA) – Dass sich der moderne Mensch nicht nur mit Neandertalern und Denisova-Menschen, sondern auch mit bislang unbekannten, sogenannten „geisterhaften“ Frühmenschenarten vermischt hat, war bereits bekannt. Eine aktuelle Studie datiert nun den bislang frühesten nachweisbaren „Seitensprung“ bekannter Frühmenschen mit einer unbekannten Art auf ein Alter von 700.000 Jahren.
Wie das Team um Alan Rogers von der University of Utah aktuell im Fachjournal “Science Advances” (DOI: 10.1126/sciadv.aay5483) berichtet, fand diese Vermischung einer archaischen Menschenart mit dem gemeinsamen Vorfahren von Neandertalern und Denisova-Menschen einst in Eurasien statt.
Schon zuvor zeigten Genanalysen, dass sich Neandertaler und Denisova-Menschen nicht nur miteinander, sondern auch mit modernen Menschen (Homo sapiens) vermischt hatten (…GreWi berichtete, siehe Links).
In ihren Analysen auf der Suche nach jenem genauen Zeitpunkt, an dem sich vor rund 800.000 Jahren die gemeinsamen Vorfahren von Neandertalern und Denisova-Menschen – die sogenannten Neandersovaner – in zwei Menscharten aufgeteilt hatten, haben die US-Forscher nun das Genom moderner Europäer und Afrikaner mit dem von Neandertalern und Denisovanern verglichen und dabei nach charakteristischen DNA-Merkmalen gesucht, die auf Vermischungen zwischen den Arten vor rund 600.000 Jahren hindeuten – „ein Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte also, der bislang gänzlich im Dunkeln lag“, so Rogers. Gemeint ist jene Zeit, also sich Menschen mit größeren Gehirnen in Eurasien ausbreiteten und erste Werkzeuge in Europa auftauchen.
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Für die Forscher selbst überraschend, war das Ergebnis der Analyse: Vor rund 700.000 kam es zu einer bislang unbekannten Kreuzung zwischen Neandersovanern und einer bislang unbekannten „superarchaischen Menschenart“, die sich vor knapp zwei Millionen Jahren vom Stammbaum der anderen Menschenarten abgespalten hatte.
Während die Wissenschaftler nicht sagen können, um welche Art es sich genau handelte, lasse sich aus den genomischen Daten auf eine Populationsgröße von bis zu 20.000 bis zu 50.000 Individuen schließen.
Eine solche Vermischung würde aber bedeuten, dass die beiden Partner dieser Paarung bereits 1,2 Millionen Jahre zuvor evolutionär voneinander getrennt waren – deutlich länger als bei jeder anderen bislang bekannten Kreuzung verschiedener Menschenarten. Das wiederum lasse laut den Autoren der Studie Rückschlüsse darüber zu, wie lange es dauern kann, bis sich reproduktive Barrieren zwischen den Arten entwickeln.
Zugleich erlauben die Ergebnisse auch Rückschlüsse auf die Besiedlungsgeschichte Eurasiens: Vertreter der Gattung Homo müssen in drei Schüben von Afrika nach Asien gezogen sein, um die Ergebnisse zu erklären: „Als erstes erfolgte demnach eine Expansion des frühen Homo vor rund 1,9 Millionen Jahren, dann die der Neandersovaner vor rund 70.000 Jahren und schließlich die Auswanderung des modernen Menschen vor rund 50.000 Jahren.“
Die Studie liefert hinzu neue Erkenntnisse über die Geschichte der Neandertaler, die sich offenbar schon deutlich früher von den Denisova getrennt hatten als bislang vermutet. Die Forscher um Rogers schätzen nun, dass die Neandertaler schon vor 600.000 Jahren eine eigene Stammeslinie bildeten, die nicht nur vom Homo sapiens, sondern auch von den Denisova-Menschen getrennt war“. Bisher waren Wissenschaftler von einer Aufzweigung der beiden Stammeslinien (Neandertaler und Denisova-Menschen) vor rund 390.000 Jahren ausgegangen.
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Quellen: University of Utah, Science Advances
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