Blick auf den Steinkreis von Callanish auf der schottischen Isle of Lewis
Copyright: Jonathan Jakob, grenzwissenschaft-aktuell.de
Adelaide (Australien) – Erstmals können Archäoastronomen auch statistisch beweisen, dass schon die beiden ältesten Steinkreise auf den britischen Inseln und zahlreiche spätere Megalithanlagen nach den Bewegungen von Sonne und Mond und vor rund 5000 Jahren und zudem im Kontext ihrer Umgebung ausgerichtet wurden.
Wie das Team um Dr. Gail Higginbottom von der University of Adelaide aktuell in der Fachzeitschrift „Journal of Archaeological Science“ (DOI: 10.1016/j.jasrep.2016.05.025) berichtet, basiert die im Rahmen des „Western Scotland Megalithic Landscape Project“ durchgeführte Studie auf den Ergebnissen des Einsatzes neuster 2- und 3D-Technologien zur quantitativen Untersuchung der Ausrichtungsmuster der stehenden Steine der ältesten britischen Steinkreise von Callanish auf der Isle of Lewis und Stennes auf Orkney. Beide Monumente sind geschätzt 500 Jahre älter als der wahrscheinlich berühmtesten britische Steinkreis von Stonehenge in der Grafschaft Wiltshire.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen GreWi-Newsletter bestellen +
Laut den Wissenschaftlern wurden die Steine aber nicht nur nach Sonne und Mond alleine ausgerichtet – die Studie offenbart auch eine Ausrichtung gemäß der die Monumente umgebenden Landschaft, dem Horizont und der Bewegungen von Sonne und Mond über eben diesen Landschaften.
„Unsere Studie ist der endgültige Beweis dafür, dass die Menschen damals, Himmel und die Erde mit Hilfe ihrer Steinmonumente miteinander verbanden“, so Higginbottom. Eine Analyse auch jüngerer Steine zeigt zudem, dass diese Tradition – wenn auch in mit der Zeit abnehmenden Maße – noch weitere 2000 Jahre lang fortgeführt wurde.
Blick auf Steine des großen Steinkreises von Stennes auf der schottischen Isle of Orkney:
Der hier rechts zu sehende Stein ist auf den Untergangspunkt des Mondes im Süden alle 18,6 Jahre ausgerichtet. Der zweite Steine weist auf den Ort des Sonnenuntergangs zur Sommersonnenwende und der Stein links ist nach der nördlichsten Position des Mondes alle 18,6 Jahre (vor 5000 Jahren) orientiert.
Copyright: Douglas Scott
„Die für die Steinkreise ausgewählten Umgebungen hatten einen Einfluss darauf, wie die Menschen damals Sonne und Mond wahrgenommen haben“, erläutern die Forscher und führen weiter aus: „Besonders der Zeitpunkt der Aufgänge zu bestimmten Zeiten – etwa wenn der Mond alle 18,6 Jahre seine nördlichste Position am Horizont erreicht (der sog. „Tanz des Mondes“ über den hiesigen Hügeln) – waren von Bedeutung.“
In 50 Prozent der untersuchten Monumente liegt der nördliche Horizont höher und näher als der südliche und die Sonne geht zur Sommersonnenwende über dem höchsten nördlichen Punkt am Horizont auf. In den restlichen 50 Prozent finde sich eine genau umgekehrte Situation Hier liegt der südliche Horizont höher und näher zur Anlage als der nördliche – und die Wintersonnenwende-Sonne erhebt sich über den höchsten Punkten.
Für die Autoren der Studie ist demnach klar, dass die Menschen damals die Orte für ihre Steinsetzungen gezielt nach der sie umgebenden Landschaft und ihren jeweiligen Wissensstand zur lokalen astronomischen Situation ausgesucht haben. „Hierfür müssen diese Menschen einen unglaublichen Arbeits und Beobachtungsaufwand betrieben haben. Das wiederum zeigt uns, wie sehr sie mit ihrer Landschaft und ihrer Umwelt in Verbindung standen und wie wichtig all dies offenbar für ihre Kultur und das Überleben dieser Kultur war.“
© grenzwissenschaft-aktuell.de