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Bis zu 12.000 Jahre: Weltweit älteste Langschädel in China entdeckt

Ein in Houtaomuga gefundener, rund 6.000 Jahre alter Langschädel eines Kindes. Copyright/Quelle: Q. Wang et al. / Journal of Physical Anthropolgy, 2019
Ein in Houtaomuga gefundener, rund 6.000 Jahre alter Langschädel eines Kindes.
Copyright/Quelle: Q. Wang et al. / Journal of Physical Anthropolgy, 2019

Houtaomuga (China) – Im Nordosten Chinas haben Archäologen die vermutlich ältesten Exemplare künstlich deformierter menschlicher Schädel entdeckt. Mit einem Alter von bis zu 12.000 Jahren deuten die Funde darauf hin, dass die Praxis der künstlich herbeigeführten Langschädel ihren Ursprung in Asien hatte. Warum und an wen die Menschen ihre Schädel derart anpassten ist hingegen weiterhin ein Rätsel.

Wie Archäologen um Qun Zhang von der Jilin Universität und Quian Wang von der Texas A&M University im vergangenen Sommer im „American Journal of Physical Anthropolgy“ (DOI: 10.1002/ajpa.23888) berichtet hatten, wurden die Schädel bei Ausgrabungen nahe Houtaomuga entdeckt und auf ein Alter von bis zu 12.000 Jahren datiert. Die Wissenschaftler selbst vermuten, dass derartige künstlich herbeigeführte Schädeldeformationen ein Zeichen von Wohlstand und sozialem Status darstellten. Auf jeden Fall gehören die nun gefundenen Langschädel zu den ältesten Beispielen dieser Praxis weltweit. Bislang hatten Forscher vermutet, dass die Tradition der künstlich herbeigeführten Schädeldeformation vor 8.000 bis 10.000 Jahren entstanden war.

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Hintergrund
Als künstlich herbeigeführte Schädeldeformation (Schädeldeformierung, Schädelverformung) bezeichnet man sowohl die reversible als auch die irreversible Verformung des Schädels. Entsprechende Eingriffe mussten, um keinen allzu großen gesundheitlichen Schaden hervorzurufen, in der frühen Kindheit, meist durch Bandagieren, herbeigeführt werden. Obwohl die Praxis weltweit verbreitet war (und teilweise, wenn auch in milderen Formen, heute noch ist) war sie während der Völkerwanderungszeit auch zwischen Mitteleuropa und Zentralasien verbreitet. Sie wurde von den Hunnen westwärts getragen und dort von germanischen Völkern übernommen.

Der auf ein Alter von 12.000 Jahren datierte Langschädel eines Manne von der Fundstelle Houtaomuga. Copyright/Quelle: Q. Wang et al. / Journal of Physical Anthropolgy, 2019
Der auf ein Alter von 12.000 Jahren datierte Langschädel eines Manne von der Fundstelle Houtaomuga.
Copyright/Quelle: Q. Wang et al. / Journal of Physical Anthropolgy, 2019

Insgesamt entdeckten die Archäologen in Houtaomuga 25 Skelette, deren Alter sie auf zwischen 5.000 und 12.000 Jahren bestimmen konnten. 11 der so gefundenen Skelette besaßen hinzu auffällig deformierte Schädel. Fünf der gefundenen Langschädel konnten die Wissenschaftler fünf erwachsenen Individuen – Frauen wie Männern im Alter von 3 bis 40 Jahren – zuordnen. Das jüngste Skelett wurde mit zahlreichen Grabbeigaben beigesetzt, was auf einen hohen sozialen Status seiner Familie hindeutet.

Allerdings sei es noch zu früh zu sagen, ob die Tradition der Langschädel tatsächlich zuerst und alleine in Asien begründet und sich von hier aus weltweit verbreitete, oder ob sie an verschiedenen Orten unabhängig voneinander entwickelt wurde.

Während die meisten in Houtaomuga gefundenen Langschädel das Ergebnis einer künstlich herbeigeführten Deformation waren (s. Hintergrund), zeige der älteste hier gefundene Langschädel keine Merkmale einer mechanischen Beeinflussung auf – scheint also nicht das Ergebnis einer künstlichen Deformation gewesen zu sein.

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Quelle: American Journal of Physical Anthropolgy

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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