Anzeige
Anzeige
Anzeige

Buckelwalgesang besitzt ähnliche Struktur wie menschliche Sprache

Symbolbild: Buckelwal. Copyright: Dr. Louis M. Herman (via WikimediaCommons) / Gemeinfrei
Symbolbild: Buckelwal.
Copyright: Dr. Louis M. Herman (via WikimediaCommons) / Gemeinfrei

Jerusalem (Israel) – Lange Zeit galt Sprache als ein einzigartiges Merkmal des Menschen, das sich deutlich von der Kommunikation aller anderen Spezies unterscheidet. Eine aktuelle Studie stellt dies nun jedoch infrage und zeigt, dass der Gesang von Buckelwalen dieselbe statistische Struktur aufweist, wie jene, die als Erkennungsmerkmal menschlicher Sprache gilt.

Wie das Team um Professor Inbal Arnon von der Hebräischen Hebrew University of Jerusalem gemeinsam mit Dr. Ellen Garland von der Universität St. Andrews und Professor Simon Kirby von der Universität Edinburgh und weiteren Universitäten aktuell im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.adq7055) berichtet, stelle der Buckelwalgesang ein bemerkenswertes Beispiel für ein komplexes, kulturell überliefertes Verhalten dar. „Bislang gab es jedoch kaum Hinweise darauf, dass er eine sprachähnliche Struktur besitzt. Die menschliche Sprache, die ebenfalls kulturell überliefert wird, besteht aus wiederkehrenden Elementen, deren Nutzung bestimmten statistischen Mustern folgt.“

Beim Menschen erleichtern diese Eigenschaften das Erlernen der Sprache und tragen möglicherweise dazu bei, dass sie von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. In ihrer aktuellen Studie nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun Methoden, die darauf basieren, wie Babys Wörter in der Sprache entdecken, und wandten diese auf Aufnahmen von Buckelwalgesang an. „Dabei zeigte sich, dass der Gesang der Wale dieselben statistischen Strukturen aufweist, die in allen menschlichen Sprachen zu finden sind“, die die Forschenden.

Anzeige

Struktur des Buckelwalgesangs einzigartige ind er Tierwel

Die so enthüllte, bislang unerkannte Struktur im Walgesang zeige eine tiefgehende Gemeinsamkeit zwischen zwei nicht verwandten Spezies, die durch die kulturelle Übermittlung ihrer Kommunikationssysteme verbunden sind.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Entsprechend sei der Gesang der Buckelwale „eines der eindrucksvollsten Beispiele für ein sozial erlerntes und kulturell weitergegebenes Verhalten bei nicht-menschlichen Tieren“, so die Forscherinnen und Forscher weiter. Zwar weist dieser Gesang eine systematische Struktur auf, doch bisher gab es kaum Belege dafür, dass diese Struktur der menschlichen Sprache ähnelt.“

Eine der größten Herausforderungen bei der Untersuchung nicht-menschlicher Kommunikationssysteme ist es, deren relevante Bestandteile zu identifizieren. Der Durchbruch dieser Studie besteht nun darin, Erkenntnisse aus der Erforschung der Sprachentwicklung bei Babys auf acht Jahre gesammelter Walgesangsdaten aus Neukaledonien anzuwenden.

Spektrogramm des Gesang eines Buckewals.Copyright: OperationCetaces
Spektrogramm des Gesang eines Buckewals.
Copyright: OperationCetaces

Die Analyse ergab, dass der Walgesang dieselben statistischen Merkmale aufweist wie alle bekannten menschlichen Sprachen: Die Forschenden entdeckten wiederkehrende Einheiten, deren Häufigkeit einer bestimmten, ungleichmäßigen Verteilung folgt – eine Eigenschaft, die bisher noch bei keiner anderen nicht-menschlichen Spezies nachgewiesen wurde.

Anzeige

Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Walen

Die Studie legt somit eine unerwartete Parallele zwischen zwei evolutionär nicht verwandten Spezies offen: Menschen und Buckelwalen. Beide teilen die Tatsache, dass ihr Kommunikationssystem kulturell überliefert wird.

