Bislang unbekannte Frühmenschenart auf den Philippinen entdeckt
Paris (Frankreich) – Ein internationales Forscherteam hat auf den Philippinen die fossilen Überreste einer bislang unbekannten Frühmenschenart entdeckt, die vor mehr als 50.000 Jahren auf der Insel Luzon lebte und offenbar von kleiner Statur war.
Wie das Team um Florent Détroit vom Pariser Muséum National d’Histoire Naturelle, Armand Salvador Mijares von der University of the Philippines und Philip Piper von der Australian National University (ANU) aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-019-1067-9) berichtet, stammen die Funde aus der Callao-Höhle und „stellen einen Meilenstein für unser Wissen über die menschliche Evolution in Südostasien dar“.
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Bei den Funden handelt es sich um die fossilen Knochen von mindesten zwei Erwachsenen und einem Kind, die allesamt in der gleichen archäologischen Schicht entdeckt wurden. Zu den Funden gehören ein Fingerknochen, ein Zeh, mehrere Zähne und ein Oberschenkelknochen eines Kindes. Alle Funde zeigen, so berichten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, sehr interessante Merkmale. So seien die Zähne beispielsweise wirklich sehr klein:
„Die Größe der Zähne spiegelt bei Säugetieren meist auch die allgemeine Körpergröße wieder. Auch wenn es Ausnahmen von dieser Regel gibt, so gehen wir doch davon aus, dass Homo luzonensis (so der sich auf den Fundort beziehende Name der neuen Menschenart) vergleichsweise klein war. Wie klein genau, wissen wir bislang aber noch nicht.“ Hierzu fehlen den Forschern bislang noch weitere aufschlussreiche Knochenfunde, anhand derer die Körpermaße sehr viel genauer rekonstruiert werden können.
Die bislang gefundenen Fragmente der Extremeitäten (also Finger- und Zehenknochen) gleichen derweil auf für die Forscher erstaunliche Art und Weise den Knochen des Australopithecus, der jedoch schon vor rund zwei Millionen Jahren in Afrika ausstarb und also Vorfahre der Gruppe Homo – zu der auch wir modernen Menschen gehören – zählt.
Angesichts diese Ähnlichkeiten stelle sich also die Frage, ob sich die auf Luzon gefundenen Merkmale in Folge der Anpassung auf das Leben auf der Insel entwickelt haben oder ob es sich aber um Merkmale handelt, die Homo luzonensis noch von seinen afrikanischen Vorfahren aus übernommen hatte.
Hintergrund
Der Fund ist auch aus grenzwissenschaftlich-kryptozoologischer Sicht interessant, berichten lokale Legenden und aktuelle Augenzeugenberichte doch zumindest auf den indonesischen Inseln von dort noch heute lebenden „kleinen (Wald-)Menschen“. Damit stellt der sog Orang-Pendek sozusagen das kleinwüchsige Gegenstück zu den Waldmenschen Nordamerikas und Vorder- und Hinterasiens dar, die als Bigfoot, Sasquatch, Almas und Yeren bekannt sind.Aufgrund der Ähnlichkeit des Orang-Pendek und gefundenen menschenähnlichen Fußspuren glauben einige Kryptozoologen, dass verschiedene, paläoanthrope Hominiden Vorfahren des Orang-Pendek sein könnten. Hierfür kämen der Homo erectus, dessen Überreste auf der Nachbarinsel Java entdeckt wurden, der Homo floresiensis, der auf der nahe gelegenen Insel Flores lebte, und der Paranthropus in Frage.
Deborah Martyr, eine britische Orang-Pendek-Forscherin, konnte „Fauna & Flora International“ (FFI) davon überzeugen, sie bei der Suche nach dem Orang-Pendek zu unterstützen. Sie und ihr Team geben an, mittlerweile vier Individuen anhand ihrer Fußabdrücke unterscheiden zu können. Die längste Fährte, bestehend aus zwanzig Fußabdrücken, hinterließ dabei der so genannte Marathon Man. Marty stellt außerdem fest, dass, aufgrund der massiven Zerstörung seines Lebensraumes, das Überleben der Art stark gefährdet sei. Dafür spricht jedenfalls die große Abnahme von Sichtungen innerhalb der letzten fünfzig Jahre. Die Expedition förderte unzählige Fußabdrücke und Haarbüschel zutage, die keiner bekannten Art zugeordnet werden konnten.
Leben also auch heute noch Nachkommen kleinwüchisger Frühmenschen auf entlegenen Inseln in Südostasien?
…Lesen Sie hierzu: Sumatras kleiner Yeti: Erste Ergebnisse der Analysen möglicher Orang-Pendek Haare von 2011
Jüngste Funde in der Nähe der Callao-Höhle deuten hinzu darauf hin, dass hier vor rund 700.000 Jahren ein Nashorn mit Hilfe von Steinwerkzeugen erlegt und geschlachtet wurde. „Zwar fehlen an diesem Fundort bislang menschliche Fossilien, dennoch zeigt auch dieser Fund einen Zeitrahmen für die Anwesenheit von Menschen auf Luzon. (…) All dies macht die gesamte Region wirklich bedeutend“, so Piper. Die Philippinen bestehen schließlich zu einer großen Inselgruppe, die sich vor langer Zeit getrennt haben, weshalb es hier vielleicht zu einer sog. Verinselung kam, eine Anpassung an den begrenzten Lebensraum, wie sie von einigen Wissenschaftlern auch als Erklärung für den Kleinwuchs der sog. Hobbit-Menschen (Homo floresiensi) auf der indonesischen Insel Flores herangezogen wird. Der Umstand, dass nun auch auf einer weiteren Insel eine vermutlich kleinwüchsige Menschenart gefunden wurde, weckt Zweifel an einer Alternativerklärung für den Kleinwuchs in Form eines Gendefekts.
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Tatsächlich teil sich Homo luzonensisauch einige einzigartige Merkmale mit den berühmten Hobbits von Flores. Die Anwesenheit von Frühmenschen, deren Merkmale zeitlich bis weit zurück nach Afrika weisen, auf einer eigentlich unzugänglichen Inselgruppe in Südostasien legt nicht nur nahe, dass es schon früher als bislang bekannt, zu Auswanderungen und globalen Verbreitung früher Menschen gekommen war sondern, dass diese auch schon bereits die Fähigkeit hatten, abgelegene und für andere landgebundene Tierarten unerreichbare Inseln zu erreichen.
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