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Bronzezeitlicher „Wunschbrunnen“ in Bayern ausgegraben

Seitenansicht der Holzfundamente des „Wunschbrunnens“ von GermeringCopyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de
Seitenansicht der Holzfundamente des „Wunschbrunnens“ von Germering
Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de

Germering (Deutschland) – Im oberbayrischen Germering haben Archäologen und Archäologinnen einen mehr als 3.000 Jahre alten, gut erhaltenen Brunnen freigelegt, der – das zeigen Opfergaben am Grunde des Brunnens – ganz offensichtlich nicht nur als Quelle, sondern auch zu rituellen Zwecken genutzt wurde.

Wie das Team um Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege berichten, stießen sie im vergangenen Jahr in ehemals fünf Metern Tiefe auf 26 Gewandnadeln aus Bronze und mehr als 70 Tongefäße. „Die hohe Zahl und die hohe Qualität der Gegenstände sprechen dafür, dass diese nicht versehentlich hineingefallen sind, sondern absichtlich und unversehrt – etwa im Rahmen kultischer Rituale – in den Brunnen hinabgelassen wurden“, erläutert die Pressemitteilung des Denkmalpflegeamtes.

Blick auf bzw. in den „Wunschbrunnen“ von Germering.Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de
Blick auf bzw. in den „Wunschbrunnen“ von Germering.
Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de

So handele es sich bei der Keramik nicht um einfaches Alltagsgeschirr, sondern um feingearbeitete, verzierte Schalen, Tassen und Töpfe, wie sie die Menschen in der Mittleren Bronzezeit (ca. 1800-1200 v. Chr.) beispielsweise auch als Grabbeigaben genutzt haben.

Restaurierte Keramik aus dem Germeringer Brunnen.Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de
Restaurierte Keramik aus dem Germeringer Brunnen.
Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de

„Noch heute haben Brunnen für viele Menschen etwas Magisches. Sie werfen Münzen hinein, in der Hoffnung, dass ihre Wünsche erfüllt werden. Welche Motive unsere Vorfahren vor 3000 Jahren bewegten, Schmuck und andere wertvolle Gaben darzubringen, können wir heute nicht mehr nachvollziehen. Naheliegend wäre aber, dass sie als Opfer für eine gute Ernte gedacht waren“, so Pfeil.

Durch diese Verfüllung unterscheide sich dieser Brunnen jedenfalls grundlegend von den anderen Brunnen auf der Grabungsfläche auf rund sieben Hektar. Von der Bronzezeit bis ins frühe Mittelalter wurden dort schließlich mehr als 70 Brunnen angelegt. Die Brunnen gehörten demnach zu Siedlungen verschiedener Epochen, die noch heute durch Hausgrundrisse und Abfallgruben nachgewiesen werden konnten.

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„Brunnen dienten zur notwendigen Wasserversorgung der Siedlungen. Dieser Brunnen zeigt durch seine Tiefe, dass er in einer Zeit genutzt wurde, in der der Grundwasserstand weit abgesunken war, was auf eine lange Trockenheit und sicher auch auf schlechte Ernteerträge schließen lässt. Möglicherweise kann man darin einen Grund erkennen, warum die damals hier lebenden Menschen einen Teil ihres Besitzes ihren Göttern in diesem Brunnen opferten“, führt Marcus Guckenbiehl, Stadtarchäologe und -archivar Germerings weiter aus. „Dass ein Brunnen mehr als 3000 Jahren so gut übersteht, ist extrem selten. Seine Holzwände sind am Grund komplett erhalten und zum Teil noch vom Grundwasser durchfeuchtet. Das erklärt auch den guten Zustand der Funde aus organischen Materialien, die nun genauer untersucht werden.

Nadelfunde vom Grunde des „Wunschbrunnens“ von Germering.Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de
Nadelfunde vom Grunde des „Wunschbrunnens“ von Germering.
Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erhoffen sich durch den Fund nun weitere Informationen über den Alltag der damaligen Siedler. Neben den Nadeln und Keramikgefäßen stieß das Grabungsteam am Grund des Brunnens auch auf
einen Armreif, zwei Metallspiralen, einen gefassten Tierzahn, vier Bernsteinperlen, ein Rindengefäß, ein hölzernes Schöpfgefäß, mögliche Grasgeflechte und zahlreiche botanische Reste.

Armreif und Bernsteinperlen aus dem Germeringer „Wunschbrunnen“.Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de
Armreif und Bernsteinperlen aus dem Germeringer „Wunschbrunnen“.
Copyright/Quelle: Marcus Guckenbiehl / www.blfd.bayern.de

Das archäologisch gut betreute Stadtgebiet von Germering liefert seit Jahrzehnten regelmäßig ungewöhnliche Artefakte für die Erforschung der Vor- und Frühgeschichte in Bayern. Seit Anfang 2021 arbeiten Archäologinnen und Archäologen im Vorfeld von Bauarbeiten für ein Briefverteilungszentrum auf der Fläche, auf der nun der Brunnen entdeckt wurde. Die Ausgrabungen gehören zu den größte Flächengrabungen des letzten Jahres in Bayern. Mittlerweile konnten die Wissenschaftler um die 13.500 archäologische Befunde vor allem aus der Bronzezeit und dem frühen Mittelalter dokumentieren.

Zum Thema

Ein Teil der Funde wird derzeit am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege untersucht und konserviert. Nach Abschluss der sich anschließenden Restaurierungsarbeiten sollen diese voraussichtlich Ende nächsten Jahres im Museum der Stadt Germering der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Interessierte können zudem sonntags die Dauerausstellung im „ZEIT+RAUM Museum“ am Rathaus besuchen, die durch die Entwicklung Germerings von der Steinzeit bis in die Gegenwart führt.
Weitere Informationen hierzu finden Sie HIER




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Rechercherquelle: BLFD

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Andreas Müller
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(Kornkreisforscher)

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