Buch von Harvard-Astronom Avi Loeb jetzt auch auf Deutsch: „Außerirdisch – Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“
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Berlin (Deutschland) – 2017 flog ein Objekt aus dem interstellaren Raum durch unser Sonnensystem; es erhielt den Namen ʻOumuamua. Ein Jahr später wurde der israelisch-amerikanische Physiker Abraham „Avi“ Loeb weltbekannt durch die These, dass jenes Objekt eine von Aliens gebaute Sonde gewesen wäre. Ab dem heutigen Montag ist Loebs Buch „Außerirdisch – Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“ auch in deutscher Sprache erhältlich. GreWi verlost 3 Exemplare des Buches…
– Bei diesem Artikel handelt es sich um einen GreWi-Gastbeitrag von Ralf Bülow
– Eine erste GreWi-Besprechung der Originalausgabe von „Extraterestrial“ finden Sie HIER
1973 publizierte der englische Wissenschafts- und Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke („2001“) den Roman „Rendezvous with Rama“; bei uns hieß er, wohl um Verwechslungen mit einem Brotaufstrich zu vermeiden, „Rendezvous mit 31/439“. Das Buch schildert ein 50 Kilometer langes Raumschiff, das aus dem All kommt, unter Einfluss der Gravitation die Sonne umfliegt und wieder im Kosmos verschwindet. Rama wird von Forschern der Erde besucht, die einiges zu seinen Passagieren herausfinden, doch findet keine Kommunikation mit den Menschen statt.
Als Arthur C. Clarkes Roman erschien, war Abraham Loeb, meist Avi genannt, elf Jahre alt und wohnte auf einer Farm 20 Kilometer südlich von Tel Aviv. Nach dem Militärdienst studierte er Physik; nach der Promotion ging er in die USA und brachte es dort zum Astronomieprofessor an der Harvard-Universität. Als Autor oder Co-Autor wirkte er an rund 700 Artikeln mit; dazu verfasste er acht Bücher. Avi Loebs jüngstes Werk ist ein Sachbuch für eine breitere Leserschaft und trägt den Titel „Extraterrestrial“; es wurde im Januar 2021 in den USA veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung brachte jetzt die Deutsche Verlags-Anstalt in München heraus.
Grenzwissenschaft-Aktuell verlost 3 Exemplare des Buches!
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„Außerirdisch – Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“ behandelt vor allem ein reales Gegenstück zum Sternenschiff Rama. Im Sommer 2017 näherte sich ein Objekt aus dem interstellaren Raum unserem Sonnensystem; es flog fast senkrecht zur Ebene der Planeten an. Am 2. September passierte es diese Ebene innerhalb der Merkurbahn und driftete, bedingt durch die Massenanziehung der Sonne, in einen großen Bogen um sie herum. Am 14. Oktober zog es im Abstand von rund 24 Millionen Kilometern an der Erde vorbei. Dabei durchstieß das Objekt ein zweites Mal die Ebene der Ekliptik und strebte zurück in die Tiefe des Alls. Erst jetzt, genauer gesagt, am 19. Oktober 2017, wurde es von einem Teleskop auf den Hawaii-Inseln erfasst. (Die vorher erwähnten Bahnpositionen sind also Rückrechnungen.)
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Das Objekt wurde auf den Namen ʻOumuamua getauft, was in der hawaiianischen Sprache „Kundschafter“ bedeutet. Nach und nach begriffen die Astronomen, was durchs Sonnensystem gekurvt war. Mittlerweile gibt es zwei Theorien zum Gast aus dem Weltraum. Die Mehrheit der Forscher sieht ihn als ein natürliches Objekt, einen Asteroiden oder einen Kometenkern, mit einer maximalen Ausdehnung von einem Kilometer und von langgestreckter oder aber abgeplatteter Form. Eine Minderheit hält ihn für eine Raumsonde, die eine ferne außerirdische Intelligenz losschickte. An der Spitze jener Minderheit steht Avi Loeb, und im nun erschienenen Buch begründet er seine Ansicht. Für ihn ist ʻOumuamua ein kosmischer Segler, eine hauchdünne, folienartige Scheibe, die beim Verlassen des Sonnensystems auch Licht vom Zentralgestirn empfing. Der Lichtdruck bewirkte nach Ansicht von Loeb, dass sich ʻOumuamua beim Wegfliegen weniger stark verlangsamte als ein Objekt, das nur der Gravitation unterliegt. Ein solcherart abgeschwächter Geschwindigkeitsverlust bzw. Schub, wurde 2017 tatsächlich beobachtet (…GreWi berichtete).
Avi Loeb veröffentlichte seine Hypothese Anfang November 2018 im Internet (…GreWi berichtete), und wurde nicht zuletzt dadurch einer der bekanntesten aber seither auch umstrittendsten Wissenschaftler des Planeten (…GreWi berichtete). Das Buch beschreibt nicht nur seine ʻOumuamua-Theorie mit vielen weiterführende Verweisen, sondern geht ebenso auf seine Vita ein. Es gibt etwas Philosophie und etwas Kollegenschelte sowie ein Kapitel über Weltraumarchäologie, die Suche nach Spuren von Leben und außerirdischen Intelligenzen. Ein Nachwort skizziert die, wie man zuerst dachte, Entdeckung des Biomarkers Phosphin in der Venusatmosphäre im letzten Jahr. Die zugehörigen Messwerte lassen sich, wie man heute weiß, auch anders deuten. (Grenzwissenschaft-Aktuell hat darüber berichtet 1, 2)
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Nach der Lektüre legt man Avi Loebs „Außerirdisch“ ein wenig frustriert aus der Hand, denn die Rätsel von ʻOumuamua bleiben leider ungelöst. Das Buch ist aber durchaus anregend, und wer weiß, welche Funde mutige Forscher demnächst machen werden. Es zeigt außerdem, wie man Aliens und ihren Erzeugnissen mit streng wissenschaftlichen Methoden näher kommt und dass es eigentlich keinen besseren Weg dafür gibt. Zwei Hinweise zum Schluss: einiges zur Natur von ʻOumuamua (oder 1I/ʻOumuamua, wie der volle Name lautet) liefern schon die englische und die deutsche Wikipedia, und dieser Link führt zu den Original-Arbeiten von Avi Loeb zum Thema: https://www.cfa.harvard.edu/~loeb/Oumuamua.html
Avi Loeb
Außerirdisch – Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten
DVA (Deutsche Verlags-Anstalt) München 2021
ISBN: 978-3-421-04866-0, 264 Seiten, Auflage: 1, 22,00 €
Avi Loeb, geboren 1962, ist seit 1997 Professor für Astrophysik an der Harvard University, seit 2007 Direktor des Institutes for Theory & Computation (ITC) im Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, seit 2011 Vorsitzender des Fachbereiches Astronomie der Harvard University und seit 2012 dort Inhaber der Frank B. Baird, Jr. Professur of Science. 2012 wurde Loeb in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Loeb ist Vorsitzender des Beratungskommittes des Forschungs-und Entwicklungsprojektes Breakthrough Starshot, das sich zum Ziel gesetzt hat, Forschungssatelliten in das der Sonne nächste Nachbarsternsystem Alpha Centauri zu entsenden.
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© Ralf Bülow für grenzwissenschaft-aktuel.de