Tbilisi (Georgien) – In der Phantasie einiger Science-Fiction-Autoren und Technik-Visionäre könnten eines Tages sich selbst replizierende Roboter-Sonden das Weltall bis hinein in ferne Planetensysteme und Galaxien erforschen und würden sich dabei all jener Materialien und Energien bedienen, denen sie auf ihrem Weg durch das Universum begegnen. Auf ähnliche Weise könnten aber auch hochentwickelte ferne Zivilisationen das All erforschen. Neue Berechnungen legen nahe, dass wir schon mit dem neuen chinesischen Riesen-Radioteleskop „FAST“ Schwärme solcher sogenannter Von-Neumann-Sonden entdecken könnten, wenn man gezielt danach suchen würde.
Wie Dr. Zaza Osmanov von der Freien Universität Tbislisi vorab via ArXiv.org berichtet, könnte ein entsprechender Schwarm im fokussierten Spektralband des „Five-hundred-meter Aperture Spherical Radio Telescope“ (FAST) in der chinesischen Provinz Guizhou sichtbar werden.
Neben der Information über die Existenz einer technologisch hoch-entwickelten fernen Zivilisation, wäre die Entdeckung eines sich nahenden Von-Neumann-Sondenschwarms auch für unsere eigene Sicherheit von großer Bedeutung, da sich der Schwarm vermutlich aller vorhandener Material- und Energievorkommen versuchen würde zu bedienen, die er benötigt, um sich weiter selbst zu replizieren – also beschädigte Sonden zu reparieren und neue Sonden zu konstruieren. Je früher wir einen solchen Schwarm also kommen sähen, desto besser könnten wir uns darauf vorbereiten, einer derart – vielleicht sogar vom Absender so gar nicht beabsichtigten(?) – potentiellen Bedrohung entgegen zu treten.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Osmanovs Berechnungen basieren zum einen auf der Idee der Kardaschow-Skala, mit der der Entwicklungsstand technologisch entwickelter Zivilisationen abgebildet werden und zum anderen auf Schätzungen der thermalen und elektromagnetischen Emissionen eines von-Neumann-Schwarms.
Hintergrund
Grundsätzlich teilte die noch von Kardaschow selbst definierte Skala entsprechende Zivilisationen in drei Kategorien, deren Grundlage auf der Energienutzung und -Gewinnung der so kategorisierten Zivilisationen basiert:Typ I: Die Zivilisation ist auf der technologischen Stufe der heutigen irdischen Menschheit
mit einem Energieverbrauch (Stand 1964) von 4 ⋅ 10hoch12 Watt. Später wurde dieser Typdahingehend angepasst und von einer zeitlichen Zuordnung befreit, dass die so beschriebene Zivilisation in der Lage ist, die gesamte auf einem Planeten verfügbare Leistung zu nutzen. Das sind ungefähr 10hoch16 – 10hoch17 Watt. (Für unsere Erde liegt dieser Wert bei etwas mehr als 1 ,74 ⋅ 10hoch17 Watt.)
Typ II: Die Zivilisation ist in der Lage, die Gesamtleistung ihres Zentralsterns zu nutzen (etwa durch die Konstruktion sogenannter Dyson-Sphären) Das sind ungefähr 4 ⋅ 10hoch26 Watt.
Typ III: Die Zivilisation ist in der Lage, die Gesamtleistung einer Galaxie zu nutzen. Das wiederum entspricht ungefähr 4 ⋅ 10hoch37 Watt.
Eine Typ-II-Zivilisation ist also etwa mit zehn Milliarden (10.000.000.000) Typ-I-Zivilisationen vergleichbar, eine Typ-III-Zivilisation mit hundert Milliarden (100.000.000.000) Typ-II-Zivilisationen. Die genauen Verhältnisse können um eine oder zwei Größenordnungen schwanken, aber es ist erkennbar, dass die Skala exponentiell ist.
(Quelle: Wikipedia)
Vorausgesetzt also, dass eine außerirdische Zivilisation den Entwicklungsstand erreicht hat, in dem sie Von-Neumann-Sondenschwärme konstruieren und starten kann, so sollten wir diese auch anhand ihrer Abstrahlung auch im Radio-Spektrum entdecken könne.
Um die maximale Distanz zu berechnen, ab derer ein solcher Schwarm von FAST entdeckt werden könnte, geht Ozmanov davon aus, dass wir einen Schwarm entdecken könnten der von einer Typ-II-Zivilisationen ausgesandt wurde und sich der Sonne bereits auf mindestens 16.000 Lichtjahre genähert hat. Sollte es sich um einen Schwarm einer Typ-III-Zivilisation handeln, so könnte FAST diesen schon ab einer Distanz von 400 Millionen Lichtjahren orten – einer Entfernung, innerhalb derer sich die meisten „nahen“ Galaxien befinden.
Voraussetzung für eine solche Entdeckung wäre aber zum einen, dass wir gezielt danach suchen und zum anderen, dass es solche Schwärme überhaupt gibt. Betrachten wir aber unserer eigene technologisch entwickelte Zivilisation, so dürfte klar sein, dass auch wir Von-Neumann-Sondenschwärme starten würden, sobald wir dazu in der Lage wären…
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
FAST: China beginnt Suche nach Signalen Außerirdischer mit weltgrößtem Radioteleskop 13. Dezember 2020
Astronom fordert Suche nach künstlichen Mega-Bauwerken um nahe Pulsare 18. Mai 2017
Recherchequelle: ArXiv.org
© grenzwissenschaft-aktuell.de