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Bundesverteidigungsministerin und Kollegen wurden offiziell nicht zu UFOs gebrieft

Archivbild: Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht.Copyright: U.S.Sec.ofDefense (Lambrecht); Jörg Zägel (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0 (Verteidigungsministerium)
Archivbild: Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht.
Copyright: U.S.Sec.ofDefense (Lambrecht); Jörg Zägel (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0 (Verteidigungsministerium)

Saarbrücken/Berlin (Deutschland) – Während in den USA Vertreter der UFO-Untersuchungsbehörde (AARO) dem US-Kongress Rede und Antwort stehen und Berichte vorlegen müssen, Regierungsmitglieder über den Stand der Untersuchungen zu unidentifizierten Flugobjekten und anomalen Phänomenen unterrichtet und auch Verteidigungsminister anderer Länder zum Wissens- und Sachstand in Sachen UFOs und UAP gebrieft wurden, fand eine solche Information bundesdeutscher Minister und Ministerinnen bislang noch nicht statt. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) hat nachgefragt.

Auf die Frage von GreWi-Herausgeber Andreas Müller, „ob auch die deutsche Verteidigungsministerin oder sonstige führende Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen der Bundesregierung, von Bundestags- und/oder Regierungsausschüssen, Ministerien oder auch Mitglieder der Bundeswehr jüngst über den aktuellen Wissens- und Sachstand bezüglich UFOs/UAP informiert/gebrieft wurden“, erhielt Müller am 11. Januar 2023 folgende Antwort von einem ein Sprecher des Verteidigungsministeriums:

Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Anfrage.

Generell und nicht als Bestätigung im Sinne der Fragestellung möchte ich darauf hinweisen, dass wir uns grundsätzlich nicht zu internen Gesprächen und Vorgängen äußern.

Zudem weise ich freundlichst auf meine Antwort vom 04.01.2022 hin, die weiterhin Bestand hat (Anm. GreWi: …GreWi berichtete): Für den Geschäftsbereich des BMVg kann ich mitteilen, dass wir die an uns gestellten Aufgaben in den Themenfeldern „Luftraum“ und „Weltraum“ 24/7 und an 365 Tagen im Jahr wahrnehmen. Dies beinhaltet auch die Identifikation und Analyse anfänglich ungeklärter Beobachtungen, auch um Gefahren für die Luft- und Raumfahrt abzuwenden. Die ressortübergreifenden Strukturen und Verfahren diesbezüglich sind Ihnen bekannt (siehe Antworten von Herrn Schröder an Sie). Da sich auch die anfänglich ungeklärten Beobachtungen im Rahmen der Analyse als erklärbar erweisen (z.B. als Lichtspiegelungen, Wetterereignisse wie Wolkenstrukturen, Weltraumschrott/-wetter ), ergibt sich seitens BMVg kein Grund für eine Thematisierung UAP/UFO.“ (fett und unterstrichene Hervorhebung durch den MBVg-Sprecher)

Einmal mehr entzieht sich das Bundesverteidigungsministerium mit dem Verweis auf den Umstand, dass man sich „grundsätzlich nicht zu internen Gesprächen und Vorgängen“ äußere, einer klaren Antwort, die ja schon in einem einfachen „Ja“ oder auch „Nein“ liegen könnte und im Ja-Falle mit dem Vertraulichkeitsverweis auch ausreichend bedient wäre.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
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Hierbei handelt es sich um ein Vorgehen, das schon viele Male zuvor bei ähnlichen Anfragen Müllers angewandt wurde; etwa dann, wenn Müller nach einer möglichen Beteiligung deutscher Ministerien oder der Bundeswehr an den UFO-Untersuchungen des US-Verteidigungsministeriums und der dortigen Geheimdienste fragte. Auf den Hinweis, dass die US-Stellen ausdrücklich von einer „Kooperation mit internationalen Partnern und Alliierten“ verweisen und Deutschland doch erwartungsgemäß einer der größten politischen wie militärischen Partner sei, erhielt Müller wiederholt keine Antwort auf die Frage („beteiligen sich deutsche Stellen an den Ufo-Untersuchungen der USA), sondern die Pauschalantwort: „Entwicklungen und Entscheidungen anderer Nationen kommentieren wir grundsätzlich nicht“ (…GreWi berichtete). Und dies auch, obwohl in der Frage gar nicht um eine solche Kommentierung gebeten wurde.

GreWi-Hrsg. Andreas Müller.Copyright: A. Müller
GreWi-Hrsg. Andreas Müller.
Copyright: A. Müller

Solche Antworten sind eine aus der Kommunikationsforschung bekannte Strategie und Taktik: Durch den Hinweis darauf, dass man sich aus diesen oder jenen Gründen grundsätzlich nicht über dieses oder jenes Thema äußere, umschifft man nicht nur eine direkte Antwort auf die eigentliche Frage, sondern verhindert auch weiteres Nachfragen und verwehrt (in diesem Fall als Pressesprecher des Verteidigungsministeriums) dem Fragesteller (in diesem Fall einem Journalisten mit Presseausweis) eine auch nur im Ansatz zufriedenstellende wirkliche Antwort. Tatsächlich könnte der Sachverhalt also die Nachfrage des Journalisten bestätigen oder aber auch verneinen. Tatsächlich könnte man die Antworten aber auch wie folgt übersetzen: „Egal was und wie sie uns fragen, eine wirkliche Antwort werden Sie nicht erhalten.“

