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Neuro-Experimente zeigen: Aztekische Totenkopfpfeifen erzeugen auch heute noch Angst

Totenkopfpfeiffen im Ethnologischen Museum zu Berlin.Copyright/Quelle: Claudia Orbroki / UZH
Totenkopfpfeiffen im Ethnologischen Museum zu Berlin.
Copyright/Quelle: Claudia Orbroki / UZH

Zürich (Schweiz) – Eine schaurige Beigabe in Gräbern der Azteken kann auch heute noch eine beängstigende Wirkung auf das menschliche Gehirn haben. Die Azteken selbst nutzten diese Wirkung ihrer sogenannten Totenkopfpfeifen vermutlich gezielt bei Opferritualen.

Wie viele alte Kulturen, so nutzten auch die Azteken Musikinstrumente für rituelle Handlungen und Zeremonien. Innerhalb eines reichen mythologischen Kosmos standen hier Opferrituale auf der Tagesordnung. Bis heute bekannt ist die aztektische Totenkopfpfeife oder Todespfeife, deren schädelartige Form vermutlich den Herrscher der aztekischen Unterwelt darstellen sollte und tatsächlich auch schreiähnliche Geräusche erzeugt. „Diese Schreie, könnten die Menschenopfer auf ihren Abstieg in die Unterwelt Mictlan vorbereitet haben“, vermuten Forschende unter der Leitung von Sascha Frühholz, Professor für kognitive und affektive Neurowissenschaften an der Universität Zürich (UZH) in einer aktuellen Studie.

Wie die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aktuell im Fachjournal „Communications Psychology“ (DOI: 10.1038/s44271-024-00157-7) berichten, haben sie anhand von aztekischen Todespfeifen aus dem Ethnologischen Museum in Berlin digitale 3D-Rekonstruktionen erstellt, um so die physikalischen Mechanismen hinter dem schrillen, kreischenden Pfeifton besser zu verstehen und untersuchen zu können.

Quelle: Frühholz et al., Communications Psychology 2024
Quelle: Frühholz et al., Communications Psychology 2024

Bereits der Aufbau der Pfeifen offenbart nun eine einzigartige Innenkonstruktion mit zwei gegenüberliegenden Schallkammern, die Luftturbulenzen und damit den schrillen Ton erzeugen: „Wir kennen kein vergleichbares Musikinstrument aus präkolumbischen Kulturen oder aus anderen historischen und zeitgenössischen Kontexten“, sagt Frühholz.

Hintergrund
Bis heute haben sich meso- und südamerikanische indigene Bevölkerungsgruppen die Kunst der tönernen Pfeifen- und Flötenherstellung bewahrt. Ein weiteres Beispiel dafür sind die heute noch hergestellten Inka-Tierflöten, mit denen die Laute der dargestellten Tiere erstaunlich realitätsnah imitiert werden können. Auch die Todespfeifen werden heute noch für touristische Zwecke hergestellt und lokal verkauft.

Im Experiment und anhand von Tonaufnahmen von originalen und nachgebauten Todespfeifen haben Testpersonen deren Klang als extrem beängstigend und abschreckend empfunden. „Sie nahmen das Pfeifgeräusch als natürlichen Laut wahr – etwa als menschliche Stimme oder Schrei“, erläutert die UZH-Presseinformation. „Die aztekische Todespfeife scheint furchterregende Geräusche akustisch und affektiv zu imitieren.“ Diese Beobachtung stehe im Einklang mit der Tradition vieler alter Kulturen, natürliche Klänge in Musikinstrumenten einzufangen, führt Frühholz weiter aus. „Die Todespfeifen sollten in Ritualen mythologische Wesen nachahmen.“

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Hirnaktivität belegt Gruselfaktor

In weiteren Untersuchungen führten die Forschenden die Pfeifenklänge der Totenkopfpfeifen Probanden vor und zeichneten dabei deren Hirnaktivitäten auf. Wie sich zeigte, reagierten die Regionen des affektiven Nervensystems besonders stark, was den abstoßenden und beängstigenden Charakter der Pfeifenklänge erkläre. Das Forschungsteam beobachtete aber auch Aktivitäten in Hirnregionen, die Geräusche mit symbolischer Bedeutung verknüpfen. Dies deutet darauf hin, dass die Töne der Todespfeife bei den Zuhörenden sowohl eine psychoaffektive Reaktion als auch eine mentale Verarbeitung der Klangsymbolik auslösen.

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Auch heute noch angsteinflößend

Dass Musik schon immer einen starken emotionalen Einfluss auf die Menschen ausgeübt hat, erkläre, warum sie auch in rituellen, religiösen und mythologischen Kontexten eingesetzt wird, so Frühholz abschließend. „Aztekische Gemeinschaften könnten sich den furchteinflößenden und symbolischen Klang der Todespfeife zunutze gemacht haben, um das Publikum in rituellen Abläufen zu beeinflussen.“ Obwohl die psychologischen und neurowissenschaftlichen Experimente nicht mit Menschen aus alten Aztekenkulturen durchgeführt werden konnten, vermuten die Forschenden dennoch, dass die grundlegenden affektiven Reaktionen auf erschreckende Geräusche Menschen aus allen historischen Kontexten gemein sind.

Akustische Hörproben der replizierten Totenkopfpfeifen finden Sie HIER

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Recherchequelle: UZH

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Andreas Müller
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

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