Atmosphäre um neuentdeckten nahen, erdgroßen Exoplaneten fraglich
Cambridge (USA) – In nur 55 Lichtjahren Entfernung wurde ein weiterer erdgroßer Planet entdeckt, der einen ultrakalten Zwergstern umkreist. Da der Planet vermutlich keine Atmosphäre besitzt, könnte er einen direkten Blick auf seine Oberflächenbeschaffenheit ermöglichen.
Wie das Astronomieteam um Julien de Wit vom Massachussetts Institute of Technology (MIT) gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen der Université Liège aktuell im Fachjournal „Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-024-02271-2) berichtet, umkreist der mit dem Teleskop-Netzwerk „SPECULOOS“ (Search for Planets EClipsing ULtra-cOOl Stars) entdeckte Planet mit der Bezeichnung „SPECULOOS-3b“ einen etwa Jupiter-großen ultrakalten Zwergstern in gerade einmal 55 Lichtjahren Entfernung zur Erde.
Ultrakalte Zwergsterne sind der vermutlich häufigste Sternentypus in unserer Milchstraße. Sie sind deutlich kleiner und kälter als unsere Sonne, gleichzeitig aber auch wesentlich lichtschwächer, was ihre Entdeckung und die von sie umgebenden Planeten erschwert.
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Das SPECULOOS-Projekt sucht gezielt nach Planeten um rund 1.600 nahe Exemplare dieses Sternentypus. Hierbei kommt die sogenannte Transit-Methode zum Einsatz: Wenn ein Planet vor seinem Stern vorbeizieht, blockiert er einen Teil des Sternenlichts – im Grunde genommen verursacht er eine kleine partielle Sonnenfinsternis – was zu einer geringen, aber erkennbaren Abdunkelung des Sterns führt. Exoplaneten von kleineren Sternen blockieren während eines Vorbeizugs einen größeren Anteil des Sternlichts, sodass diese periodischen Finsternisse wiederum viel leichter zu erkennen sind als die von größeren Sternen.
Der etwa sieben Milliarden Jahre alte, ultrakalte Heimatstern des nun entdeckten Planeten erreicht gerade einmal ein Zehntel der Größe unserer Sonne und ist rund 1000 Mal lichtschwächer als diese, zudem gerade einmal halb so heiß. Dennoch strahlt der Stern gewaltige Energiemengen auf den Planeten, der nur 17 Tage für eine Umrundung seines Sterns benötigt. Auf diese Weise bekommt der Planet 16 Mal mehr Strahlung pro Sekunde ab als unsere Erde von der Sonne. Die Forschenden glauben, dass dieses intensive und fortwährende Strahlungsbad eine eventuell einmal vorhandene Atmosphäre schon lange zerstört und so nur eine blanke heiße und ungeschützte Planetenoberfläche zurückgelassen hat. Sollte dies zutreffen, so könnten zukünftige Beobachtungen die Beschaffenheit des Gesteins und dortige geologische Prozesse offenbaren. „Auf diese Weise könnte es schon bald möglich sein, erstmals aus der Ferne direkte Geologie auf einem Exoplaneten zu betreiben“, zeigen sich die Forschenden abschließend von den eigenen Forschungsergebnissen fasziniert.
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Recherchequelle: MIT
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