Belgische UFO-Welle 1989–92: Neue Kontroverse um berühmtes Dreiecks-Foto
Brüssel (Belgien) – Viele Jahre galt ein Foto eines dreieckigen Objekts als der Fotobeweis schlechthin für die Existenz von unidentifizierten Flugobjekten während der sogenannten Belgischen UFO-Welle von 1989 bis 1992. Dann outete sich der Fotograf als Fälscher. Mehr als 20 Jahre später soll der Fotograf seine Story nun erneut geändert haben.
Inhalt
Von Herbst 1989 bis 1992 wurde Belgien, besonders die Region Eupen, von einer Welle an Sichtungen meist dreieckiger unidentifizeirter Flugobjekte heimgesucht, die von tausenden Zeugen gesichtet, fotografiert und gefilmt und sogar vom belgischen Militär geortet werden konnten.
Ein Foto geht um die Welt
Zum Symbol der „UFO-Welle über Belgien“ wurde eine Aufnahme, die Patrick Maréchal im April 1990 nahe Petit Rechain aufgenommen haben will. Das Bild wird von zahlreichen Experten untersucht, die keinen Hinweis auf eine foto-bildtechnische Manipulation der Aufnahme finden können. Einige attestieren zudem, dass das Foto ein Objekt im bewegten Flug zeigen soll. Was genau das Foto aber zeigt, bleibt weiterhin unklar.
Am 26. Juli 2011 dann die schockierende Wende: In den Nachrichten des belgischen TV-Senders RTL TVi gesteht Patrick Maréchal, dass es sich um eine schlichte Trickaufnahme handele, die er, um Arbeitskollegen zu foppen, mit einem Styropormodell mit Lampen erstellt haben will. Obwohl es Maréchal später nicht mehr gelang, das Foto und seine Merkmale genau zu reproduzieren, kamen auch belgische UFO-Forscher schlussendlich und nach Interviews mit Maréchal zu dem Schluss, dass er die Wahrheit sagt und die Aufnahme ein Schwindel ist.
Neue Kontroverse
Vor wenigen Tagen nun eine vermeintlich erneute Wende in der Kontroverse um das Petit-Rechain-Foto: In einem Posting auf “X” berichtet der Direktor der Neuseeländischen Abteilung der UFO-Forschungsorganisation MUFON, Roger Stankovic, am 1. Dezember von seinem E-Mailaustausch mit einer Person gleichen Namens. Darin soll eben dieser „Patrick Maréchal“ sich schon im Juli 2022 als Fotograf der besagten Aufnahme zu erkennen gegeben und erklärt haben, er habe „viel Geld dafür bekommen, dass er das Foto öffentlich als Schwindel bezeichnet“, obwohl dies gar nicht stimme. Stankovic selbst sieht eine Verbindung zu einem, kurze Zeit später erschienenen Buch der US-Investigativjournalistin Leslie Kean (UFOs: Generals, Pilots, and Government Officials Go on the Record), in dem auch das Petit-Rechain-Foto als „authentisch“ diskutiert wurde.
@MiddleOfMayhem is wrong. The Petit Rechain photo is REAL. How do I know? I messaged the photographer, Patrick Marechal in July 2022. He told me he was paid a lot of money to debunk the photo prior to Leslie Kean’s 2011 UFO publication. #UFOTwitter #UFO #UAP #uaptwitter pic.twitter.com/FQ5AKrZsGV
— Roger Stankovic (@RogerStankovic) December 1, 2024
Weitere Details wollte Maréchal „verständlicherweise“ nicht preisgeben. Ein Nachweis dafür, dass Stankovic auch tatsächlich mit dem richtigen Patrick Maréchal (ein nicht seltener Name in Frankreich und Belgien) kommuniziert hat, steht ebenfalls noch aus.
Was sagen die Untersuchucher von damals?
Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) hat bei der belgischen UFO-Forschungsorganisation COBEPS (Comité Belge d’Étude des Phénomènes Spatiaux) nachgefragt, die die belgische Sichtungswelle damals noch unter dem Namen SOBEPS untersucht hat und um eine aktuelle Stellungnahme zum Foto von Petit Rechain gebeten.
„Die offizielle Position der COBEPS hat sich seit unserem Bericht zur Sichtungswelle von 2013 nicht geändert. Es gibt dazu keine Neuigkeiten“, erklärt der Präsident und Mitbegründer von COBEPS/SOBEPS, Patrick Ferryn gegenüber GreWi-Hrsg. Andreas Müller und zitiert erneut die damalige Presseinformation:
Das Petit-Rechain-Foto, 18. März 2013
26. Juli 2011: Eine schockierende Wendung in der UFO-Forschungsgemeinschaft: In der 13-Uhr-Ausgabe der belgischen „RTL TVi“-Nachrichten wird ein Bericht ausgestrahlt, in dem der Autor der berühmten Petit-Rechain-Aufnahme, angeblich im April 1990 gemacht, zugibt, dass es sich in Wirklichkeit nur um einen groben Scherz handelt. Der Urheber des Schwindels, Patrick Maréchal (zunächst wird nur sein Vorname bekannt gegeben, sein Nachname wird kurz darauf enthüllt), gesteht, dass er diesen Witz erdacht habe, um Arbeitskollegen zu verspotten. Obwohl zwischen dieser Enthüllung und dem Verfassen dieses Beitrags fast zwei Jahre vergangen sind, trägt sie dazu bei, diesen Betrug und die „Belgische UFO-Welle“ aus einer notwendigen Perspektive zu beleuchten.
