London (Großbritannien) – Wenn Kleinkinder mit Dingen spielen, so zeigt ihr Gehirn Ausbrüche hochfrequenter Hirnaktivität. Was aber passiert, wenn Eltern nun mit diesen Kindern spielen? Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich in den Gehirnen der Eltern die gleichen Aktivitätsmuster finden – interessanterweise steht diese Aktivität jedoch in einem direkten Zusammenhang mit dem Aufmerksamkeitsmuster der Kinder und nicht mit dem der Eltern.
Wie ein internationales Team um Dr. Sam Wass von der University of East London, gemeinsam mit Kollegen der Universität von Cambridge und Singapore aktuell im Fachjounral „PLoS Biology“ (DOI: 10.1371/journal.pbio.2006328) berichten, zeichneten sie in ihren Untersuchungen die Hirnaktivitäten 12 Monate alter Kinder und ihrer Mütter simultan mit Hilfe von EEG-Messungen auf, die zunächst getrennt voneinander mit Spielzeug – dan gemeinsam spielten.
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„Die meisten Kleinkinder verbringen einen Großteil ihrer Wachzeit in der Gemeinschaft mit anderen. Aber fast alles, was wir über das frühe Lernen wissen, stammt von Untersuchungen, in denen Kinder jeweils isoliert betrachtet wurden“, erläutert Wass und führt weiter aus: „Durch die simultane Aufzeichnungen der Hirnaktivitäten von Kind und Mitter, können wir Veränderungen in der Hirnaktivität beobachten, die sowohl das eigene Verhalten während des Spielens wiederspiegeln als auch das des Gegenüber.“
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Schon zuvor hatten Untersuchungen gezeigt, dass sich Kinder bei Spielen besser auf Dinge konzentrieren können, wenn ihre Eltern mit ihnen spielen. „Bislang wussten wir aber nicht, warum das so ist“, kommentiert Wass. „Unsere Ergebnisse legen nun aber nahe, dass wenn ein Kleinkind seine Aufmerksamkeit auf ein Ding legt, sich das Gehirn des Erwachsenen auf das Blickverhalten des Kindes richtet und konzentriert und sich die Handlungen des Kindes in der Hirnaktivität des Erwachsenen widerspiegelt.“
Darüber hinaus haben die Forscher festgestellt, dass immer dann, wenn das Gehirn des Erwachsenen auf diese Weise am stärksten reagiert, auch die Aufmerksamkeit des Kindes länger anhält.
Zugleich offenbaren die Ergebnisse aber auch noch viele unbeantwortete Fragen: „Wir wissen zu Beispiel noch nicht, ob es Eltern gibt, deren Hirnaktivität mehr oder weniger stark auf die des Kindes reagieren und wenn ja, warum das so ist. Zudem haben wir in unseren bisherigen Untersuchungen nur Mütter untersucht. Väter könnten in ihrer Reaktion auf das Kind neurologisch anders reagieren. Unsere Ergebnisse sind zwar faszinierend, aber es gibt noch sehr viel mehr zu erforschen, wenn es über die neurologische Interaktion zwischen Kindern und ihren Eltern und die Auswirkungen dieser Interaktionen auf das Lernverhalten von Kleinkindern geht.“
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