Diese Erkenntnis unterstreiche einmal mehr die entscheidende Rolle des Lernens und der Weitergabe in der Entstehung von Struktur innerhalb solcher Systeme. „Eigenschaften, die einst als einzigartig für den Menschen galten, könnten somit auch bei evolutionär weit entfernten Spezies existieren.“

„Die Entdeckung dieser verborgenen sprachähnlichen Struktur im Walgesang war unerwartet, doch sie legt nahe, dass dieses kulturelle Verhalten entscheidende Einblicke in die Evolution komplexer Kommunikation im Tierreich liefern kann“, so Dr. Ellen Garland von der Universität St. Andrews und führt dazu weiter aus: „Walgesang ist jedoch keine Sprache im engeren Sinne, da ihm eine semantische Bedeutung fehlt. Er ähnelt möglicherweise eher menschlicher Musik, die ebenfalls eine bestimmte statistische Struktur aufweist, aber keine ausdrückliche Bedeutung wie die Sprache hat. Ob die von uns identifizierten Einheiten für die Wale selbst eine Bedeutung haben, bleibt eine offene Frage.“

 

Professor Inbal Arnon von der Hebräischen Universität ergänzt hierzu:
„Die Anwendung von Erkenntnissen und Methoden aus der Sprachentwicklung bei Babys ermöglichte uns die Entdeckung einer zuvor unbemerkten Struktur im Walgesang. Diese Arbeit zeigt, wie Lernen und kulturelle Übermittlung die Struktur von Kommunikationssystemen formen können: Ähnliche statistische Muster könnten überall dort zu finden sein, wo komplexe, sequenzielle Verhaltensweisen kulturell weitergegeben werden. Es eröffnet die spannende Möglichkeit, dass Buckelwale – ähnlich wie menschliche Babys – ihre Lieder durch die Analyse von Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen Klangelementen erlernen und Abweichungen in diesen Wahrscheinlichkeiten nutzen, um den Gesang in Segmente zu unterteilen.“

Professor Simon Kirby von der Universität Edinburgh betont abschließend:
„Unsere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass wir nicht nur unsere nächsten Primatenverwandten betrachten sollten, um die Evolution der Sprache zu verstehen, sondern auch Fälle konvergenter Evolution in der Natur. Anstatt uns nur auf die Bedeutung der Sprache zu konzentrieren, sollten wir auch untersuchen, wie Sprache gelernt und über viele Generationen hinweg weitergegeben wird. Diese Ergebnisse stellen lang gehegte Annahmen über die Einzigartigkeit der menschlichen Sprache infrage und enthüllen tiefe Gemeinsamkeiten zwischen evolutionär weit entfernten Spezies.“

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Ähnlichkeiten mit menschlicher Sprache: Bislang unbekannte Elemente in der Walkommunikation entdeckt 11. Dezember 2023

Recherchequelle: Hebrew University

© grenzwissenschaft-aktuell.de

Anzeige
Artikeln teilen
Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
Unterstützen Sie die tagliche journalistische Arbeit an GreWi

Wenn Sie GreWi unterstützen möchten, so können Sie dies am besten mit einem freiwiliigen GreWi-Unterstützer-Abo tun – und erhalten dafür auch noch themenbezogenen Gegenleistungen und nehmen an allen unseren Buch- und Filmverlosungen teil.

Bücher von GreWi-Hrsg. Andreas Müller

Andreas Müller

Fachjournalist Anomalistik• Sachbuchautor • Publizist

Mehr auf Wikipedia

Deutschlands UFO-Akten: Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland …

Kornkreise. Geometrie, Phänomene, Forschung

Phänomen Kornkreise: Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft

Deutschlands historische UFO-Akten: Schilderungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene in…

Hol Dir Deine
GreWi-App!
app-store play.google.com
..zeig, dass Du
ein GreWi bist!
Shop