Astronomen könnten erstmals frei durchs All treibendes Schwarzes Loch entdeckt haben

Hubble-Aufnahme eines fernen Sterns, dessen Licht von einem unsichtbaren aber sehr dichten Objekt erhellt und verzerrt wurden. Copyright/Quelle: STScI/NASA/ESA
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Hubble-Aufnahme eines fernen Sterns, dessen Licht von einem unsichtbaren aber sehr dichten Objekt erhellt und verzerrt wurden. Copyright/Quelle: STScI/NASA/ESA

Hubble-Aufnahme eines fernen Sterns, dessen Licht von einem unsichtbaren aber sehr dichten Objekt erhellt und verzerrt wurden.
Copyright/Quelle: STScI/NASA/ESA

Berkeley (USA) – Laut bisheriger Lehrmeinung entstehen Schwarze Löcher dann, wenn große Sterne am Ende ihrer Lebensdauer in sich kollabieren. Entsprechend sollte es im All hunderte von Millionen solcher unsichtbaren Sternenreste geben. Es gibt allerdings ein Problem: In der Regel sollten diese Objekte auch unsichtbar sein. Jetzt glauben US-Astronomen jedoch, auf Aufnahmen des Hubble-Welttraumteleskops erstmals ein Schwarzes Loch entdeckt zu haben, das sich ungebunden durchs All bewegt.

Wie das Team um Casey Lam und Professor Jessica Lu von der University of California, Berkeley aktuell via ArXiv.org und bald im Fachjournal „The Astrophysical Journal Letters“ berichtet, entdeckten sie den Kandidaten für das erste freie Schwarze Loch bei der Beobachtung der Aufhellung eines fernen Sterns, als dessen Licht offenbar von einem Objekt mit der Bezeichnung „OB110462” mit einem sehr starken Gravitationsfeld durch den sogenannten Mikrolinseneffekt verzerrt wurde.

Die Forscher und Forscherinnen vermuten, dass es sich um ein selbst unsichtbares, aber dennoch sehr kompaktes Objekt von der 1,6 bis 4,4-fachen Masse unserer Sonne handelt. Da allgemein aber angenommen wird, dass es Sterne von der mindestens 2,2-fachen Sonnenmasse bedarf, um durch deren Kollaps zu einem Schwarzen Loch zu werden, zeigen sich die Forschenden bislang noch zurückhaltend und wollen auch noch nicht ganz ausschließen, dass es sich nicht auch um einen Neutronenstern handeln könnte. Auch Neutronensterne sind sehr dichte Überreste einstiger Sterne, deren Schwerkraft allerdings vom inneren Neutronendruck soweit ausgeglichen wird, dass sie nicht weiter zu einem Schwarzen Loch kollabieren.

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Doch ganz gleich, ob es sich nun um einen Neutronenstern oder um ein Schwarzes Loch handelt, es ist auf jeden Fall der erste entdeckte dunkel-dichte Überrest eines Sterns – sozusagen ein stellarer Geist – der ungebunden an einen weiteren Stern durchs All reist. Insgesamt, so schätzen die Astronominnen und Astronomen, sollte es rund 200 Millionen solcher frei treibenden Schwarzen Löcher alleine in unserer Milchstraßen-Galaxie geben.

In etwa zur gleichen untersuchte auch ein Team um Kailash Sahu vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore den Mikrolinsenvorgang, errechnete die Masse des dichten Objekts allerdings auf 7,1 Sonnenmassen. In diesem Fall wäre es ganz sicher ein freies Schwarzes Loch und kein Neutronenstern die Arbeit dieses Teams wird in einer zukünftigen Ausgabe des „The Astrophysical Journals“ erscheinen.

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Recherchequelle: University of California, Berkeley

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