Astronomen orten erstmals interstellaren Besucher im Sonnensystem
Orbitaldiagramm des Objekts „A/2017 U1“ für September-Oktober 2017.
Copyright: NASA/JPL-Caltech
Pasadena (USA) – Weltweit konzentrieren sich derzeit Observatorien auf ein erst vor wenigen Tagen entdecktes Objekt, das selbst nicht aus unserem Sonnensystem stammt. Noch sind sich Astronomen nicht sicher, um was genau es sich dabei handelt, vermuten aber, dass es sich bei dem interstellaren Besucher um einen extrasolaren Asteroiden oder Kometen handelt.
Das Objekt mit der Bezeichnung „A/2017 U1“ wurde erst am 19. Oktober 2017 mit dem Pan-STARRS-1-Teleskop der University of Hawaii von dem dortigen Astronomen Rob Weryk und Alan Fitzsimmons von der University of Belfast entdeckt, ist weniger als 400 Meter groß und bewegt sich mit rund 25, 5 Kilometern pro Sekunde jedoch ungewöhnlich schnell.
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„Seine Bewegung kann nicht anhand der Merkmale normaler Asteroiden oder Kometen unseres eigenen Sonnensystem erklärt werden“, erläutet Weryk. Erst in Kombination mit Beobachtungsdaten des Teleskops der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) auf Teneriffa machten die Eigenschaften des Objekts Sinn: „Dieses Objekt kam von außerhalb unseres Sonnensystems.“
„Das Objekt besitzt die extremste Umlaufbahn, die ich je gesehen habe“, berichtet Davide Farnocchia vom Center for Near-Earth Object Studies (CNEOS) der NASA am Jet Propulsion Laboratory (JPL). „Es bewegt sich extrem schnell und seine Flugbahn zeigt uns mit großer Wahrscheinlichkeit, dass dieses Objekt das Sonnensystem auch bald wieder verlässt und nicht wieder zurückkehren wird.“
Animation der Reisroute des interstellaren Besuchers „A/2017 U1“ durch unserer Sonnensystem.
Copyright: NASA/JPL-Caltech
„Das Objekt näherte sich unserem Sonnensystem von direkt oberhalb der planetaren Ebene, auf der die Planeten die Sonne umkreisen“ berichtet die NASA und führt weiter aus: „Es hatte also zuvor noch keine direkte Nahebegegnug mit einem unserer acht Hauptplaneten. Am 2. September kreuzte „A/2017 U1″ diese sogenannte Ekliptik innerhalb der Merkurbahn, erreichte seinen sonnennächsten Punkt am 9. September und tauchte dann in einer steilen Haarnadelkurve am 14. Oktober unter unserer Erde in einem Abstand von 24 Millionen Kilometern (der rund 60fachen Monddistanz zur Erde) hindurch. Derzeit befindet es sich wieder oberhalb der Ekliptik und rast in Richtung des Sternbilds Pegasus.“
Tatsächlich vermuten Astronomen schon lange, dass es derartige interstellare Objekte auf der Durchreise durch unser Sonnensystem geben muss. Vermutlich wurden sie durch Schwerkraftwechselwirkungen aus ihren eigenen Planetensystemen herausgeschleudert. Gerade weil wir bereits vermutet hatten, dass es diese Objekte geben muss, ist es aber auch so überraschend, dass wir solche interstellaren Objekte bislang noch nie bei der Durchquerung unseres Sonnensystem entdeckt hatten“, kommentiert die Astronomin Karen Meech vom Institute for Astronomy (IfA) an der University of Hawaii.
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