Arecibo 2.0: NASA-Wissenschaftler entwerfen neue Botschaft für Außerirdische

Teilansicht der BITG-Botschaft. Copyright: H. Jiang et al. / NASA/JPL
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Teilansicht der BITG-Botschaft. Copyright: H. Jiang et al. / NASA/JPL

Teilansicht der BITG-Botschaft.
Copyright: H. Jiang et al. / NASA/JPL

Pasadena (USA) – 1974 sendeten irdische Astronomen erstmals eine „Visitenkarte der Menschheit“ in Form einer binär-codierten Botschaft mit dem Radioteleskop von Arecibo ins All. Knapp 50 Jahre später soll nun eine aktualisierte Version der „Arecibo-Botschaft“ gesendet werden, die jetzt von NASA-Wissenschaftlern und -Wissenschaftlerinnen erstmals vorgestellt wurde und auch eine Bitte um Antwort beinhalten wird.

Wie das Team um Jonathan H. Jiang vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in seinem Fachartikel vorab via ArXiv.org erläutert, basiert die als „Leuchtfeuer in der Galaxie“ (Beacon in the Galaxy, BITG) bezeichnete Botschaft auf der Idee der am 16. November 1974 mit dem Arecibo-Radioteleskop ins All gesendeten „Arecibo-Botschaft“.

Hintergrund
Die „Arecibo-Botschaft“ stellt ein auf binäre Art und Weise (also mittels Einsen und Nullen) ein codiertes Bilderrätsel und Visitenkarte der Menschheit dar (s. ABb. l.), das in Richtung des 25.000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufens M13 im Sternbild Herkules gefunkt wurde – nicht zuletzt, weil die Astronomen hier aufgrund vieler Sterne auf engem Raum eine höhere Chance sahen, dass die Botschaft auf eine von einer intelligenten Zivilisation bewohnte Welt treffen könnte. 48 Jahre nachdem die Botschaft abgeschickt wurde, hat diese jedoch erst 0.2% des Weges nach M13 zurückgelegt.

Um ein (zumindest aus menschlicher Sicht) logisches Bild zu erkennen, müsste ein potenzieller Empfänger die aus 1679 Bit-Einheiten bestehende Arecibo-Botschaft zunächst in die Primfaktoren dieser Zahl 23 und 73 zerlegen, die Einheiten (Bits) dann entsprechend in einem Raster 23×73 als Pixel zu einem Schwarzweißbild anordnen. Um die enthaltenen Objekte der Nachricht dann auch erkennen zu können, müsste ein potenzieller Empfänger anschließend die Leerzeilen als Absätze und leere Spalten als seitliche Abtrennungen benachbarter Objekte erkennen. Zudem erfolgt die Anordnung in Schreib-Leserichtung von links nach rechts und zeilenweise nach unten. Die Schreibrichtung nach links ist gleichwertig, während eine Zeilenabfolge nach oben die Figur des Menschen – am vertikal aufgerichteten Bild – gestürzt, auf dem Kopf stehend abbilden würde. Die ebenfalls mögliche Anordnung in einer 73×23-Matrix ergibt – zumindest aus menschlicher Sicht – keine sinnvolle Darstellung.

Richtig erkannt und angeordnet lassen sich dann – zumindest aus menschlicher Sicht – anhand der sich so ergebenden Abbildung sie Zahlen von 1 bis 10 (A), die Protonenanzahlen der chemischen Elemente Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Phosphor sowie die vier Nukleotide als Bausteine der DNA (B, C, D) und deren Doppelhelix-Struktur (E) ebenso ablesen, wie Basisinformationen über die Menschheit (F,G, H), unser Sonnensystem mit der Erde als Ursprung der Botschaft (j) und abschließend die Art und Weise der Sendevorrichtung selbst (K, L).

Tatsächlich finden sich alle Elemente der Arecibo-Botschaft von 1974 auch in der neuen Version (BITG) wieder, die – da es sich um die einfachste Form von Mathematik handelt und deshalb vermutlich universell von Intelligenzen als solche erkannt und verstanden wird – ebenfalls binär-codiert aufgebaut ist. So sie also vom Empfänger richtig entschlüsselt wird, stellt auch das „Leuchtfeuer in der Galaxie“ eine Bildbotschaft der Menschheit dar.

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Den Anfang macht die neue, nun aus 13 Teilen bestehende BITG-Botschaft stellt die Zahlen 0 bis 9 sowohl im binären wie auch im Dezimalsystem dar und erklärt zugleich die Beziehung beider Systeme. Der Zahlen-Teil endet mit einer Reihe von Primzahlen (2-89) und der größten uns bislang bekannten Primzahl.

