Astronomen schätzen Tiefe des Kraken Mare auf Saturnmond Titan
Ithaca (USA) – Neben der Erde ist der Saturnmond Titan der einzige Himmelskörper im Sonnensystem mit einem atmosphärischen Flüssigkeitskreislauf. Allerdings regnen auf Titan statt Wasser die flüssigen Kohlenwasserstoffe Ethan und Methan in Meere, Seen und Flüsse. Das größte dieser Meere auf Titan ist das sogenannte Kraken Mare. Jetzt haben Astronomen dessen Tiefe bestimmt und herausgefunden, dass das Titan-Meer tief genug für eine Erforschung mit einer Tauchsonde.
Wie die Forschenden um Valerio Poggiali von der Cornell University aktuell im “Journal of Geophysical Research” (DOI: 10.1029/2020JE006558) berichten, schätzen sie die Tiefe des Kraken Mare auf der Grundlage der Daten der Vorbeiflüge der Saturnsonde „Cassini“ auf rund 300 Metern. “Das Kraken Mare hat nicht nur einen großartigen Namen, es beinhaltet auch 80 Prozent der Oberflächenflüssigkeiten auf Titan”, erläutert Poggiali.
Hintergrund
Titan ist der größte der bislang 62 bekannten Saturnmonde. Mit seiner extrem dichten Atmosphäre und dem einzigen Flüssigkeitskreislauf jenseits der Erde, Meeren, Seen und Flüssen aus einem flüssigem Methan-Ethan-gemisch auf seiner Oberfläche, gilt Titan als der bislang erdähnlichste Himmelskörper im Sonnensystem. Seine Atmosphäre besteht, ähnlich wie die der Erde, hauptsächlich aus Stickstoff und einem kleinen Anteil an Methan. Wenn das Sonnenlicht Methan und Stickstoffmoleküle aufbricht, entsteht die Grundlage einer ganzen Reihe komplexer organisch-chemischer Prozesse, durch die Auf Titan vielleicht auch Leben entstanden sein oder noch entstehen könnte.
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Für Planetenwissenschaftler stellt Titan ein Umweltmodell der frühen Erde dar. Allerdings ist die Herkunft des flüssigen Methans weiterhin ein Rätsel: Hundertmal weiter von der Sonne entfernt als unsere Erde, wirkt das Sonnenlicht auf Titan zwar weniger intensiv, dennoch verwandelt es auch hier Methan in der Atmosphäre zu Ethan. Im Laufe der vergangenen 10 Millionen Jahre sollte dieser Vorgang das Methan an der Oberfläche des Mondes vollständig verbraucht haben.
Jetzt hoffen Wissenschaftler, schon in naher Zukunft das Kraken Mare mit einer Tauchsonde erforschen zu können. „Tief genug für ein solches Vorhaben ist das Meer auf jeden Fall“, so Poggiali abschließend. „Anhand unserer Messungen kennen wir nun auch die Dichte der Flüssigkeit mit größerer Genauigkeit und können so die Sonargeräte des geplanten Titan-U-Boots besser anpassen.“
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Quelle: Cornell University
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