(Siehe den Bericht: www.rtl.be/videos/video/344699.aspx)
Am 26. Juli 2011, nur wenige Minuten nach dieser Ankündigung, wurde ich auf meinem Handy von Jean-Luc Vertongen (ehemaliger Leiter des SOBEPS-Ermittlernetzwerks) kontaktiert, der mich warnen wollte, aber nicht wusste, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt im Süden Frankreichs aufhielt. Ich begab mich sofort in das örtliche Tourismusbüro, wo ein Computer verfügbar war, und konnte die Aufnahmen auf der Website des Fernsehsenders ansehen. Kaum hatte ich den Bericht gesehen, erhielt ich zwei weitere Anrufe, diesmal von zwei belgischen Journalisten: einem von der Nachrichtenagentur Belga und einem anderen von der Tageszeitung La Dernière Heure, die meine Nummer herausgefunden hatten. Beide wollten sofort meine Reaktion wissen und erfahren, was ich davon halte.
Ich sagte sofort, dass wir, falls die Information tatsächlich korrekt sei (was ich zu diesem Zeitpunkt nicht überprüfen konnte), den Fall endgültig abschließen könnten. Ich fügte jedoch hinzu, dass dies keineswegs eine Reihe von Zeugenaussagen infrage stelle, die allein für den 29. November 1989 gesammelt wurden – ein Datum, das (mit gewissen Einschränkungen) als offizieller Beginn der UFO-Welle über Belgien gilt. Tatsächlich erfuhren wir nach Patrick Maréchals Geständnis, dass er und seine beiden Komplizen erst Mitte März 1990 – fast dreieinhalb Monate später (!) und nachdem viele der von SOBEPS-Ermittlern und Journalisten gesammelten Zeugenaussagen öffentlich gemacht worden waren – beschlossen hatten, ein Modell aus Frigolit anzufertigen und Fotos davon zu machen. Logischerweise konnte dieses falsche Dokument also keineswegs die rund 150 Sichtungen erklären, die am 29. November 1989 gemeldet wurden. Meine erste Feststellung im Rückblick war, dass die Petit-Rechain-Fälschung die belgische Welle nicht infrage stellte.
Einer der Journalisten fragte mich auch, ob diese Nachricht eine Enttäuschung sei? Meine Antwort war ebenso unmittelbar, dürfte ihn jedoch überrascht haben, denn meiner Meinung nach war dies keineswegs der Fall – ganz im Gegenteil. Da ich zur Zeit der SOBEPS viel Zeit und Mühe darauf verwendet hatte, festzustellen, ob dieses Foto authentisch sei oder nicht, war ich, wie ich immer betonte, ausschließlich an der Wahrheit interessiert – egal, wie diese ausfiel. Folglich betrachtete ich es als etwas sehr Positives, wenn dieses späte Geständnis – 22 Jahre später! – bestätigt würde. Meine zweite Feststellung ist, dass die Suche nach Wahrheit, wie auch immer sie aussieht, die Grundlage der Arbeit in der UFO-Forschung bleiben muss.
Professor Auguste Meessen traf Patrick Maréchal noch am Tag seines Fernsehgeständnisses. Nach meiner Rückkehr nach Belgien sammelten Professor Léon Brenig und ich am 19. August ebenfalls seine Aussagen. Diese Klärung soll lediglich verdeutlichen, dass es keinen Zweifel mehr daran gibt, dass die Petit-Rechain-Fotografie tatsächlich eine Fälschung ist.
Um die Auswirkungen der PR-Fälschung auf die Belgische UFO-Welle als Ganzes darzustellen, lade ich Sie ein, einen Artikel von Franck Boitte zu entdecken. Boitte ist ein ehemaliger SOBEPS-Mitarbeiter und Ermittler der ersten Stunde, der akribisch ein Katalog belgischer UFO-Fälle geführt hat. In diesem Artikel bietet er seine Überlegungen zur Petit-Rechain-Affäre und deren Konsequenzen für die Ereignisse von 1989 bis 1993 an.“
Tatsächlich geht auch schon aus der ausführlichen SOBEPS-Dokumentation „Die UFO-Welle über Belgien“ hervor, dass das Foto schon medial kursierte, bevor die damaligen Untersuchungen abgeschlossen waren. Zudem finden sich Unterscheide in den Aussagen von Patrick Maréchal und seiner damaligen Freundin, der angeblich zweiten Zeugin der Sichtung. Auch wurde bislang lediglich ein Foto der aus insgesamt 26 Dias bestehenden Reihe untersucht.
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Roger Stankovic hofft nun darauf, dass er seinen Patrick Maréchal dazu bewegen kann, sich erneut und öffentlich n der Sache zu erklären. Erst dann wird man wissen, ob es sich um dieselbe Person handelt und wie seine Aussagen zu bewerten sind. Vielleicht kommt es dann sogar auch zu einer Neuuntersuchung aller 26 Originalaufnahmen…?
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