Außerirdisches Leben vielleicht seltener als bislang gedacht
Das Zentrum des Krebsnebels im Infrarotspektrum.
Copyright: NASA; CXC (X-ray); STSCI (Optical); JPL-Caltech (Infrared)
Cardiff (Großbritannien) – Eine neue Analyse des sog. Krebsnebels, dem Überrest einer Sternenexplosion (Supernova), zeigt, dass es darin deutlich weniger Phosphor gibt als bislang angenommen. Offenbar scheint das Element, das für die Ausbildung von Leben – zumindest wie wir es von der Erde kennen – absolut notwendig ist, im Universum demnach weniger gleichmäßig verteilt zu sein als bislang gedacht. Das könnte dazu führen, dass einige Planeten selbst dann kein Leben tragen, obwohl wenn sie eigentlich lebensfreundlich sind.
Wie das Team um Jane Greaves und Phil Cigan von der Cardiff University aktuell auf der European Week of Astronomy and Space Science in Liverpool vorab berichteten, könnten frühere Hoffnungen auf im Universum allseits gleichmäßig verteilte große Mengen an Phosphor verfrüht gewesen sein.
Phosphor entstand in den Überresten sterbender Riesensterne oder während deren eigentlicher Explosionen, den sogenannten Supernovae. Erst 2013 gelang Astronomen der erste quantitative Nachweis von Phosphor in den Resten der Supernova „Cassiopeia A“. Selbst zum Erstaunen der Wissenschaftler entdeckten sie darin 100 Mal mehr Phosphor als im Rest der Milchstraße.
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Die mit dieser Messung einhergehende Hoffnung von Astrobiologen auf überall vorhandene und für die Entstehung von Leben ausreichende Mengen des Elements wird nun durch die aktuelle Suche nach Phosphor im sogenannten Krebsnebel, dem Überrest der Supernova, die 1054 von Himmelsbeobachtern sowohl in Europa als auch im China beschrieben wurde, in Frage gestellt. Der Supernovaüberrest befindet sich 6.500 Lichtjahre entfernt im Sternbild Stier und wird im Messier-Katalog als „M 1“ geführt.
Die jetzt veröffentlichten Vorabdaten deuten nämlich daraufhin, dass die Phosphorwerte im Krebsnebel eher jener Menge entsprechen, wie sie im interstellaren Gas und Staub zwischen den Sternen der Milchstraße zu finden sind – deutlich weniger also, als in Cassiopeia A.
Bekannter ist der Krebsnebel (M1) durch diese Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops.
Copyright: NASA, ESA, J. Hester and A. Loll (Arizona State University)
„Eine Garantie für Phosphor im Überfluss überall im Universum scheint es also nicht zu geben“, zitiert LiveScience.com Cigan. „Vielmehr scheint es eher eine Frage des Glücks bzw. von Größe zu sein.“ So ist Cassiopeia A der Überrest eines fast doppelt so massereichen Sterns wie jener, dessen Supernova den Krebsnebel entstehen ließ. „Es könnte diese größere Masse gewesen sein, die in Reaktion auch größere Mengen an Phosphor erzeugte“.
Sollte nun also die Phosphorproduktion tatsächlich in verschiedenen Teilen der Galaxie unterschiedlich sein, so würde dies auch auf die Wahrscheinlichkeit von Leben zutreffen – zumindest jener Formen des Lebens, die – wie das irdische – von dem Vorkommen von Phosphor abhängen. „Selbst wenn ein Planet sonst alle Voraussetzungen für Leben erfüllt, so könnte es dennoch sein, dass es dort kein (phosphorbasiertes) Leben gibt“, so die Forscher.
Da es sich aber erst um erste Vorabdaten handelt, wollen die Astronomen um Cigan nun weitere Beobachtungen und Messungen abwarten und den Krebsnebel demnächst auch mit dem Weltraumteleskop „Herschel“ untersuchen.
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