Ein zweiter Teil widmet sich in 3 Kapiteln mathematischen Operationen.

Teil 3 gibt Konzepte unseres Verständnisses der Teilchenphysik wider…

…gefolgt von unserem Atom-Modell …

…und der DNA-Basen Thymin, Adenin, Cytosin und Guanin.

Es folgt eine Abbildung eines Menschenpaares, die sich dessen Darstellung auf einer Plaketten auf den Pioneer-Sonden bedient und von einer visuellen Abbildung der Doppelhelix-Struktur sowie von der richtunggebenden Darstellung eines fallenden Objekts links vom Menschenpaar begleitet wird.

Auch unser Sonnensystem – und darin hervorgehoben der dritte Planet als Ursprung der Botschaft selbst, wird wie schon in der „Arecibo-Botschaft“ binär abgebildet…

…gefolgt von einer vereinfachten Kartendarstellung und einer Beschreibung der geologischen Eigenschaften und Merkmale unseres Planeten.

„Da der Kontakt Ziel stets das Ziel unserer Botschaft ist und wir auch auf einen Dialog mit außerirdischen Intelligenzen innerhalb unserer Milchstraße hoffen, beinhaltet unsere Botschaft abschließend natürlich auch einen Aufruf zur Aufnahme einer solchen Konversation“, erläutern die Autoren und Autorinnen der neuen Botschaft ihr Konzept. Hierzu stellt die Botschaft zunächst zwei Teleskope dar, die über eine elektromagnetische Welle miteinander verbunden sind und mit der Sendefrequenz auch jenen Frequenzbereich abbildet, auf der man sich bestenfalls eine Antwort erhofft. „Das ist eine Einladung, auf unsere Botschaft mit einer eigenen Radiobotschaft zu antworten.”

Abgerundet wird die BITG-Botschaft mit einer binären Abbildung einiger uns bekannter Planetensysteme mit dem unsrigen als Ursprung der Botschaft an oberster Stelle hervorgehoben.

Gesamtansicht der BITG-Botschaft

Gesamtansicht der BITG-Botschaft. Den vollständigen Fachartikel finden Sie HIER

Gesendet werden soll die neue Botschaft mit den beiden weltweit größten Radioteleskopen, dem auch als „Tianyan“ bekannten FAST-Teleskop im Südwesten Chinas und der Allen Telescope Array (ATA) des SETI Institutes im nördlichen Kalifornien.

Ziel der Botschaft soll erneut ein noch zu bestimmender dichter Sternenhaufen in einer Distanz von 6,000 bis 20,000 Lichtjahren Entfernung – also wesentlich näher als das Ziel der Arecibo-Botschaft – sein.

„Unsere Botschaft ist einfach, aber bedeutungsvoll. Einmal angenommen, wir erhalten eine Antwort von intelligenten Außerirdischen, so würden wir annehmen, dass es sich dabei um eine Antwort mit ähnlichem Informationsgehalt handelt“, erläutern Jiang und Kollegen abschließend. „Vielleicht würde eine solche Antwort binär das mathematische System dieser Außerirdischen beschreiben, dass zwar vielleicht auf einem anderen System basiert. Theoretische könnte eine solche Antwort auch grundlegende Informationen über die dortige Biosphärenchemie und das Aussehen der Außerirdischen enthalten – obwohl wahrscheinlich, so müssten sie aber schließlich nicht zwangsläufig auch auf Kohlenstoff basieren. In einem solchen Szenario wäre die Antwort eine direkte Analogie zur BITG-Botschaft und würde eine gemeinsame Sprachgrundlage für eine weitere Kommunikation darstellen und schon vor einem Dialog viele unserer Fragen beantworten.“

– Lesen Sie hier auch: Hatten wir bereits Kontakt? Ein Gedankenexperiment




Bislang gibt es allerdings noch ein kleines Problem: Sowohl FAST als auch ATA sind derzeit nur in der Lage, Radiosignale zu empfangen – nicht zu senden. „Allerdings sollte sich das mit kommenden Updates der Anlagen bald ändern“, zeigen sich die BITG-Autorinnen und -Autoren zuversichtlich und hoffen, dass sie ihre Botschaft vielleicht pünktlich zum 50 Jahrestag der Arecibo-Botschaft abschicken können.

Recherchequelle: ArXiv.org

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