Astronomen beobachten erstmals das Erwachen eines Schwarzen Lochs
München (Deutschland) – Im Dezember 2019 beobachteten Astronomen und Astronminnen der Europäischen Südsternwarte (ESO) das Aufleuchten einer bislang unscheinbaren fernen Galaxie. Neuste Untersuchungen zeigen nun, dass sie damit erstmals überhaupt das Erwachen eines Schwarzen Lochs im Zentrum einer Galaxie in Echtzeit beobachten konnten.
Wie das Team um Paula Sánchez Sáez von der Europäische Südsternwarte aktuell im Fachjournal “Astronomy & Astrophysics“ (DOI: 10.1051/0004-6361/202347957) berichtet, handelt es sich um die 300 Millionen Lichtjahre entfernte, im Sternbild Jungfrau gelegene Galaxie mit der Bezeichnung „SDSS1335+0728“.
„Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine ferne Galaxie jahrelang beobachtet und sie war immer still und inaktiv, dann plötzlich zeigt der Galaxienkern dramatische Helligkeitsveränderungen, die nichts gleichem, was bislang beobachtet werden konnte“, berichtet die Astronomin und beschriebt damit die beobachteten Vorgänge.
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Mittlerweile wird “SDSS1335+0728” als Galaxie mit einem aktiven galaktischen Kern (active galactic nucleus, AGN) bezeichnet. Will sagen: In ihrem kompakten Zentrum wütet ein nun erwachtes gewaltiges Schwarzes Loch.
Hintergrund
Massereiche Schwarze Löcher, deren Masse das mehr als Hundertfache unserer Sonne übersteigen, bilden die Zentren der meisten Galaxien, auch jenes unserer Milchstraße. Solche gewaltigen Monster schlafen sehr lange und sind in diesem inaktiven Zustand nicht direkt sichtbar. Erst wenn sie erwachen und damit beginnen, Gase aus ihrer direkten Umgebung zu verschlingen, leuchten diese auf und ihr Umfeld wird sehr hell – ein Vorgang, der so bislang noch nie direkt beobachtet werden konnte. Auch das massereiche Schwarze Loch im Zentrum unserer eigenen Heimatgalaxie, Sagitarius A*, schläft derzeit und könnte eines Tages derart erwachen. Wann genau dies passieren wird, ist jedoch noch völlig unklar.
(Quelle: ESO)
Nachdem die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler andere Erklärungen für das plötzliche Aufleuchten der Galaxie im sichtbaren und infraroten Spektrum ausschließen konnten, und den Beobachtungen Ende 2019 dann im Februar 2024 Röntgenemissionen folgen, lag die Schlussfolgerung nahe, dass es sich um am wahrscheinlichsten einen aktivierten Galaxienkern, um ein Schwarzes Loch handelt. „Sollte dies der Fall sein, so ist es das erste Mal, das eine solche Aktivierung in Echtzeit beobachtet werden konnte“, fügt Lorena Hernández García, Mitautorin des Fachartikels von der Universität Valparaíso in Chile erläuternd hinzu.
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Recherchequelle: ESO
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