Für Müller ist diese Strategie nicht nur unbefriedigend im Sinne einer journalistischen Arbeit Recherche und Berichterstattung: „Meine Intension ist eigentlich die, mit sauberer Recherche, ehrlichen und klaren Fragen auch Verschwörungsnarrativen entgegenzutreten. Stattdessen ist es aber genau diese Haltung von Pressesprechern eines Ministeriums, die konspirative Narrativen befeuern und fördern, weil sie ohne Not sehr viel Raum für Spekulationen aller Art lassen, statt eine klare Position zu beziehen.“

Für den Autor des 450 Seiten starken Kompendiums über „Deutschlands UFO-Akten“ sind die Null-Antworten einiger Regierungspressesprecher aber nicht zwingend ein direkter Beleg dafür, im Sinne der Erforschung von UFOs und UAP bei der Bundesregierung oder dem Militär etwas zu verbergen hat: „Eine solche Folgerung wäre derzeit reine Spekulation. Es ist zunächst vielmehr ein weiteres Beispiel für einen Trend in der politischen Informations- und Kommunikationspolitik, der auch von anderen Journalisten und Journalistinnen zu vielen politischen Themen beobachtet und kritisiert wird.

Im Interview mit der Deutschlandradio-Sendung @mediasres vom 2. Januar 2023 berichtet etwa die politische Korrespondentin Mey Dudin, die seit 2007 über für den Evangelischen Pressedienst über die Bundespolitik und das Handeln der Bundesregierung aus Berlin berichtet, zur Transparenz von Sprecherinnen und Sprechern von Ministerien und Regierung Folgendes:

„(…)Es war ein schleichender Prozess, wie sich das verändert hat, und es wurde in den letzten Regierungsjahren Angela Merkel immer schwieriger. Dieser direkte Kontakt also sprich: Ich rufe in der Pressestelle an, stelle eine Frage, hab eine Nachfrage zu bestimmten Themen und bekomme eine schnelle und unkomplizierte Antwort, das funktioniert überhaupt nicht mehr. Wir werden permanent darauf hingewiesen, wir sollen doch bitte eine Mail schicken und dann kriegen wir irgendwann eine Antwort. Und die Betonung ist hier halt auf ‚irgendwann‘. Meistens ist es nicht so, dass wir innerhalb von 20 Minuten eine Antwort bekommen, so wie es eigentlich nötig wäre, sondern erst Stunden später und oft überhaupt nicht mehr.“

Auf die Frage, warum das so ist, wo doch in den Presseabteilungen der Ministerien, von Politikern und Politikerinnen selbst oft ehemalige Journalisten und erfahrene Leute sitzen, die durchaus wissen, was Medienvertreter sich so wünschen, vermutet Dudin weiter, dass es bei den Pressestellen jüngst einen starken Fokus auf die sozialen Medien gebe, da man diese und die transportierten Botschaften besser kontrolliert könne. „Ich merke, dass die Antwort auf die klassische Pressearbeit – wir beantworten die Fragen der Journalistinnen und Journalisten – das findet gar nicht mehr so im großen Stil statt, wie es früher mal war. Ich glaube, dass dadurch auch bestimmte Faktenlagen auch unklarer werden. Wir bekommen Botschaften über die sozialen Medien. Wir bekommen sehr viele Pressemitteilungen, wo aber das Entscheidende überhaupt nicht drinsteht und haben aber weniger Möglichkeiten, gezielt nachzufragen und dies Antworten dann auch gleich zu verwenden.“

Als Beispiel für wenig überzeugende Kommunikationspolitik nennt die Journalistin den Umgang mit Presseanfragen zur plötzlichen Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke ohne erneute Sicherheitsüberprüfungen. Auf Anfragen darauf, wie das denn sein könne, sei man von den zuständigen Ministerien „regelmäßig mit Antworten vertröstet“ worden. „Plötzlich heißt es aus den Ministerien, ja, das sei vertretbar. Das ist eine Kommunikationspolitik, die ich jetzt nicht so überzeugend finde und auch nicht besonders vertrauensbildend.“

Die Journalistin fordert eine andere, bessere und transparentere Form der Pressearbeit: „Es wäre gut, wenn die Pressestellen telefonisch erreichbar wären und sprechen könnten – zu den ganz aktuellen Themen und zwar sofort.“ Als weiteres Beispiel nennt Dudin Situationen, wenn vom Kabinett Gesetzte auf den Weg gebracht werden. Hier sei es früher oft der Fall gewesen, dass die Entwürfe den Journalisten bereits vorab mit einer Sperrfrist vorlagen. „Da konnten wir uns dann einlesen, die Knackpunkte rausfinden. Diese Gesetzestexte liegen kaum noch vorab vor und wir wissen oft auch bis zum Morgen des Kabinetts überhaupt nicht, was für ein Thema drankommt. (…)“

Das vollständige @mediasres-Interview (Deutschlandfunk) mit Mey Dudin finden Sie HIER




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© grenzwissenschaft-atuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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