Studie zu FRBs: Astrophysikalische Katastrophen können nicht alle Radioblitze erklären
Pasadena (USA) – Als „Fast Radio Bursts“ (FRBs), also als schnelle Radioausbrüche bzw. Radioblitze, bezeichnen Astronomen ebenso extrem energiereiche wie kurzlebige Radiosignale aus den Tiefen des Alls, deren Natur bislang noch immer rätselhaft ist. Während die meisten Astrophysiker davon ausgehen, dass der Ursprung von FRBs in gewaltigen Explosionen und Kollisionen von Sternen, Schwarzen Löchern und ganzer Galaxien liegt, zeigt eine aktuelle Studie, dass FRBs derart häufig sind, dass es nicht genügend potentielle Kandidaten für derartige kosmische Katastrophen gibt, um sämtliche der mysteriösen Signale astrophysikalisch zu erklären. Bleibt also nur noch die Alternativtheorie von FRBs als Signale einer technologisch entwickelten Intelligenz? Nicht ganz…
Hintergrund
Bei FRBs handelt es sich um hochenergetische Radioblitze von nur wenigen Millisekunden Dauer. Bislang ist noch völlig unbekannt, wovon die ultrakurzen Radioblitze ausgelöst werden. Während selbst einige Astronomen hoffen, dass es sich zumindest bei einigen dieser Radioblitze um absichtlich oder indirekt von außerirdischen Zivilisationen ausgesandte Signale handeln könnte, vermuten andere extreme astrophysikalische Phänomene als Auslöser (…siehe Links u.). Bislang wurden 85 der mysteriösen Signale aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen registriert. Alleine, dass die Signale nicht nur aus einer außerirdischen, sondern auch außergalaktischen Quelle entstammen, ist anhand der bislang vorliegenden Beobachtungdaten bekannt. Zumindest die Quelle eines der wenigen sich wiederholenden Radioblitze, das Signal „FRB121102“ konnte 2017 einer stark magnetisierten Umgebung zugeschrieben werden (…GreWi berichtete). Jüngste Verortungen eines einmaligen FRB zeigten dann jedoch, dass dieser aus einer gänzlich anderen astrophysikalischen Umgebung kam, woraus sich ableiten lässt, dass FRBs nicht zwangsläufig einer einzigen Quelle entstammen müssen (…GreWi berichtete).
Während einmalige FRBs bislang meist als Ergebnis kosmischer Katastrophen wie Supernovae, der Verschmelzung von Neutronensternen oder Schwarzer Löcher gedeutet wurden, scheiden diese im jeweiligen Einzelfall schließlich einmaligen Ereignisse als Erklärung für sich wiederholende FRBs aus gleicher Quelle aus.
Dass dies offenbar nicht nur für sich wiederholender Radioblitze aus gleicher Quelle, sondern auch für zahlreiche einmalige Signale gilt, erläutert Vikram Ravi vom California Institute of Technology (Caltech) aktuell im Fachjournal “Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-019-0831-y). Anhand der bislang zu den entdeckten „normalen“ FRBs aus vergleichsweise nahen Quellen vorliegenden Daten hat er berechnet, wie oft derartige Ausbrüche (auch von uns bislang undetektiert) in Wirklichkeit stattfinden müssen, und hat diese Werte dann mit jenen kosmischer Katastrophen im nahen Universum verglichen.
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Das Ergebnis: „Die Rate, mit der FRBs auftreten ist höher als die jeglicher uns bekannten kosmischen Katastrophen, die bislang als Quelle von FRBs diskutiert und angenommen wurden.“ Einmalige Ereignisse können also nicht alle FRBs erklären.
Alternativ zu allen astrophysikalischen Theorien diskutieren einige Astronomen aber auch immer wieder die Möglichkeit, dass es sich bei FRBs um absichtlich gesendete oder indirekt erzeugte Signale einer technologisch hoch entwickelten fernen Zivilisation handeln könnte.
Ravi selbst ist hier jedoch ebenfalls zunächst vorsichtig: „Es wäre natürlich möglich, dass alle bisher als FRB-Quellen vorgeschlagenen astrophysikalischen Ereignisse gleichermaßen korrekt sind, sie also alle FRBs erzeugen. Allerdings ist das wenig wahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist es, dass es sich bei den meisten FRBs – wenn nicht sogar bei allen – in Wirklichkeit um sich wiederholende Signale handelt“, zitiert der „NewScientist“ den Wissenschaftler. „Auf diese Weise, würde jede Quelle nicht nur einen sondern gleich multiple Ausbrüche während ihrer Lebensspanne erzeugen und wir bräuchten nicht so viele unterschiedliche Quellen anzunehmen. Vielleicht entdecken wir nicht alle sich wiederholenden Ausbrüche, weil diese langsamer und/oder schwächer sind als die ‚Repeater‘, die wir bislang geortet haben?“
Um was es sich bei diesen „Quellen“ genau handelt, bleibt indes weiterhin rätselhalft.
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