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Avi Loeb: Warum wir auch auf Einzelgängerplaneten nach Techno-Signaturen suchen sollten

Eine künstlerische Darstellung eines ungebunden an einen Stern frei durch All treibenden Planeten (Illu.).Copyright: NASA
Eine künstlerische Darstellung eines ungebunden an einen Stern frei durch All treibenden Planeten (Illu.).
Copyright: NASA

– Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag von Prof. Dr. Avi Loeb, der am 22. März 2025 im englischsprachigen Original unter dem Titel „Technological Signatures on Free-Floating or Non-Habitable Planets” von Prof. Avi Loeb auf Medium.com erstveröffentlicht wurde. Der Text wurde – mit freundlicher Genehmigung des Autors (A. Loeb) – durch www.GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi) ins Deutsche übersetzt. Die vom Autor geäußerten Ansichten sind seine eigenen.

Üblicherweise sucht man nach Anzeichen für Leben auf felsigen Planeten innerhalb der habitablen, also lebensfreundlichen Zone ihres Muttersterns. Dort ist die Planetentemperatur weder zu heiß noch zu kalt, sodass chemische Prozesse des Lebens in flüssigem Wasser bei einer ausreichend dichten Atmosphäre stattfinden können.

Man könnte sich jedoch vorstellen, dass andere Lebensformen – die wir noch nicht kennen – in anderen Flüssigkeiten gedeihen. Die NASA-Mission „Dragonfly“, deren Start im Juli 2028 geplant ist, wird auf Titan, einem Mond des Saturn, nach Lebenszeichen suchen. Titan besitzt Ozeane, Seen und Flüsse aus Methan und Ethan auf seiner Oberfläche. Die dortige Temperatur beträgt nur ein Drittel der Erdtemperatur, nämlich 90–94 Kelvin (-183 bis – 180 Grad Celsius).

Wie ich in einer Veröffentlichung zusammen mit meinem ehemaligen Postdoc Manasvi Lingam gezeigt habe, könnte Leben sogar in flüssigem Wasser unter der eisigen Oberfläche noch kälterer Objekte existieren. Jegliche dort entstehenden Lebensformen, die unter einer global undurchsichtigen Eisschicht entstehen, würden niemals die Sterne sehen und daher möglicherweise niemals die Wissenschaft oder Technologie für interstellare Reisen entwickeln.

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Eine technologische Zivilisation wie die unsere hingegen, die sich seit ihrer Entstehung mit den Sternen befasst, ist in der Lage, Raketen zu bauen, um irgendwann einmal diese Sterne erreichen. Trotz der fantasievollen Darstellungen in Science-Fiction-Filmen sind interstellare Reisen jedoch lang, langweilig und gefährlich. Mit chemischem Antrieb dauern sie Millionen bis Milliarden Jahre, und Löcher, die durch energiereiche kosmische Strahlung oder Mikrometeoriten entstehen, könnten für biologische Wesen katastrophale Folgen haben. Daher ergibt es mehr Sinn, rein technologische Objekte mit künstlicher Intelligenz für interstellare Reisen zu senden, anstatt biologische Astronauten mit natürlicher Intelligenz.

Technologische Objekte könnten potenziell auf jeder Oberfläche landen – auch auf für Leben, wie wir es bislang kennen, unbewohnbaren Planeten. In der Scheibe der Milchstraße würde die Reisezeit von Kommunikationssignalen zwischen fernen Zielen und ihren Sendern zehntausende Jahre betragen – selbst mit Lichtgeschwindigkeit. Da diese Signalübertragungszeit länger ist als die aufgezeichnete Menschheitsgeschichte, wäre es für interstellare Reisende am sinnvollsten, autonom zu operieren. Nach der Landung auf einer festen Planetenoberfläche könnten technologische Botschafter so programmiert werden, dass sie aus den vor Ort verfügbaren Rohstoffen technologische Infrastrukturen errichten. Ihre Konstruktionen könnten den Anspruch auf lokale Ressourcen markieren und damit nicht zuletzt die technologische Überlegenheit der Absender unterstreichen.

In diesem Zusammenhang erinnert die Motivation der Absender an eine Aussage von Präsident Donald Trump während einer Rede vor dem gemeinsamen Kongress der Vereinigten Staaten am 5. März 2025:

„Wir werden die weiten Grenzen der Wissenschaft erobern, die Menschheit in den Weltraum führen und die amerikanische Flagge auf dem Planeten Mars und noch weit darüber hinaus platzieren.“

Angesichts dieser Möglichkeiten sollten Astronomen auch auf nicht lebensfreundlichen Planeten nach technologischer Infrastruktur suchen. Zu den möglichen Standorten gehören frei treibende Planeten, die sich ohne ein Muttergestirn durch den interstellaren Raum bewegen. Solche „Rogue Planets“ wurden in den letzten zwei Jahrzehnten durch Gravitations-Mikrolinsen-Effekte entdeckt, bei denen sie das Licht von Hintergrundsternen verstärken. Ihre Anzahl könnte sogar größer sein als die der an Sterne gebundenen Planeten. Solche Einzelgängerplaneten könnten durch gravitative Instabilitäten aus ihren ursprünglichen Entstehungsorten herausgeschleudert worden sein. Einige von ihnen könnten gefrorene, erdähnliche Planeten sein, die ähnliche mineralische Ressourcen bieten wie ihre Gegenstücke in Sternensystemen.

Die Landeplätze könnten auch warme Planeten ohne Atmosphäre umfassen. Ein dicht gepacktes Planetensystem, wie etwa die sieben felsigen Planeten um den Stern TRAPPIST-1, bietet reichlich „Bauland“ für interstellare Reisende, die Felsmaterial zur Errichtung ihrer technologischen Infrastruktur nutzen können.

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Es ist daher vernünftig, nach technologischen Signaturen auf nicht bewohnbaren Planeten zu suchen. Eine solche Entdeckung würde nicht nur zeigen, dass wir nicht der technologische Mittelpunkt des Universums sind, sondern auch, dass andere technologische Zivilisationen uns um Millionen bis Milliarden Jahre voraus sein könnten, da sie galaktische Ziele weit außerhalb ihres ursprünglichen Planetensystems erreicht haben.

Die Erforschung technologischer interstellarer Botschafter wird einer Erfahrung ähneln, die mit Platons Höhlengleichnis vergleichbar ist: Wir werden nur die Schatten der Absender sehen und versuchen, ihre Natur anhand ihrer technologischen Hinterlassenschaften zu entschlüsseln.

Möglicherweise entdecken wir die Überreste technologischer Zivilisationen, die mittlerweile längst untergegangen sind. In einem solchen Fall hätten wir keine andere Möglichkeit, als ihre Fähigkeiten und Motive aus ihren Artefakten zu rekonstruieren. Das Auffinden technologischer Signaturen auf nicht bewohnbaren oder frei flottierenden Planeten könnte uns inspirieren, ihnen nachzueifern. Wie Oscar Wilde einst bemerkte: „Nachahmung ist die aufrichtigste Form der Schmeichelei.“

Das alles folgt einem natürlichen Prinzip: Die Löwenzahnblume erwartet nicht, dass ihre Samen zurückkehren oder dass sie deren Wachstum in fernen, fruchtbaren Böden bezeugen kann.

Wir sind alle nur vergängliche Akteure in einem sich ständig weiterentwickelnden Universum. Es ist faszinierend, das kosmische Schauspiel zu beobachten und herauszufinden, wer vor uns auf dieser Bühne stand.

Prof. Dr. Avi Loeb ist Leiter des „Galileo-Projekts“ in Harvard, einer systematischenwissenschaftlichen Suche nach Beweisen für außerirdische technologische Artefakte. Loeb ist Gründungsdirektor von Harvards Black Hole Initiative, Direktor des Institute for Theory and Computation am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und Vorsitzender des Beirats des Breakthrough Starshot-Projekts. Er ist Autor des Buches „Außerirdisch: Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“.

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© Avi Loeb

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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